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Quo vadis, AfD? – Querelen und Affären als Gelegenheit zur Neujustierung!

Kommentar von Dennis Riehle

Die AfD hat einen enormen Dämpfer bei den Kommunalwahlen in Thüringen erlitten. Das zumindest behauptet die Haltungspresse in all ihren Schlagzeilen – und legt für diese Aussage den Maßstab an, man habe einen Durchmarsch zur absoluten Mehrheit erwartet. Dieses Zugeständnis wiederum macht unverhohlen deutlich, wie realistisch die Systemmedien mittlerweile die Einflussmöglichkeit und das Potenzial der Blauen einschätzen. Dass die teils zweistelligen Zuwächse allerdings fragil sein können, das sollte man sich angesichts der internen Querelen in der Partei verdeutlichen. So war es ein nicht gekonnter Umgang mit den in der Sache zwar nicht falschen, aber zu einer Unzeit geäußerten Verlautbarungen des Spitzenkandidaten zur Europawahl. Maximilian Krah hatte sich in einem Interview unnötigerweise auf eine Debatte über die individuelle Schuld der Anhänger und Mitläufer der SS eingelassen – und damit zu einem endgültigen Bruch mit dem französischen Partner Rassemblement National beigetragen, der zwar ohnehin überfällig gewesen ist, gleichzeitig aber wiederum von der Journaille dazu missbraucht wurde, einen neuen Skandal zu zimmern. Dieser Gefahr hätte sich der Parlamentarier durchaus bewusst sein müssen – wenngleich die Reaktion des Bundesvorstandes um Alice Weidel und Tino Chrupalla unter nachvollziehbarem Zugzwang einigermaßen überzogen war. Mit dem verhängten Auftrittsverbot und der Ausgrenzung aus der Führungsriege fügte man dem Ansehen der Alternative für Deutschland nicht nur nach außen einen erheblichen Schaden zu – der zweifelsohne vermeidbar gewesen wäre, hätte man in Geschlossenheit auf den Kontext hingewiesen, welcher die Einlassungen zweifelsohne in ein vertretbares und erklärendes Rahmengerüst einbetten würde.

Und als sei man nicht bereits genug in inszenierte Affären und orchestrierte Dämonisierung verstrickt, entschied sich eine Gruppe um den nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden Vincentz daraufhin ohne Not, kurz vor der anstehenden Mitgliederversammlung den beliebten, erfolgreichen und couragierten Abgeordneten Matthias Helferich mit einem Ausschlussverfahren zu belegen. Mit diesem eindeutigen Schachzug der Illoyalität und des Verrats offenbarte sich ein altes Lagerdenken um des alleinigen Machtanspruchs willen, welches man nach leidvollen Erfahrungen in der Vergangenheit eigentlich als überwunden betrachtet hatte. Wenngleich es kein Geheimnis ist, dass die Strömungen in ihren jeweils weltanschaulichen Überzeugung kaum weiter voneinander entfernt sein könnten, würde doch zumindest der gemeinsame Nenner verbinden, sich als eine einheitliche Kraft zu verstehen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, als einzig nennenswerte Opposition in diametralem Widerspruch zum Establishment zu stehen. Stattdessen öffneten sich mühsam zugeschüttete Gräben zwischen den eher wirtschaftsliberalen Anhängern um den damaligen Frontmann Jörg Meuthen einerseits – und den Fans des nationalkonservativen Duktus um Björn Höcke andererseits. In der externen Wahrnehmung verhaftet nun ein Bild von einer durchaus zerstrittenen und sich selbst bekriegenden Partei, welches dazu geeignet scheint, manch einen Wähler noch einmal dazu zu bringen, gerade mit Blick auf die Abstimmungen am 9. Juni an seiner Absicht des Kreuzes bei der Alternativen zu zweifeln. Insbesondere für jene Fürsprecher, die bisher vor allem aus Protest und weniger in Überzeugung votiert hätten, könnten die Scharmützel durchaus ein Beweggrund sein, sich entweder in Richtung der CDU zurück zu orientieren – oder sich beispielsweise den kleineren Wettbewerbern wie „Bündnis Deutschland“ oder „Die Heimat“ zu widmen.

Gleichzeitig gibt es aber keinen Grund für Verdruss. Zwar kann man nicht bedenkenlos davon ausgehen, dass die AfD flächendeckend von möglichen Auswirkungen dieser immanenten Schmutzkampagne unter den eigenen Leuten verschont bleibt. Trotzdem hat sie mittlerweile ein derart gefestigtes Stammklientel, das auch in besonders schwierigen Zeiten zu Solidarität und Zusammenhalt bereit ist. Überdies wäre es nun die völlig falsche Entscheidung, der zerbrochenen Brüsseler Gemeinschaft nachzutrauern. Denn sowohl Le Pen wie auch Meloni haben sich als äußerst instabile, niederträchtige und egozentrische Charaktere erwiesen, denen es allein um ihren persönlichen Erfolg geht – und die dafür auch ihre ideologische Seele verkaufen würden. Das belegt nicht zuletzt die enge Kooperation mit Ursula von der Leyen, für die man sich einer Anbiederung an die herrschende Klasse hingegeben hat – die die Alternative aber glücklicherweise nicht zu beneiden scheint. Inwiefern sich nach den Resultaten des nächsten Wochenendes neue Möglichkeiten im Plenum eröffnen, beispielsweise mit anderen Kräften ein neues Bündnis, eine Gruppe oder gar eine Fraktion einzugehen, dürfte sich maßgeblich daran ausmachen, inwieweit auch andere Mitspieler auf dem politischen Tableau ein allzu offensichtliches Schauspiel durchblicken, das man von Seiten der ID-Bewegung veranstaltet. So könnte ein Fingerzeig an die österreichische FPÖ gehen, die in weiten Zügen programmatisch und personell mit den Blauen hierzulande harmonisiert – und ebenfalls deutlich stärker patriotisch als ökonomisch ausgerichtet ist. Daher kann ein reinigendes Gewitter oftmals eine gute Gelegenheit sein, die Fühler nochmals auszustrecken – und nach Kontakten zu suchen, die man bisher aus Gründen der Sittlichkeit schamhaft vermied. Sollte es innerhalb der Partei gelingen, eine eindeutig identitäre Handschrift dominierend zu platzieren, könnte man sowohl Authentizität beweisen – aber in einem frischen und unverbrauchten Miteinander souveräner Partner auch allfälliges Rückgrat zeigen.

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