Kommentar von Dennis Riehle
Ich kann mich daran erinnern, dass vor nicht allzu langer Zeit die Schlagzeile durch die Medien ging, wonach wir uns als Bewohner hier am Bodensee darauf einstellen müssten, dass dieses altehrwürdige Gewässer nach 14.000 Jahren seit seiner Entstehung in der heutigen Form ausgerechnet jetzt kurz vor der Austrocknung steht. Und tatsächlich gab es in der Vergangenheit immer wieder Momente, in denen der Pegel einen für sämtliche Bereiche von Schifffahrt bis Tourismus gefährlichen Niedrigstand erreichte. Allerdings waren wir auch in diesem Augenblick von einer Wüstenbildung weit entfernt. Denn nun lebe ich seit meiner Geburt in direktem Blick auf das Ufer – und nehme dort eine ziemliche Unaufgeregtheit dieses nicht nur Schwäbischen, sondern auch Badischen Meeres wahr, welchem aktuell ein Institut unterstellen will, immer wärmer zu werden. Bereits während meiner Ausbildung zum PR-Berater wurde uns stets geraten, Meldungen möglichst dann zu platzieren, wenn sie in den Augen des Zuschauers Sinn machen – und nicht von Beginn an und plausibel wirken. Deshalb scheint es einigermaßen ungeschickt gewesen zu sein, die Warnung vor möglichen Verbrühungen beim Betreten des Nasses nicht ausgerechnet zu einem Moment zu veröffentlichen, in dem der einfache Bürger mit ein wenig Blick in die Historie feststellen muss, dass es wohl in kaum einem anderen Juni in der kürzeren Vergangenheit so gefährlich war, sich beim Schwimmen eine Unterkühlung einzufangen. Es klingt wie der ständige Leierkasten über den tropischsten Monat seit Adam und Eva – den meine Haltungskollegen meistens schon Tage vor dessen Abschluss ausrufen -, wenn man Menschen mit ein wenig Verstand gerade dann die Botschaft verklickern will, dass man für kochende Eier künftig nicht einmal mehr den Herd anwerfen muss, sondern sie beim morgendlichen Kraulen einfach unter die Badekappe steckt. Es hat schon etwas von einer gewissen Volksverdummung, in Wochen eines durchaus respektablen Hochwassers einer eklatanten Regenperiode.
Es liegt nicht zuletzt an solchen Nachrichten, dass in unserer Bevölkerung der Glaube an eine ausschließlich anthropogen verursachte Erderhitzung auf konsequentem Rückzug ist. Da können weder Hungerstreiks noch Klebeaktionen etwas ändern. Denn in einer Epoche, in der sich der Souverän nicht nur mit Blick an den Himmel darüber im Klaren wird, dass er aus missgünstigen Interessen eines politischen, medialen und forschenden Kartells kontinuierlich belogen wird, kramt der bisweilen lethargische, naive und verblendete Deutsche seine zugunsten von Toleranz, Selbstbestimmung und Nachhaltigkeit kurzerhand in die Mottenkiste verpackte Vernunft wieder hervor. Er besinnt sich zu der Einsicht, Skepsis und Distanz gegenüber all den Verlautbarungen zu hegen, die man bisher auch deshalb unwidersprochen hingenommen hatte, weil man als angepasster Demokrat davon ausging, dass sich eine Regierung zumindest streckenweise an den von ihr abgelegten Eid erinnert. Und so verfangen die panischen Horrorszenarien über eine baldige Überschreitung der 50-Grad-Marke in unseren mitteleuropäischen Gefilden selbst dann nicht mehr, wenn sie in einer Inbrunst der Überzeugung durch den Meteorologen auf dem Bildschirm in unsere Gehirne infiltriert werden sollen. Gerade hier im Süden der Republik weiß man um die mikroklimatischen Verhältnisse – und ihre beständige Unberechenbarkeit. Eigentlich sollte man von den Wetterfröschen durchaus erwarten können, zumindest die evolutionäre Grundregel zu beherrschen, dass das Geschehen in der Atmosphäre nicht etwa durch den Menschen maßgeblich beeinflusst wird – auch wenn er sich der fossilen Ressourcen bedient, welche die Schöpfung wohl eher nicht dafür gemacht hat, bis zum Sanktnimmerleinstag ungenutzt unter der Oberfläche zu verweilen. Die marginale Verschiebung der Zusammensetzung unserer Luftschichten durch die Emission von CO2 kann man nur dann als Katastrophe bewerten, wenn man ihr wider sämtliche physikalische Prinzipien eine völlig überzogene Bedeutung zumisst – und sich dabei vom Schuldnarrativ unserer Spezies leiten lässt.
Nachdem gerade unsere Jugend eine zunehmende Erhellung durchläuft, was die ihr immer wieder suggerierte nationalsozialistische Gemeinschaftshaftung angeht – und zu der rationalen Haltung bewegt, das Geschehene der Vergangenheit als eine Mahnung zur Verantwortung wahrzunehmen, aber nicht als eine lähmende Last für bestialische Geschehnisse, an denen sie selbst nicht beteiligt war, brauchte es offenbar wiederum einen neuen Grund, um die Untertanen entsprechend zu maßregeln – und zu Kasteiung und Verzicht aufzurufen. Allerdings zieht auch dieses Manöver nicht mehr. Denn im Gegensatz zu den eklatanten Bildungslücken mancher naziparanoider Erwachsener mit Blick auf das Fach Geschichte waren viele Schüler offenbar in den Naturwissenschaften geistig deutlich mehr präsent, als man dies bislang aufgrund von „Pisa“ gedacht hatte. Schließlich haben sie gelernt, dass man ein derart komplexes Gefüge wie unseren Globus mit all seinen Abläufen, Prozessen und Zusammenhängen nicht etwa in Formeln, Prognosen oder Modelle zwängen kann. Stattdessen handelt es sich um ein multifaktorielles Miteinander von unterschiedlichen Einflussfaktoren, welche man eben nicht nur im klassischen Spurengas Kohlenstoffdioxid suchen sollte, sondern gleichsam bei der Sonnenaktivität, der Stellung der Erdachse, dem Wasserstoff, dem Methan und vielen anderen Aspekten, welche uns vor allem eines Besseren belehren sollten, was unser transhumanistisches Gebaren anbelangt. Wir maßen uns an, großspurig in einen Mechanismus eingreifen zu können, dessen wesentliches Merkmal es ist, sich garantiert nicht so zu verhalten, wie es der von Menschen entwickelte Computer vorhersagt. Stattdessen reiht sich eine Anomalie an die nächste – und macht uns damit deutlich, wie wenig zuverlässig all das scheint, was sich außerhalb unserer begrenzten Logik abspielt. Hatten die Dinosaurier noch die Klugheit in sich, auf Anpassung statt auf Kampf gegen unverrückbare Gegebenheiten zu setzen, ist es unsere zivilisatorische Überheblichkeit, die uns Unsummen in die Energiewende pumpen lässt – ohne bis heute einen signifikanten Beleg dafür zu haben, dass sich all diese Anstrengungen wesentlich auf das Thermometer auswirken. Und so dürften noch viele Milliarden von Habeck den Rhein hinunterfließen – während sich dieser und andere Flüsse auch übermorgen noch nicht dem Siedepunkt nähern werden.