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Sylter Ablenkungsmanöver: Die Haltungsjournaille verweigert sich der Thematisierung jugendlicher Verlustängste!

Kommentar von Dennis Riehle

Es waren Formate wie „FAZ“, „Focus“ oder „BILD“, die es über lange Zeit schafften, sich zumindest nicht allzu auffällig dem Linksdrall anzuschließen, der eine ohnehin progressive Branche in den vergangenen Jahren immer weiter in Verruf brachte. Heute muss man sich dafür schämen, vor vielen Jahren den Job des Journalisten ergriffen zu haben – um sich jetzt in einer Zunft wiederzufinden, in der eine übergroße Zahl an Mitgliedern sämtliche Maßstäbe der Publizistik mit Füßen tritt. Besonders eklatant ist dies mit Blick auf die Prämissen der Objektivität, der Ausgewogenheit, der Sorgfalt und der Wahrhaftigkeit. Hierzu gehört es also auch, Schlagzeilen und Meldungen entsprechend ihrer Brisanz und Bedeutung für die Allgemeinheit zu priorisieren. Dass die Reihenfolge gerade auch bei der Tagesschau durcheinander kommen kann, weil kurzerhand ein Grünen-Abgeordneter beim Chefredakteur durchklingelt und entsprechende Wünsche anmeldet, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Und deshalb dürfte es auch nicht überraschen, dass man beispielsweise den Sturm auf das Göttinger Rathaus oder die propalästinensische Besetzung der Humboldt-Universität in Berlin unter den Tisch fallen ließ, um den Fokus auf eine entlegene Strandbar in Kampen zu lenken, vor der sich im Suff einige junge Menschen zu Parolen hinreißen ließen, die jedes Wochenende in irgendeiner Kneipe dieser Republik ausgestoßen werden dürften – bislang allerdings deshalb nicht beachtet wurden, weil sie in ihrem Sensationsgehalt mit jenem des chinesischen Reissacks konkurrieren. Aber da wir in einer besonderen Epoche leben, die das Regieren für die Ampel immer schwieriger macht, unterlässt es der zumindest mit einer indirekten Presseförderung unterstützte Muckraker geflissentlich, sich denjenigen Themen zuzuwenden, die für unser Volk von einer existenziellen Bedeutung sein könnten.

Denn während sich das Pony auf Sylt noch Gedanken darüber macht, wie es nach den Bildern einer alkoholisierten Schnöselbande gegebenenfalls an Schadenersatz kommen kann, erreichen uns über die unabhängigen Portale schon wieder Meldungen über mögliche Gewalttaten mitten in unseren Großstädten, die man beim WDR und andernorts im Zweifel als regionale Ereignisse abtut – und dafür den nördlichsten Zipfel Deutschlands kurzerhand zum Nabel der Welt erklärt. Und so gleicht es mittlerweile einem paranoid anmutenden Verhalten einer mit Cannabis oder zumindest ideologisch wirkenden Halluzinogenen versorgten Medienwelt, sich über Stunden und Tage dem Skandieren über plattes Gegröle enthemmter Nachkömmlinge zu echauffieren – und mancherorts sogar vor der unverantwortlichen Geschichtsglättung nicht zurückzuschrecken, dass es sich bei den aktuellen Ereignissen an der Waterkant um ein Äquivalent zur Bücherverbrennung von 1933 handele. Mit einer vernünftigen Berichterstattung hat all das nichts mehr zu tun. Und so sind auch die Mahnungen des „Welt“-Kolumnisten Jörg Wimalasena ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die in diesen Tagen um einen geliebten Menschen trauern, der von islamistischen Gästen mit einem Messer drangsaliert wurde – über den die meisten Schreiberlinge aber kein einziges Wort über die Lippen brachten. Dieser Journaille ist mittlerweile jegliches Maß verloren gegangen, das Wichtige vom Transwichtigen zu unterscheiden. Sie zeichnet in vollem Bewusstsein ein Bild über eine Realität, die sich mit der Wahrnehmung der allermeisten Menschen nicht mehr deckt – und eine parallele Wirklichkeit zeichnet, die das Wesentliche verschweigt.

