Kommentar von Dennis Riehle
Wenn man in diesen Tagen auf den Umgang des Establishments mit der AfD blickt, dann fühlt man sich an das Sprichwort vom Kaninchen und der Schlange erinnert. Einigermaßen hilflos holen die Alteingesessenen einen Kraftausdruck nach dem nächsten aus der Schublade, um mit irgendetwas nach dem Widersacher werfen zu können, der mit jeder Ausgrenzung, Diffamierung oder Verleumdung einen weiteren Prozentpunkt in den Umfragen gutmacht. Denn mittlerweile verstehen immer mehr Menschen, dass man weder mit einer Brandmauer, noch mit aberwitzigen Vergleichen zwischen Alice Weidel und Joseph Goebbels einen Blumentopf gewinnen kann. Das beständige Bemühen, sich um jegliche argumentative Auseinandersetzung mit den programmatischen Positionen der Alternative für Deutschland zu winden, begründet sich in der Infantilität und Trotzigkeit eigentlich erwachsener Menschen, die allerdings im hochbetagten Alter als aufgeschreckte Oma auf die Idee kommen, ihrem Dasein auch im fortgeschrittenen Abschnitt noch einmal einen Sinn zu geben – und gegen eine Wiederholung von 1933 anzustricken, anzukochen oder anzutrommeln. Es mutet tatsächlich wie im Kindergarten an, wenn man sich in kläglicher Frustration über die persönliche Leistungsbilanz und Lebensbiografie auf einen Diskurs über Mett und Hack Gehacktes zurückzieht. Und als wäre der ständige Leierkasten vom „Nie wieder“ nicht schon abgedroschen genug, hängt nun seit geraumer Zeit auch die Schallplatte einer Bundestagsvizepräsidentin – und prognostiziert uns angesichts der hohen Zustimmungswerte für Björn Höcke mehr oder weniger ausdrücklich den Wegfall des Rechtsstaates, das Wiedererstarken des Faschismus und den Untergang des Abendlandes.
Dass es nicht nur die Grünen selbst sind, die durch ihre Politik von Vielfalt, Veränderung und Vernunftlosigkeit gewillt die in einer rassistischen Manier während der Europameisterschaften geäußerte Missgunst gegenüber dem Weißen bis ins Extrem treiben, um im Zweifel die Legitimation der eigenen Spezies zu negieren, haben nunmehr auch Gesellschaftsteile verstanden, die bislang aus Gründen von Umweltschutz und Veganismus mit den Ökologisten sympathisierten. Mittlerweile ist man von der Einstelligkeit nicht mehr weit entfernt. Und dennoch verharrt man in einer postpubertären Dickköpfigkeit – und wünscht sich bei Bedarf eine andere Demokratie herbei, in der ganz zufällig vorbeikommende Passanten als Bürgerräte über die Zukunft unserer Republik entscheiden. Was nicht passt, wird passend gemacht. Und so konstruieren sich die Gegner und Feinde der Blauen eine Wirklichkeit, vor der sie sich früher oder später selbst in ihrem Elfenbeinturm in Sicherheit bringen müssen – während der kleine Mann von unseren Polizisten erfährt, dass die Behörden ihn auf Festivitäten oder beim Gang zum Bäcker vor Macheten nicht mehr schützen können. Unter dem Regenbogen ist Reflexion, Selbstkritik oder Umkehr kein Thema. Da kämpft man gegen die kritische Opposition genauso wie gegen eine Erderwärmung, für die man wider jegliche physikalische Erkenntnis eine ausschließlich anthropogene Ursache ausmacht. Aber genauso, wie sich unser Klima von CO2-Emissionen unbeeindruckt zeigt, geht auch die Taktik der Moralisierung, Gängelung und Abstempelung eines Herausforderers nicht auf, der sich sicherlich manch eines Populismus bedient – aber die Sensitivität für das Erkennen, Benennen und Ernstnehmen omnipräsenter Probleme und Nöte der einfachen Bürger aufweist. Entgegen anderslautender Darstellungen haben die Alternativen Konzepte und Lösungsvorschläge, die für die sanftmütige Seele der ewiggestrigen Toleranz durchaus eine Zumutung darstellen mögen.
Aber sowohl die Forderung nach einer konsequenten Remigration, als auch das Eintreten für einen Stopp der verkopften Transformation oder der geschlechterneutralen Rebellion einer nonbinären Minderheitendiktatur haben etwas Anrüchiges oder gar Verfassungsfeindliches an sich. Dass sich Sorge breitmacht, wenn eine Partei den Vorschlag plebiszitärer Verhältnisse auf den Tisch legt, in deren Rahmen der Souverän nicht nur alle vier Jahre zwei Kreuze auf dem Stimmzettel machen darf, sondern bei wegweisenden Abwägungen über das Morgen durch eine Befragung des Volkes einbezogen wird, ist nur allzu nachvollziehbar. Denn letztlich hat man sachinhaltlich den bisweilen radikal anmutenden Überzeugungen der AfD nichts entgegenzusetzen. Das bloße Drehen an Stellschrauben und die Kaschierung existenzieller Bedrohungen haben nicht erst seit Solingen ausgedient. Ein in der Integrität und Unversehrtheit angegriffenes Kollektiv gibt sich mit Versprechungen keinesfalls mehr zufrieden. Und es wartet auch nicht länger darauf, dass sich die Schockstarre derjenigen löst, die in einem theatralischen Schauspiel schluchzend und grämend Bestürzung darüber äußern, dass der von ihnen importierte Islamismus nicht etwa auf einen Kuschelkurs aus ist. Sondern seine Ambitionen messerscharf verdeutlicht. Unser Miteinander braucht keine symptomatische Behandlung eines gigantischen Kontrollverlusts, der sich als Bankrotterklärung gegenüber jenen Geistern entpuppt, die man 2015 in vollem Bewusstsein rief. Und so keimt ein wenig Mitleid auf, wenn Ricarda Lang, Saskia Esken oder Kevin Kühnert nur noch wild um sich schlagen, weil das Wasser bis Oberkante Unterlippe steht – und die Uhr nicht nur fünf vor zwölf anzeigt, sondern den Zenit längst überschritten hat. Bisher haben sie den Deutschen zum Opfer ihrer woken Mentalität gemacht. Jetzt aber schlägt der Boomerang an der Wahlurne zurück. Und um es mit Katrin Göring-Eckardt zu sagen: „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf“.