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Konstanz im Klimanotstand: Ob sich Petrus von Photovoltaik, Propellern und der Wärmepumpe überzeugen lässt?

Kommentar von Dennis Riehle

Während all meiner bisherigen 39 Jahre lebe ich im beschaulichen Konstanz. Und ich war zu jederzeit stolz auf diese Heimat, weil sie sich gerade in Zeiten von politischem Irrsinn als ein Idyll am Ende der Republik herausstellte, das von manchen Problemen in unserer Gesellschaft noch unberührt schien. Doch es gab einen einschneidenden Moment, in dem ich den Glauben an die Vernunft des hiesigen Gemeinderates verlor. Denn es war unsere bescheidene Metropole am Bodensee, die als erste Stadt in Deutschland den Klimanotstand ausrief – und es damit sogar in die Leitmedien schaffte. Dass es dazu kommen konnte, ist unter anderem unserer überaus heterogenen Bevölkerung zu verdanken – die sich grob in die weiterhin traditionell CDU-geprägte Ureinwohnerschaft einerseits und die mit den Hochschulen hinzukommenden Studenten und Lehrkräften grünsozialisierter Prägung andererseits aufteilt. So ist es ein Oberbürgermeister schwarzer Grundfärbung, der mit der Zeit immer offensichtlicher ökologische Streifen auftrug, welcher sich rasch mit der „Fridays For Future“-Bewegung solidarisierte – und ein Prestigeprojekt nach dem nächsten versprach, um dem Ziel der Einhaltung einer maximalen Erderwärmung um 1,5 Grad näherzukommen. Zweifelsohne herrscht hier am Schwäbischen Meer ein durchaus eigentümliches Langzeitwetter, das gerade durch das Gewässer bisweilen eine von der bundesweiten Tendenz abweichende und nur allzu schwer vorhersagbare Entwicklung nimmt.

Doch während es schon einigermaßen hochmütig und anmaßend ist, zu der Auffassung zu gelangen, dass Deutschland mit seinem transformatorischen Gebaren Petrus davon überzeugen könne, die Polkappen nicht abschmelzen zu lassen, ist es an ideologischer Fixierung kaum noch zu überbieten, wenn man sich tatsächlich in der Überzeugung wähnt, man könne als 85.000-Einwohner-Dorf eine natürliche Fortschreibung manipulieren. Zudem muss ich mich schon eine ganze Weile zurückerinnern, um ein wirklich bedrohliches Hochwasser oder einen großflächig Schäden anrichtenden Orkan vor Augen zu sehen, welche auch nur ansatzweise rechtfertigen würden, einen meteorologischen Daueralarm für ein winziges Fleckchen Erde zu erklären. Natürlich handelte es sich bei dieser Aktion vor allem um einen PR-Coup, dessen Motivation man aber gleichermaßen nicht herunterspielen sollte. Denn wir befinden uns in der Geiselhaft einer fanatischen Bewegung, deren politischer Arm bis in das Bundeswirtschaftsministerium reicht, welche sich zwischen Wahrhaftigkeit und Kalkül der Idiotie verschrieben haben, unserer Bevölkerung Entbehrung, Kasteiung und Fesselung aufzuerlegen. Doch all dies nicht in vorrangiger Absicht, irgendetwas für Ressourcenschonung und Schöpfungsbewahrung zu tun – sondern eine künstliche Landschaft der Windpropeller, Solaranlagen und LNG-Pipelines zu errichten, die mit Nachhaltigkeit ungefähr genauso viel zu tun hat wie Herr Habeck mit Fachkompetenz.

Und so geht es im Kleinen und Großen vor allem um das Aufoktroyieren einer planvisionären Zukunft, in der der Staat zutiefst in die Freiheits- und Eigentumsrechte des Bürgers eingreifen kann – weil ihm eine tendenziöse Forschung die Rechtfertigungsgrundlage mit dem vermeintlichen Konsens über die ausschließlich anthropogen verursachte Erhitzung unseres Globus frei Haus liefert. Denn während es die Atmosphäre herzlich wenig interessiert, ob in Konstanz künftig vermehrt schwarze Photovoltaik-Wüsten auf den Dächern der öffentlichen Gebäude jedwede Geschichte, Baukunst und Ursprünglichkeit verdecken und verschandeln werden, hegen auch all die Panikmacher keine hehren Absichten des Umweltschutzes in sich. Stattdessen bemühen sie sich in einer transhumanistischen Manier um Intervention, Infiltration und Lenkung. Der Reiz der Dominanz und Herrschaft lässt sie immer neue Märchen darüber kreieren, welche Kipppunkte uns bevorstehen, wenn sich Frau Müller und Herr Meier von Baden bis in die Uckermark nicht dazu durchringen können, auf Verbrennermotor, Ölheizung und Rinderhüftsteak zu verzichten. Dass man mit dieser Strategie recht gut fährt, liegt offenbar auch in den Umständen begründet, die uns die Pisa-Studien immer wieder drastisch ins Bewusstsein rücken. Immerhin muss man anzweifeln, wie gut unsere Schulen naturwissenschaftliche Selbstverständlichkeiten an Mann, Frau und Diverse bringen, wenn die drastische Überschätzung der zivilisatorischen Einflussmöglichkeiten auf Wolken, Regen und Sonne in den Köpfen derart einfach implementiert werden können. 

Denn es scheint mit den physikalischen Kenntnissen nicht allzu rosig bestellt, wenn man tatsächlich davon ausgeht, dass sich die durch Emission von Treibhausgasen seit dem industriellen Zeitalter lediglich im Promillebereich verändernde Zusammensetzung der Partikeldichte in unseren Luftschichten zu einer massiven Veränderung der Lichtreflexion beiträgt. Und auch die Biologie lehrt uns eigentlich die existenzielle Bedeutung des Kohlenstoffdioxids für das Leben auf unserem Planeten – die aber offenbar jene nicht zu stören scheint, die aufgrund einer gewissen Frustration über ihre eigene Leistungsbilanz in einer nahezu märtyrerhaften Bereitschaft ihr Dasein auf dem Boden recycelbarer Tatsachen beziehungsweise auf dem Asphalt SUV-befahrener Straßen nur noch trotzig und infantil klebend zubringen möchten. Eine Gemeinschaft kann sich allerdings nicht zur Kompensation von postpubertären Minderwertigkeitskomplexen einer sich als „Letzte Generation“ vor dem Untergang verstehenden Alterskohorte hinreißen lassen – und für die Verwirklichung ihrer Phantasiewelt Wachstum, Wohlstand und Prosperität aufgeben. Und so wird es Zeit, dass sich eine rational geleitete Mehrheit emanzipiert – und sich nicht länger von denjenigen gängeln lässt, die in ihrer Lebensbiografie wenigstens den Eintrag „Ens hat sich stets um die Rettung der Ampel bemüht“ vorfinden möchten, ehe sie sich aufopferungsvoll sterilisieren lassen – und zumindest temporär vom Ausatmen verbrauchten Sauerstoffs Abstand nehmen. Und auch wenn man manchen Traum zwischen Konstanz und Kiel zerstören muss, wird ein durch massive Versorgungsprobleme, explodierende Energiepreise und ausufernde Kosten aus dem Dornröschenschlaf gerissenes Miteinander an Greta-Apologeten früher oder später nicht um die Einsicht herumkommen, dass Kommunismus noch nie eine Lösung war.