Kommentar von Dennis Riehle
Dass in diesen Tagen inflationär mit wortgewaltigen Bezeichnungen, Prädikaten und Etiketten um sich geworfen wird, um sie unter anderem als Totschlagargument gegen jede kritische Diskussion zu verwenden, die sich gegen die Weltanschauung von Gutmenschlichkeit und Wokeness richtet, ist nichts Überraschendes mehr. Und doch empfinde ich es als zutiefst befremdlich, schamlos und gewissenlos, mit Zuschreibungen leichtfertig zu agieren, die an die dunkelsten Stunden unserer Geschichte erinnern. Da wird plötzlich der Nachbar, Freund oder Kollege zum Nazi, weil er die AfD wählt, die Deutschlandfahne auf dem Balkon zeigt, mehr als einmal pro Woche Fleisch isst, weiterhin eine Ölheizung in seinem Keller hat, noch nicht auf ein Elektroauto umgestiegen ist, seine Wohnung nicht bereitwillig zur Unterbringung von Flüchtlingen geräumt hat, sich nicht auf die Seite der Ukraine stellt, Non-Binarität ablehnt, nicht gendert und den Christbaum schmückt statt den Ramadan zu feiern. Dabei scheint vielen Rotgrünen nicht bewusst, wie sehr sie die grausamen Taten der Nationalsozialisten relativieren und beschönigen, wenn sie ein Vokabular benutzen, das für die Singularität an Verbrechen des Holocaust steht – und das lediglich zu einem demagogischen Kampfbegriff erklärt wurde, weil man weder zur Differenzierung bereit oder fähig ist, noch das Bewusstsein und die Empathie besitzt, sich in die Gefühlswelt derjenigen einzufinden, die die damalige Grausamkeit miterlebt haben. Denn für sie muss es schmerzhaft sein, manch einen Terminus in der heutigen Alltagssprache wiederzufinden, der unabänderlich mit der Einzigartigkeit an menschlicher Abstumpfung, Verrohung, Brutalität und Bestialität verbunden ist, zu der es im Augenblick nichts, aber auch wirklich nichts, an Parallele oder Vergleichbarkeit gibt, der diesen euphemistischen Gebrauch rechtfertigen oder angemessen erscheinen lassen würde.
Sich in einer elitär empfundenen Überheblichkeit und Arroganz gegenüber konservativen, bürgerlichen und patriotischen Meinungen aufzuplustern, indem man einen Jargon nutzt, der in seiner Pauschalität und Wuchtigkeit jedwede Sachdebatte verunmöglicht und als Killerphrase nichts Anderes bewirken soll, als das Gegenüber mundtot zu machen, stellt letztendlich ein ziemlich bemitleidenswertes Gebaren dar. Denn es offenbart die Unfähigkeit zu einer argumentativen Auseinandersetzung mit Positionen und Standpunkten aus dem politisch rechten Spektrum, die mittlerweile bei immer mehr Bürgern verfangen, welche sich ihres Verstandes noch oder wieder bewusst werden – und sich nicht mehr von Narrativen und Postulaten beeindrucken lassen, die der lautstarke Pöbel von links als Orientierung ausgibt, um den Gegner zu entlarven. Dass dieses Unterfangen des vermeintlichen Demaskierens allerdings nicht nur ins Leere geht, sondern als Bumerang zurückkommt, das belegen eindrücklich die wachsenden Umfragewerte für die Parteien der Opposition abseits der Union, die von der Einfältigkeit des zeitgeistigen Denkens profitieren. Die Plumpheit wird auf die Spitze getrieben, wenn man Menschen als Rassisten denunziert, die zwar einer völkischen Ideologie angehören mögen, schlussendlich aber nichts Anderes möchten als eine gesunde und selbstbewusste Heimatliebe. Der Patriotismus ist generell positiv konnotiert, weil er sich für die Verbundenheit mit der eigenen Herkunft einsetzt – ohne aber gleichzeitig andere Gruppen verallgemeinernd und allein aus Gründen der ethnischen Verwurzelung herabwürdigt, ausgrenzt, dehumanisiert oder bekämpft. Wer in diesen Tagen die Wahrheit ausspricht, wonach es nun einmal eine große Flut an „Schutzsuchenden“ gibt – welche vor allem vom afrikanischen Kontinent oder aus dem Mittleren Osten zu uns gelangen -, die durch ihre dominanten Vertreter nicht gerade durch Mildtätigkeit und Anpassungsbereitschaft auffallen, der macht sich keiner Fremdenfeindlichkeit schuldig.
Sondern er enttarnt das Märchen, dass die übergroße Mehrheit an Flüchtlingen mit einem hehren Anspruch zu uns kommen und in ihren Ursprungsdestinationen einer Verfolgung ausgesetzt sind, die sie zu einem entsprechenden Status bei uns berechtigen würden. Gerade als Integrationsberater habe ich immer wieder erlebt, wie die Asylbewerber damit prahlten, allein auf ein besseres Leben aus zu sein – weil sie sich zu Hause wirtschaftlich und sozial schlechtergestellt fühlen. Doch Empfindungen sind kein Grund für die Flucht in andere Gefilde. Und vor allem ist das Gastrecht sodann verwirkt, wenn man seine Daten verschleiert, Fanatismus mit sich bringt, zu den Einzelfall-Tätern gehört oder die Bundesrepublik als Kalifat sehen möchte. In dieser Deutlichkeit den Spiegel denjenigen vorzuhalten, die in ihrer Vision des Multikulturalismus von Friede, Freude, Eierkuchen ausgehen, ist nichts Verwerfliches, sondern Bürgerpflicht. Ausländerhass würde generalisieren, nicht unterscheiden, und sich auf Vorurteile und Ressentiments stützen. Doch es braucht eben keine Erzählungen über einen Konnex zwischen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgemeinschaft und einer Affinität zur Kriminalität, sondern die Zahlen liegen auf dem Tisch. Wenn man sich nicht nur von den Leitmedien mit den vielen Vorteilen eines durchmischten Miteinanders verblenden lässt und die täglichen Messerangriffe und Vergewaltigungen nicht nur einem Menschen zuschreibt, sondern unumwunden das Faktum preisgibt, dass es sich immer regelhafter um Personen mit einem bestimmten Migrationshintergrund handelt, die in unserem Land für Gewalt, Chaos und Gesetzlosigkeit sorgen. Die wesentliche Differenz zwischen dem Rassistischen und dem Aufgeklärten liegt in der Konsistenz seiner Argumente: Beim Erstgenannten entstammen sie dem Hörensagen, beim Letztgenannten der Polizeistatistik.