Es gibt Anlass zur Zuversicht, wenn wir den Mut haben, über politische Schatten zu springen!

Kommentar zum Artikel „‚Nach dunklen Tagen kommt das Licht‘: Merz wendet sich mit Osteransprache an die Bürger“ (aus: Tagesspiegel vom 19.04.2025)

Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden! – Diesen Gruß verbreiten Menschen in aller Welt am Tag der Freude. Schließlich hatte kaum jemand damit gerechnet, dass sich die Schrift erfüllen würde. Ob man nun auf das Leibhaftige der Evangelien baut oder nicht: Die Botschaft ist auch für jene ein Grund zur Erwartung, Optimismus und Sicherheit, die sich schwer tun mit dem wesentlichen Bestandteil protestantischer und katholischer Überzeugung. Immerhin ist die Lehre aus dem Karfreitag, dass weder Leiden noch Sterben gewinnen, sondern die Parabel stets bis zum Ende gedacht werden muss. Und so verharrt auch unser Land nicht dauerhaft in einem Zustand der Krise. Diese Gewissheit trage ich in mir, obwohl mich Frustration, Wut und Enttäuschung über die gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Zustände nur allzu sehr prägen. Da sind Mühsal, Hadern und Pein sehr gut nachvollziehbar. Im Gegensatz zu dem, was vor 2000 Jahren geschah, wird es in den irdischen Zwängen des Heute aber nicht mit bloßem Setzen auf die Allmacht Gottes getan sein.

Hier braucht es Courage, Weitsicht und Routine derjenigen, die über Wahrheit und Tatsachen aufklären, beim Benennen der Realitäten kein Blatt vor den Mund nehmen und letztlich bezeugen, dass es Alternativen gibt. Das Schicksal der Republik liegt in den Händen des Wählers, der bei allen anstehenden Gelegenheiten unter Beweis stellen kann, dass er lernfähig ist. Wir sind keinesfalls ohne Option, denn die CDU ist bestimmt nicht der Weisheit letzter Schluss. Es bedurfte Mut, einen Blick in das Grab Jesu zu werfen, um mit eigenen Augen sehen zu können, dass es leer war. Die Bibel schreibt im Hebräerbrief in Kapitel 11: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“. Möglicherweise ist vor Massenmigration, Transformation und Desillusion der Zugang zum großen Ganzen verwehrt. Trotzdem sollten wir uns auf die Verheißung einlassen – und Verbindendes wagen. Wie sang schon Nino de Angelo: „Wenn uns gar nichts mehr zusammenhält, verlöscht vielleicht das letzte Licht der Welt“.

Nun geht es also darum, das Bündnis der Vernünftigen zu schmieden, die im Zweifel auch bereit sind, für Protest auf die Straße zu gehen, ihr Kreuz des Stimmzettels bei der AfD zu machen und sich weniger vom destruktiven Denken beirren zu lassen, ohne dass es das Wunder von Golgatha nicht gegeben hätte. Selbst wenn offenbar noch immer manch ein Anhänger der Union in der stupiden Naivität Friedrich Merz als den Messias und Heiland betrachtet, der in seiner Überhöhung jener von Robert Habeck gleichkommt, zeigen die Umfragen doch eine neue Dynamik auf, mit der man vor einigen Jahren nur schwerlich rechnen konnte. Da wurde den Blauen ein ausgereiztes Potenzial attestiert. Und Experten waren sich einig, den sogenannten etablierten Parteien würde es gelingen, deren Klientel wieder zu halbieren. Diese Prognose ist genauso wenig eingetreten wie manch eine Vorhersage mit Blick auf die katastrophalen Folgen des Klimawandels. Denn es schneit im Winter unentwegt – und gewisse Gletscher nehmen an Ausmaß wieder zu. Auch das hatte der kleine Mann wohl kaum auf dem Schirm. Weshalb sollen also nicht der Stein weggerollt gewesen und Alice Weidel schon übermorgen Kanzlerin sein?

Autor: Dennis Riehle