Bei manchen Berufen der Gegenwart hat man als konservativ denkender Mensch den Eindruck, man lebe in einer Welt der postpubertären Idealisten, die sich zwar einerseits zu schade dafür sind, Bürgergeld zu beziehen – andererseits aber nicht davor zurückschrecken, sich mit Blick auf ihren Job in einer gewissen Selbstüberschätzung der Lächerlichkeit preiszugeben. Und so sind es beispielsweise Influencer oder Faktenchecker, deren Mission ich zwar verstehen mag – deren Bedeutung für unsere Gesellschaft aus meiner Perspektive aber einigermaßen begrenzt bleibt, welche mir persönlich ein gewisses Mitgefühl abringen. Ähnlich ergeht es mir mit den sogenannten Experten, die uns mittlerweile täglich die Welt erklären wollen – und dabei nicht selten auf Bevormundung, Manipulation und Vereinnahmung setzen. Dass es in einer Demokratie aber keine Betreuung beim Denken braucht, scheint denjenigen nicht mehr bewusst zu sein, deren Verständnis über unsere freiheitliche Grundordnung wackelt – weil sie nicht zuletzt die Autonomie und Integrität des Einzelnen zu negieren bemüht sind. So steht es weder der vierten Gewalt, noch Wissenschaftlern oder Politikern zu, sich mit einer bestimmten Erwartungshaltung derart exzessiv in die Meinungsbildung von uns allen einzumischen, wie dies mittlerweile schamlos aus unterschiedlichsten Richtungen geschieht. Informationsmonopolismus ist eine typische Eigenschaft von totalitären Systemen. Deshalb ist er in unseren Breiten völlig fehl am Platz – und gehört stattdessen auf den Müllhaufen der Geschichte. Dass wir an diesem Punkt bedauerlicherweise noch nicht angekommen sind, das beweist mir aktuell wiederum ein Psychologe im Interview mit dem Magazin „Focus“. Jens Lönnekers Leidenschaft ist die Begutachtung der Tiefe unserer Seele. Und so hat er in seiner Forschung unter anderem auch erkundet, wie die Deutschen das Fernsehen oder Radio konsumieren – und wie sich deren Nutzung auf die Persönlichkeit oder Charakterlichkeit des Einzelnen auswirkt. Es ist schon einigermaßen grotesk, dass sich wieder einmal ein Lehrender dazu aufschwingt, der breiten Masse deklinieren zu wollen, wie man beispielsweise die Zeitung „richtig“ liest. Normalerweise sollte dies von oben nach unten und Satz für Satz geschehen. Aber um diese Feinheiten geht es ihm gar nicht.
Stattdessen möchte er aus seiner hochmütigen Arroganz von der Metabeben aus aufzeigen, wie sich insbesondere das priorisierende und selektive Inhalieren von Artikeln auch auf die politische Gesinnung niederschlägt – und mit ihr in einer wechselseitigen Beziehung steht. Wenig überraschend, beschäftigt er sich also vor allem mit den sozialen Plattformen und eher rechts orientierten Blättern, die aus seiner Blickwarte heraus das Potenzial hätten, uns zu radikalisieren und in eine „falsche“ Sackgasse abbiegen zu lassen. Was wir also momentan ohnehin schon gewohnt sind, passiert nun auch in diesem Gespräch mit einem offenbar progressiv gestimmten Fachmann: Man möchte dem Souverän das Wählen der AfD madig machen. Denn es scheint ein desillusionierender, schockierender und befremdlicher Moment für den Empiriker gewesen zu sein, als er im Rahmen seiner Untersuchungen auf Personen gestoßen ist, die nicht nur weiblichen Geschlechts waren, sondern auch einen Migrationshintergrund besaßen. Und die trotz der eindeutigen Attribute tatsächlich die Dreistigkeit besessen haben, ihr Kreuz auf dem Stimmzettel bei der Alternative für Deutschland zu