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Schockwerte der Linken müssen besonders die AfD erwecken: Wo bleibt die blaue Aufholjagd?

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „AfD und Linke legen in Nachwahlwoche zu“ (aus: „n-tv“ vom 04.03.2025)

Schon beim Ergebnis der Bundestagswahl blickten die Menschen einigermaßen überrascht auf die Werte der Partei Die Linke. Zwar hatte sich in den Umfragen angedeutet, dass sie eine beispiellose Aufholjagd an den Tag legen würde. Doch das Resultat war schon damals einigermaßen erstaunlich. Dass Heidi Reichinnek und Jan van Aken im neuesten Trend von RTL und Forsa weitere Zugewinne verbuchen und 12 Prozent einfahren können, bedingt gerade von den politischen Gegnern eine Ursachenanalyse. Schließlich zeigt sich ein Phänomen, das in dieser Ausprägung durchaus Seltenheitswert besitzt. Dass sich in einer Gesellschaft Polarisierung zeigt, ist nichts Neues. Die politischen Ränder haben sich in der Vergangenheit auch deshalb immer wieder neu gefestigt, weil die sogenannte Mitte sukzessive versagt. Es ist also eher ein Profitieren von den Defiziten und Mängeln der Etablierten von CDU bis Grünen, von SPD bis FDP. Und vor allem bei der Nachfolge der SED lassen sich die Hinzuverdienste nur allzu beschränkt auf eigene Lösungsvorschläge zurückführen. Immerhin setzt sie auf nicht mehr als Phrasen und Polemik. Sich bewährt habende oder konsistent abklopfbare Maßnahmenkataloge, die nicht nur finanzierbar und rechtlich umsetzbar sind, sucht man bei ihr vergebens. Denn sie lebt im Zweifel auf Pump.

Und so stellt sich für den Souverän oftmals nur noch die Frage zwischen gesundem Patriotismus und Sozialismus, zwischen Geschlechterlosigkeit und klassischer Familientradition, zwischen Klimahysterie und verantwortungsvollem Umweltschutz, zwischen Selbstverteidigung und Ausverkauf der Bundeswehr, zwischen Sozialleistungen für alle und Nothilfe für die eigene Bevölkerung, zwischen offenen Grenzen und Remigration, zwischen einem autonomen Europa und Bindungen nach Ost oder West, zwischen konsequenter Meinungsfreiheit und Einebnung auf eine Staatsdoktrin, zwischen Planwirtschaft und Wettbewerb. Und hierbei sind vor allem die nachwachsende Generation und all jene Junggebliebenen besonders in ihrem Ermessen gefordert, welche einen Großteil ihrer Zukunft noch vor sich haben. Je länger Epochen andauern, die von einem „Weiter so“ getragen sind, umso wahrscheinlicher wird der Reiz und die Sehnsucht nach dem Extremen. Denn nur mit einer solchen Stringenz lässt sich im Zweifel eine Veränderung herbeiführen. Und hierfür gibt es zwei diametral verschiedene Szenarien. Bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit hängt viel davon ab, ob der Einzelne dazu bereit ist, offensichtliche Widersprüche in der Programmatik zu erkennen und die vernunftorientierte Plausibilitätslosigkeit von Heilserwartungen zu reflektieren.

Will man künftig unter der Regenbogenflagge oder Schwarz-Rot-Gold aufwachen? Glaubt man tatsächlich an ein friedvolles Miteinander des Islamisten mit dem LGBTIQ-Aktivisten, die in freundschaftlicher Umarmung für den Erhalt der Queerness gen Mekka beten? Wird das Geld an Bäumen wachsen oder ist man bereit, einen Beitrag zu Wachstum, Wohlstand und Prosperität zu leisten? Verlässt man sich im Zweifel auf den tüchtigen Nachbarn und legt sich selbst in die Hängematte? Führt uns die unter dem Deckmantel der Work-Life-Balance kaschierte Bequemlichkeit in den ökonomischen Ruin? Triggern wir unsere Bringschuld bis ins Unendliche, damit von unserer Spezies am Ende nichts mehr übrig ist – aber wir in der vollständigen Verdrängung zu der entlastenden Erkenntnis kommen, Haftung für etwas übernommen zu haben, wofür wir eigentlich nichts können? Was die auf TikTok auftretenden Protagonisten in kommunistischer Ideologie an Versprechungen und Traumbildern in die Landschaft zeichnen, mag verführerisch sein. Tragfähig ist es schon allein deshalb nicht, weil bereits die DDR daran zerbrochen ist. Doch solange es den politischen Gegnern wie der AfD durch eine peinliche Performance im Vorfeld des Urnengangs zur Bürgerschaft in Hamburg nur allzu schwer gelingen mag, vor die Welle utopischer Märchen von Marx und Engels zu kommen, wird es stets bei einem Hinterherjagen bleiben.