Kommentar von Dennis Riehle
Wer ständig auf rohen Eiern tanzt, sollte sich nicht wundern, wenn er dabei keine gute Figur macht. Was sich Friedrich Merz in den vergangenen Tagen an zwei Schritten vor und fünf wieder zurück geleistet hat, disqualifiziert ihn als Bundeskanzler bereits vor den Wahlen am 23. Februar. Er klopft manchen Mörtel aus der Brandmauer, um sie einige Stunden später wieder mit dickem Kitt zu reparieren – und den zeitweiligen Anflug von Vernunft zu kaschieren.
Zunächst schwadroniert er von einer diametralen Umkehr in der Migrationspolitik – und zeigt sich dabei unbeirrt, von welchem zufallsmäßigen Partner die Union stimmliche Unterstützung bekommt. Kurz darauf lässt er einen Passus in den entsprechenden Antrag für das Parlament einfügen, der noch einmal explizit darauf hinweist, dass jegliche Form der inhaltlichen Kooperation mit der AfD ausgeschlossen ist. Er will seinen Kurswechsel explizit nicht als Angebot in Richtung Alice Weidel verstehen. Denn als wenn die Spitzenkandidatin der Blauen eine infektiöse Gestalt wäre, schottet sich der CDU-Vorsitzende mit allem von ihr ab, was die Demokratie an Unsitte zu bieten hat. Hier geht es also explizit nicht um Deutschland, sondern um den waghalsigen Versuch, im Spagat zwischen der Anbiederung an das Einheitskartell aus Grünen wie SPD auf der einen Seite und einer irgendwie plakativen Reaktion auf das Messerattentat von Aschaffenburg andererseits die passende Balance und Contenance zu finden. Wer bei diesem Drahtseilakt verkennt, dass an erster Stelle die Erlangung von Macht und Einfluss, aber nicht das Wohlergehen unseres Volkes steht, dem ist letztlich kaum noch zu helfen.