machen. Motiviert schien die Protagonistin durch die Eindrücke, welche sie im Internet oder den unabhängigen Portalen gewonnen hat – und ihr Weltbild diametral veränderten. Was also für die Koryphäe der Erkundung psychodynamischer Wurzeln wie ein klimatischer Kipppunkte klingen mag, entpuppt sich angesichts der Zustände in unseren Gefilden als eine völlig gesunde, rationale und nachvollziehbare Entscheidung. Denn warum sollten sich bestens integrierte Mitbürger mit einer ausländischen Verwurzelung nicht auch darüber echauffieren können, dass sich die Bundesrepublik mittlerweile zu einem Zufluchtsort für die halbe Welt erklärt hat? Das Erwachen in unserem Miteinander ist nicht erst seit gestern in vollem Gange. Und dies liegt tatsächlich auch darin begründet, dass wir heute im Zweifel kaum noch auf den ÖRR oder die typischen Presseorgane angewiesen sind. Viel eher werden für eine zunehmende Zahl an aufklarenden Menschen die neuen Kommunikationsmittel zu einer wesentlichen Bezugsquelle für Meldungen und Schlagzeilen, von denen man bei einer ausschließlichen Nutzung von ARD und ZDF wohl nie etwas erfahren würde.
So ist es also ein neuerlicher Versuch von sich der Ampel anbiedernden Hofschranzen, die Verbreitung von Wahrheiten durch die Androhung der Moralkeule beschneiden zu wollen. Doch es gibt nichts Verwerfliches oder Anrüchiges, in einer Dekade des Staatsversagens das Vertrauen in den Haltungsjournalismus gänzlich zu verlieren – und sich denen zuzuwenden, die sich ihres Berufsethos trotz des inneren Drucks der Branche weiterhin bewusst sind. Denn auch wenn es vielleicht einem therapeutisch daherkommenden Sachverständigen lieber wäre, dass sich das Individuum allein mit Nachrichten größtmöglicher Glückseligkeit, bedingungsloser Toleranz unter Vielfalt berieseln lässt – ohne sich mit den schrecklichen Impressionen von nahezu stündlichen Messerangriffen in unseren Fußgängerzonen einer zunehmenden Depression über den Kontrollverlust dieses Landes hingeben zu müssen, lassen sich Realitäten im 21. Jahrhundert nur noch schwer verbergen. Denn da gehen Filme und Fotos umgehend viral, die die Brutalität und Grausamkeit eines bedenkenlosen Multikulturalismus offenbaren – und in ihrer Reizüberflutung durchaus dazu taugen können, dass sich selbst diejenigen von Rot oder Grün abwenden, die über eine lange Zeit eher im linken Spektrum verortet waren. Unter normalen Umständen würde sich ein Spezialist für Sigmund Freud oder Carl Gustav Jung nicht in die integre Abwägung des Volkes einmischen, das an der Schwelle zum Übergang von einer abendländischen Wesenseinheit in eine sarazenische Zukunft eine diametrale Trendumkehr der illegalen Einwanderung herbeisehnt – und sich in der Beschäftigung mit dem Auftreten der Alternative für Deutschland in X oder bei anderen Anbietern eingestehen muss, dass diese Partei auch eine Option für jene sein kann, die als Flüchtling zu uns gekommen sind, aber nun ebenfalls attestieren, wonach es mit der Laxheit nicht mehr so weitergehen kann wie bisher. Wir brauchen keine Sittenpolizei, die uns ein schlechtes Gewissen einredet, wenn wir unserem Grundrecht auf freie Wahl unbeeinflusst nachgehen. Stattdessen entlarvt sich jeder Spezialist seiner Voreingenommenheit, aus ureigenen Ambitionen heraus das Abstimmungsverhalten kanalisieren zu wollen – und hierbei die Frechheit zu besitzen, der Zivilisation in Sachen Medienkritik kurzerhand eine pauschale Inkompetenz anzuhängen.