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Schluss mit doofen Mettbrötchen: Der Wahlsonntag als Revival von „Wir sind das Volk“!

Kommentar von Dennis Riehle

Wenn man sich heutzutage als bürgerlich, konservativ oder rechts bezeichnet, gerät man schnell ins Abseits. Denn in einer Öffentlichkeit, die sich maßgeblich auf den Zeitgeist verlässt, wird von Politik und Medien vor allem eine linke Gesinnung als hehr und wertvoll hofiert. Eklig und bäh ist hingegen, Patriotismus zu leben und Nationalstolz zu empfinden. Dass sich von dieser Brandmarkung aber immer weniger Menschen in unseren Breiten beeindrucken lassen, hängt nicht zuletzt mit der täglich offensichtlicher werdenden Meinungskampagne zusammen, zu der sich ein moralinsaures Bündnis aus etablierten Parteien, Unternehmen, Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden entschlossen hat. Doch Diffamierung, Denunziation und Drangsal sind in aller Regel ein Bumerang, der früher oder später auf diejenigen zurückfällt, die sich mit ihrem Ansinnen der Ausgrenzung eines ungeliebten Gegners verhoben haben. Dass sich ein Wahlkampf vor allem auf die stupide, profane und einfältige Herabwürdigung einer einzelnen Person oder weltanschaulichen Kraft fokussiert, lässt auch Rückschlüsse über den intellektuellen Zustand eines Miteinanders zu. Da wird nicht mehr über Sachinhalte debattiert, sondern man beschränkt sich auf die wortgewaltige Ausdrucksstärke verantwortungsloser, sinnfreier und perfider Vergleiche mit der Vergangenheit, die allerdings jene entlarven, die im Geschichtsunterricht offenbar nur physisch anwesend waren. Und während die Republik also noch immer auf die Zeitenwende wartet, die der Bundeskanzler angekündigt hat, dürften die Wahlergebnisse in Ostdeutschland tatsächlich eine Zäsur sein. Denn es scheint der Moment gekommen, nicht nur in einer Trotzreaktion auf die Etikettierung und Abstempelung „jetzt erst recht“ die AfD zu favorisieren.

Sondern der mündige Souverän wird sich darüber bewusst, dass in der ohnehin angeschlagenen Demokratie weder Verfassungsschutz noch andere Instanzen irgendein Recht auf Einflussnahme der unabhängigen und unbehelligten Entscheidung des Bürgers im Stimmlokal haben. Denn der ständige Leierkasten von einem Wiedererstarken des Faschismus ist mittlerweile genauso überzeugend wie das totgerittene Pferd einer permanenten Warnung vor den Konsequenzen einer etwaigen Regierungsverantwortung der Alternative für Deutschland. Die Stilisierung und das Heraufbeschwören eines Schreckensbildes für den Fall einer deutlichen Mehrheit der Blauen, denen mit einem Schuss in den Ofen willfähriger Supermärkte zu weiterem Antrieb verholfen wurde, zieht schon alleine deshalb nicht mehr, weil sich gerade Bevölkerungsteile einer Erziehung oder Belehrung entgegenstellen, die 1989 nicht umsonst „Wir sind das Volk“ skandierten. Es ist sämtlichen Konkurrenten von CDU bis Grünen nicht gelungen, mit Mett oder Gehacktem, mit Weltuntergangsprophetien oder Nazi-Relativierungen, mit Regenbogen oder erhobenem Zeigefinger auch nur ansatzweise das zu erreichen, was man sich in einer postpubertären Starrsinnigkeit erhoffte. Stattdessen hat man einen Bärendienst erwiesen, weil man sämtliche Ressourcen und Kapazitäten für das Niederknüppeln eines Wettbewerbers aufgebraucht hat, der nur wenig Eigenleistung liefern musste, um in den Umfragen sukzessiv Prozentpunkte hinzuzugewinnen. Dabei wäre es gerade in der momentanen Situation erheblich gewesen, sich mit den tatsächlichen Problemen im Alltag des kleinen Mannes zu befassen. Und ihm geht es nur bedingt um die Abwägung zwischen Wärmepumpe und Solarzellen, zwischen Rindfleisch und Sojaburger oder zwischen :innen und :außen.

Insbesondere die messerstechenden Realitäten haben als Sinnbild für das Lagebild der Nation sämtliche Bestrebungen zum Rohrkrepierer gemacht, das Scheitern und Versagen der Merkelianer, Vielfaltsfetischisten und Ökosozialisten zu vertuschen. Der Identitätskampf um die Deutungshoheit, wie unsere kulturelle, religiöse und soziale Zukunft aussehen soll, hat jegliche Ablenkungsmanöver der Alteingesessenen übertönt, mit dem Mundtotmachen spöttischer Kritiker der Figürlichkeit von Ricarda Lang auch nur den Hauch eines Mitleidsbonus zu erhaschen. Wir sind inmitten der Emanzipation eines aus dem Dornröschenschlaf aufwachenden Gefüges, das man mit der Monotonie von Olaf Scholz und Robert Habeck eingelullt hatte. Eine diametrale Trendumkehr können nur diejenigen vollbringen, die ohne die Last des Tabubruchs schrankenlos geöffneter Grenzen, der Beschneidung grundlegender Befugnisse während der Corona-Pandemie und die Versuchsanordnung einer ideologischen Transformation agieren können. Und so brauchte es auch keine Hellseherei, um eklatante Wählerwanderungen zu prognostizieren, die selbst die kanalisierte Union teils massiv federn lassen. Es mag viel zu lange gelungen sein, einem lethargisch anmutenden Deutschen Alice Weidel oder Björn Höcke als die Reinkarnation des Bösen zu verkaufen. Doch das Manöver der Verdummung unserer Gesellschaft hat seine Grenzen. Markieren wir den September 2024 in unserem Kalender. Denn es war der Augenblick, als sich Katrin Göring-Eckardts Worte verwirklichten: „Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich sag’s euch eins: Ich freue mich drauf!“.