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Zwischen Kiwi-Koalition und Einheitsbündnis: Der CDU-Konservativismus ist futsch!

Wie schmerzhaft mag es für Friedrich Merz gewesen sein, dass Ricarda Lang jüngst in den Hafen der Ehe eingelaufen ist? Denn man hatte zuletzt durchaus den Eindruck gewinnen können, dass der CDU-Vorsitzende große Sympathien für eine Frau und Partei in sich hegt, zu der er in jeglichem Belang kaum unterschiedlicher dastehen könnte. Doch es ist wohl das Wissen um die Umfragewerte, die für die Zeit nach der Bundestagswahl nach derzeitigem Stand nur eine Koalition mit den Grünen oder der SPD für möglich erscheinen lassen – wenn man sich auch weiterhin in der starrsinnigen Haltung versteigt, auf Teufel komm raus die AfD umschiffen zu wollen. Wenngleich sich gerade auf Landesebene auch das BSW anbietet, so erachtet der Frontmann aus dem Konrad-Adenauer-Haus das Bündnis mit den Ökologisten wohl auch deshalb als am naheliegendsten, weil die Affinität zu Sahra Wagenknecht, Saskia Esken oder Lars Klingbeil bei weitem nicht so ausgeprägt sein dürfte wie zu Omid Nouripour, Robert Habeck oder Annalena Baerbock. Dass man im Zweifel auf dem Weg von München nach Stuttgart den Umweg über Hamburg in Kauf nimmt, um auf der A8 keinesfalls Alice Weidel begegnen zu müssen, mutet für ein erwachsenes Verständnis von Pragmatismus und Rationalität einigermaßen befremdlich an. Schließlich sollte man davon ausgehen können, dass man ab einem gewissen Alter zum Gespräch mit Menschen divergierender weltanschaulicher Couleur in der Lage und fähig ist. Stattdessen suhlt man sich in Scham und Ekel, weil man nicht nur Etikettierungen durch Faeser und Haldenwang Glauben schenkt. Sondern weil man schlichtweg zu bequem ist, um sich mit den programmatischen Standpunkten der Alternative für Deutschland auseinanderzusetzen.

Mit ein wenig gesundem Verstand wird jedem Normalbürger ohne Voreingenommenheit und Tendenziösität bei nüchterner Betrachtung der Positionen sofort auffallen, dass die inhaltliche Differenz zwischen der Union und den Blauen im Vergleich zu den weltanschaulich teils diametral abweichenden Akteuren aus dem Dunstkreis des Revivalsozialismus marginal daherkommt. Denn entgegen der Beteuerungen der Kirchen ist das Menschenbild der verhassten Gegner um Tino Chrupalla oder Björn Höcke sehr wohl mit christlichen Tugenden vereinbar. Denn bereits die Bibel formuliert ein Vorrangigkeitsgebot, welches die Nächstenliebe insofern relativiert, dass wir uns zunächst dem Ausgegrenzten in unserer eigenen Gruppe zuwenden sollen, ehe wir anschließend mit verbliebenen Ressourcen und Kapazitäten auch diejenigen aufnehmen können, die aus unserer Nachbarschaft aus tatsächlicher Not und existenzieller Bedrohung um Schutz und Obdach ansuchen. Und auch in anderen Themengebieten ist einigermaßen unklar, wie man als einst konservativer Vertreter mit einem Progressivismus konformgehen möchte, der eine ideologische Transformation diktiert, ohne dabei auf Verhältnismäßigkeit, Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit zu achten. In der Vorbereitung auf eine Allianz bröckelt der Widerstand gegenüber der Wärmepumpe – und Carsten Linnemann wird mit seinen Bedenken gegenüber einem plangesellschaftlichen Fanatismus des Klimaministers wiederkehrend von seinem Chef zurückgepfiffen. Da bahnt sich also zweifelsohne ein Miteinander an, das in Sachen Lähmung noch dramatischere Ausformungen annehmen könnte als die Ampel. Schließlich müsste man in elementaren Bereichen jegliches Profil und Charisma einer einst ehrwürdigen Größe verwaschen, das Erhard, Kiesinger oder sogar Kohl noch mit Vehemenz verteidigt hatten.

Es droht uns nicht nur ein „Weiter so“. Viel eher könnten sich manch verheerende Entwicklung noch dynamisieren, wenn man entgegen jeglichem Verstand an einer Brandmauer festhält, die in einer Volksherrschaft so unnütz ist wie ein Kropf. Und da helfen auch die großspurigen Ankündigungen des Oppositionsführers nicht, man fordere ausgerechnet als jene Kraft, die 2015 den migrationspolitischen Tabubruch beging, das Ausrufen einer nationalen Notlage – weil man kurz vor dem Wahltermin die ins Straucheln geratenen Spitzenkandidaten Michael Kretschmer und Mario Voigt zumindest heuchlerisch mit wohlfeilen Worten unterstützen möchte. Jeder Bürger, der bei den Alteingesessenen sein Kreuz macht, begibt sich in die Gefahr, am nächsten Messermord ebenso moralisch mitverantwortlich zu sein, wie an der wirtschaftlichen Rezession, der Beschneidung von Grundrechten und Meinungsfreiheit, der Preisgabe von Binarität und Sittlichkeit, des Offenbarens von kultureller Identität und abendländischer Tradierung, der Erosion der inneren Sicherheit und öffentlichen Ordnung oder dem Verzicht auf Rechtsstaatlichkeit und Verfassungstreue. Denn es spielt keine Rolle mehr, ob man sich nun für die CSU oder die Linke ausspricht. Die Homogenität des Einheitsbreis ist mittlerweile derart konsistent, dass man die Verschiedenheiten nur noch mit der Lupe erkennen kann. Insofern ist es eine Richtungsentscheidung an der Weggabelung zwischen Kontinuität, Abwracken und Veräußern unseres so hehr wiederaufgebauten Gefüges und seiner Prosperität einerseits. Sowie Mut, Courage und Entschlossenheit zu einer Abkehr von kollektivschuldiger Unterwürfigkeit und bunter Toleranzbesoffenheit andererseits.