Denn statt uns mit der Frage zu beschäftigen, ab wieviel Promille man noch in der Lage ist, seine Zunge einigermaßen zu kontrollieren – und sich von allzu plumpen und platten Pöbeleien loszusagen, wäre es der Auftrag einer ehrlichen Kommentierung, entsprechende Gedanken daran zu verschwenden, auf welchem Nährboden solche Eskapaden überhaupt entstehen können. Denn den kommenden Generationen wird mittlerweile nicht nur durch ihre tägliche Konfrontation mit manch einem gängelnden, mobbenden und prügelnden Schulkameraden aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen bewusst, dass die Rollen vom Einheimischen und Gast zunehmend aufweichen – und unsere Zivilisation hierzulande vor dem Übergang von einer Wesenseinheit in die andere steht, an dessen Ende auch die bisherigen Mehrheitsverhältnisse vertauscht sind. Es geht also zweifelsohne die Furcht um, dass unsere Kleinsten später einmal ohne Heimat dastehen – während sich diejenigen unsere Breiten Untertan gemacht haben, die aus ihren Sphären nicht etwa geflüchtet sind, weil sie dort einer Verfolgung ausgesetzt waren, sondern lediglich nach einem besseren Leben Ausschau hielten. Und so ist es mehr als fahrlässig, wenn Kollegen in ihren Artikeln aktuell dazu aufrufen, die Geschehnisse am norddeutschen Ballermann nicht zu beschönigen – und gleichzeitig kein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren, dass die Stimmung bei uns nicht ohne Grund kippt. Da hat es nichts mit einer Verehrung des Nationalsozialismus oder des einstigen Führerkults zu tun, wenn sich einige Halbstarke auf ihrer Abschlussfahrt einer Neuinterpretation von Gigi D’Agostinos „Toujours L’Amour“ widmen.

Sondern da bricht sich eine massive Verunsicherung Bahn, welche die Regenbogen-Fraktion aber auch deshalb nicht erkennen will, weil sie ihre Lebensphilosophie des hypotoleranten Duckmäusers in Gefahr sieht – würden sie das Konzept von Pluralismus und Globalismus für gescheitert erklären müssen. Selbstverständlich muss jeder Gruppe auf diesem an sich geordneten und regelbasierten Planeten ein bedingungsloser Anspruch auf ein Fleckchen Erde zustehen – welcher sich auch nicht dadurch verwirkt hat, dass es unter unseren Vorfahren tatsächlich viele verirrte Seelen gab, die einem authentischen, grausamen und unverzeihlichen Faschismus zugejubelt haben. Wer uns nun suggerieren will, dass an den Dünen von Westerland ein neues Lüftchen des Rassismus weht, verklärt die Vergangenheit in einer schändlichen Art und Weise – und reitet weiterhin auf einer Kollektivschuld herum, mit der sich unsere Jugend nur allzu verständlich nicht mehr identifizieren kann und will. Sie motiviert viel eher der Wille um Einheit, Fortbestand und Stabilität ihres angestammten Miteinanders. Diese substanzielle Verlustangst ist der eigentliche Skandal der Gegenwart. Denn sie prangert einen nicht erst mit der „Wir schaffen das!“-Kanzlerin ausgelösten Kontrollverlust an, in dem es denkbar wurde, dass in immer mehr Bildungseinrichtungen bis zu 99 Prozent der Erstklässler kein einziges Wort Deutsch mehr sprechen – und damit jegliche Merkmale fehlen, welche einem hier verwurzelten Sprössling zum Gefühl der Deckungsgleichheit und Kongruenz verhelfen können. Und so muss sich niemand mehr in den Redaktionen darüber wundern, dass das Vertrauen in die vierte Gewalt am Boden liegt – die Missgunst angesichts der tendenziösen, voreingenommenen und von Lügen zersetzten Arbeitsmoral bei ÖRR und Co. allerdings immer größer wird. Man kann sich als rechtschaffender Akteur von diesem Gebaren nur distanzieren – und ich empfinde für diese Berufsgenossen mittlerweile nur noch Mitleid, Unverständnis und Ärger.

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