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Wo ist das Haar in der AfD-Suppe? – fragt sich der frustrierte Gesinnungsjournalist…

Kommentar von Dennis Riehle

Während der Haltungsjournalismus ohne jegliches Wenn und Aber Robert Habeck als den nächsten Bundeskanzler feiert, Marco Buschmann zum besten Justizminister aller Zeiten kürt und in Olaf Scholz eine charismatische Führungspersönlichkeit erkennt, ist es in der Systempresse nur allzu immanent verhaftet, sich unter keinen Umständen mit einer Aussage hervorzutun, die Politiker der AfD in ein gutes Licht rücken. Und deshalb steht für einen Kommentator des FOCUS auf der Suche nach psychologischer Erklärungen für das Wahlverhalten der Ostdeutschen immer ein Glas Wasser bereit, wenn er plötzlich auf eine Resonanz stößt, die in der Realität des linken Mainstreams nicht sein darf – um es in den Wein der Wahrheit zu gießen. Ich kann mich also lebhaft in die Seele desjenigen Kollegen versetzen, der bei seinem Besuch in dem vom Rest der Republik über lange Zeit völlig außer Acht gelassenen Städtchen Raguhn-Jeßnitz auf eine völlig unerwartete Aussage der dortigen Bevölkerung trifft. Denn sie war in die Schlagzeilen geraten, weil man den ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Alternative für Deutschland gewählt hätte. Welche Schmach und Pein müssen es für einen eingefleischten und eingeschworenen Vertreter der Leitmedien doch sein, wenn selbst Anhänger von SPD oder Linken nach rund einem Jahr seit Amtsantritt zu dem Zwischenfazit gelangen, dass Hannes Loth einen exzellenten Job macht. Und so brauchte es natürlich krampfhaft gesuchte Einwände, die dieses Attest relativierten. Schließlich will man sich am Ende des Tages ja nicht vorwerfen lassen, ein ungeschöntes Bild über die Wirklichkeit in der weit von Berlin entfernten Peripherie gezeichnet zu haben. Denn die Ehre des Hofberichterstatters stünde damit auf dem Spiel.   

Tatsächlichkeiten sind in einer Gegenwart, in der das nicht sein kann, was ideologisch nicht sein darf, nur dann legitim und für die öffentliche Bekanntgabe geeignet, wenn sie zumindest im Nachklapp mit voller Breitseite gegen die Blauen schießen. Deshalb dürfte die Erleichterung beim Schreiberling groß gewesen sein, als er im gemütlichen Gasthaus auch auf jene stieß, die zwar die Arbeit ihres Gemeindechefs in höchsten Tönen lobten, aber gleichzeitig die Einschränkung hinterherschoben, dass sie mit der Partei wiederum wenig anfangen können. Zwar geben die Bewohner unverhohlen zu, dass ihnen die Politik der Grünen mit Blick auf ihre persönlichen Verhältnisse, das Eigentum und den Wohlstand die größten Sorgen bereitet. Allerdings wollen sie mit der Alternative für Deutschland nicht wirklich warm werden. In diese Kerbe schlägt sodann der reisende Reporter ein, indem er die Furcht vor den Ökologisten kurzerhand auf eine Indoktrination durch die sich nicht nur in Sachsen-Anhalt auf Erfolgskurs befindliche AfD zurückführt, die am Stammtisch Schreckgespenste über die Ampel verbreite. Und so ist der Kolumnist wieder voll auf Kurs, denn er bedient sich des mittlerweile altbekannten Instruments der Verzerrung, indem er den Spieß kurzerhand umdreht. Nein, der mündige Bürger braucht keine Infiltration, von welcher Seite auch immer, um zu dem nüchternen Befund zu gelangen, dass die Gefahr eben nicht von rechts ausgeht, sondern neben Islamisten vor allem auch von Nachhaltigkeitsfetischisten, die uns allen vorschreiben möchten, wie wir heizen, wie wir uns fortbewegen, was wir konsumieren, wie wir Energie produzieren, wie wir unsere Häuser sanieren, wie wir uns ernähren und wie wir denken sollen. Sie sind die Abrissbirne des erarbeiteten Wachstums – und lassen die Prosperität durch eine transformatorische Enteignung sukzessive abschmelzen.

Da die gesammelten Eindrücke ohnehin keine repräsentative Aufnahme abgeben können, bleibt es darüber hinaus müßig, weitergehend zu philosophieren, ob und warum das Zeugnis über die Partei einerseits und ihre Funktionäre andererseits mancherorts unterschiedlich ausfallen. Die Demoskopie macht immer wieder deutlich, dass sich eben doch eine nicht unerhebliche Gesellschaftsklientel inspirieren und ermutigen lässt, ihr Kreuz auf dem Stimmzettel außerhalb des Establishments zu setzen. Ob dies nun aus Trotz, Protest oder Überzeugung geschieht, bleibt am Ende dahingestellt. Jedenfalls belegt das Beispiel von vor Ort eine Einsicht, deren Verbreitung die Regierung am liebsten unterbinden würde. Denn offenbar kann die AfD politische Verantwortung übernehmen – und ihre Zuverlässigkeit dann auch überaus zielführend in der Praxis unter Beweis stellen. Was sich nun auf kommunaler Ebene abzeichnet, dürfte die Panik im Elfenbeinturm noch weiter anheizen. Schließlich erschüttert es die Weltsicht all der selbsternannten Verteidiger der Demokratie, wenn sich ein verhasster Konkurrent auch personell bestens aufgestellt gibt – und die Lorbeeren nicht nur als Vorschuss verdient hat, sondern sie als eine Würdigung für passables Engagement durch den Souverän direkt überreicht bekommt. Und da kann sich ein offenbar arg in seinen progressiven Gefühlen verletzter Muckraker noch so sehr bemühen, ein Haar in der Suppe finden zu wollen. Dauerhaft wird es nicht gelingen können, das Bewähren der Alternative in ihrer tagespolitischen Prüfung zu verschweigen, verdrängen oder unterdrücken. Denn zwischen Bitterfeld und Dessau hat sich letztlich offenbart, dass der Mut der Menschen belohnt wird, sich nicht von der Gesinnungsjournaille davon abhalten zu lassen, unliebsamen Wettbewerbern ihr Vertrauen zu schenken.

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