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Kamala, wie? – Die US-Demokraten könnten mit einem Neutrum ins Rennen gehen!

Kommentar von Dennis Riehle

Es ging zunächst eine Erleichterung durch die Welt, als Joe Biden erklärte, sich von der US-Präsidentschaftskandidatur zurückzuziehen. Nachdem die Unterstützung selbst der wohlwollendsten Begleiter weggebrochen war, kam er entweder selbst oder durch die Einwirkung von außen zu der Erkenntnis, dass er eine erneute Legislaturperiode allein aufgrund seiner geistigen und kognitiven Vitalität nicht mehr bezwingen könnte. Doch als kurze Zeit später bekannt wurde, dass nun Kamala Harris in das Rennen geht, entbrannte unter den Demokraten nicht die größte Begeisterung. Die bisherige Vize war nämlich in der laufenden Amtszeit nicht wirklich aufgefallen – weder positiv noch negativ. Bisweilen erachtete man sie als ein Neutrum, weil man sie auch selten in der Öffentlichkeit oder den Medien wahrnahm. Inwieweit sie nun den nötigen Rückhalt erfahren wird, um relativ kurz vor der Abstimmung tatsächlich noch Vertrauen in der breiten Bevölkerung erlangen zu können, das muss nicht zuletzt auch deshalb einigermaßen fraglich sein, weil ihr Konkurrent nach dem Attentat auf einer Welle der Solidarität reitet. Donald Trump ist zu einer Ikone, zu einem Star, zu einem gottähnlichen Helden geworden. Manche machen ihn sogar zu einem Märtyrer, der nicht einmal durch eine Pistolenkugel erschüttert werden kann. Ähnlich, wie es sich aktuell auch bei uns darstellt, stehen die Menschen in den Vereinigten Staaten vor der Entscheidung, inwieweit sie ein „Weiter so“ wollen, das sich vor allem um globalistische Interessen in aller Welt dreht. Oder ob sie „America great again“ machen möchten.

Besonders auch für die Europäer ist es von einer maßgeblichen Bedeutung, wie die Bürger jenseits des Atlantiks entscheiden werden. Denn insbesondere mit Blick auf die Sicherheitsarchitektur unseres Globus wird der November 2024 von nachhaltiger Auswirkung auch auf den Status der Bundesrepublik sein. Werden wir also immer weiter hineingezogen in einen Krieg gegen Russland, mit dem wir eigentlich nicht viel zu tun haben – und in dem wir uns trotzdem aus unserer immerwährenden moralischen Verpflichtung angehalten sehen, eine wegweisende Rolle der Solidarität gegenüber Kiew einzunehmen? Oder gibt es versöhnliche Töne zwischen einem republikanischen Machthaber, der auch in der Vergangenheit keinen Hehl daraus machte, mit Putin einigermaßen gut zurecht zu kommen? Dass er die Milliarden und Billionen lieber bei sich im Haushalt behalten möchte, statt immer neues Material in Richtung der Ukraine wegzugeben, entspricht seinem Naturell, zunächst einmal einem auch wirtschaftlich nicht mehr ganz so rosig dastehenden Global Player wieder auf die Füße zu helfen – und sich dabei nicht allzu sehr abhängig zu machen vom Rest der Welt. Eigenständigkeit und Selbstbestimmung gehören zu seinen wesentlichen Grundsätzen, vor denen sich insbesondere einst gegen den Besatzer über dem Teich wetternde Linke hierzulande auch deshalb fürchten, weil sie es in ihrer transatlantischen Verbundenheit nicht dulden können, dass auch wir wieder zu einem integren Nationalstaat werden, der nicht in sämtlichen Konflikten mitspielt – sondern sich vor allem als ein neutraler, diplomatischer und verständige der Puffer inmitten von Europa begreift.

So werden es also weder die blauen Esel in Washington, noch das Kartell zwischen CDU und Grünen bei uns sein, die es in ihrer nicht selten rachsüchtig anmutenden Manier gegenüber Moskau zulassen, dass die militärische Auseinandersetzung bald ein Ende findet. Ein Garant für Aussöhnung – und damit zumindest einem Einfrieren der Kampfhandlungen – kann allein der Vertreter der Elefanten sein, der sich nicht einmal durch eine Verwundung an seinem Ohr davon abbringen lässt, mit dem Zeichen der Faust Entschlossenheit für einen prioritären und nach Dringlichkeit sortierten Mentalitätswechsel zu werben. Weg von der ständigen Eingreiftruppe in lokale und regionale Auseinandersetzungen in der Ferne – und vor allem kein weiteres Bestreben der NATO nach Expansion in Richtung Osten. Man kann ihn also durchaus als einen Pazifisten bezeichnen, wenn es darum gehen sollte, sich nicht vorrangig um eine weitere Zuspitzung der Feindschaft zwischen Selenskyj und dem Kreml zu kümmern, stattdessen aber beispielsweise die Migration an der texanischen Grenze in den Griff zu bekommen. Auch in Sachen heimischer Ökonomie braucht es wieder eine Fokussierung auf die USA und ihre Potenziale selbst – auch wenn es dadurch erneut zu einer internationalen Wettbewerbsverzerrung durch gezielte Subventionierung der heimischen Betriebe kommen wird.

Gerade auch mit Blick auf die verbohrte Transformation wird es unter Trump wieder zu einem eklatanten Bruch mit dem immensen Lobbyismus für die Erneuerbaren kommen. Das mag politisch zu einer Verwerfung mit unseren Breiten führen, weil bei uns die Ökologisten trotz des Heranrückens an die Einstelligkeit noch immer wesentliche Mitsprache in der Ampel haben – die nicht etwa nach Rationalität oder Pragmatismus handelt, sondern nach Ideologie. Eine solche gibt es auch beim ehemaligen und möglicherweise künftigen Regenten im Weißen Haus. Doch sie ist weit weniger anrüchig als die Preisgabe von Kultur, Identität und Unversehrtheit durch unsere Germanophobiker – die im Gegensatz zu stolzen Bewohnern des Landes der unendlichen Möglichkeiten mit ihrer Herkunft beständig hadern. Dass es aber unter einem solchen Staatenführer nicht zum Untergang der westlichen Zivilisation kommen wird, das konnte man bereits in seiner ersten Etappe feststellen. Was wurde an Horrorszenarien und Schreckensbildern an die Wand gemalt, als er die Zügel in der Hand hielt – und der Lauf der Zeit doch nicht stehen blieb. Letztlich würde es auch uns guttun, im Einklang mit dem bei uns vor sich gehenden Rechtsruck ein Pendant an der Seite zu wissen, das sich nicht in innere Angelegenheiten einmischen möchte – sondern seine Präferenz in Wachstum, Wohlstand und Prosperität Amerikas steckt. Angesichts der vielen Verwerfungen in der dortigen Gesellschaft denken in dieser Argumentation eventuell sogar jene, die als eigentlich der demokratischen Partei zugewandte Anhänger weder mit Biden noch Harris etwas anfangen konnten – und diese entweder als fortgeschritten senil einerseits oder blass und unauffällig andererseits wahrnehmen. Man kann ihrem Widersacher viel vorwerfen, allerdings dürfte er ein Anker von außenpolitischer Contenance werden. Und das wäre ganz in unserem Sinne.