Ein publizistischer Fels in der Brandung des sittlichen Verfalls: Dr. David Berger macht Mut zum Bekenntnis!

Kommentar von Dennis Riehle

„Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen“ – so formuliert Matthäus 5,8 (LUT) in einer ganz eigenen Definition, was wir unter Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Rückgrat verstehen. Mit sich selbst in einer Kongruenz zu sein, sich nicht belügen zu müssen und guten Gewissens in den Spiegel zu schauen, das sind wesentliche Tugenden für eine authentische Lebensweise, die uns allerdings heute immer weniger gelingt, weil Reize, Einflüsse und Sehnsüchte im Zweifel eine klare Haltung verbiegen. Um zu einem inneren Einklang zu finden, ist es bisweilen notwendig, eingefahrene Strukturen zu überdenken – und sich von manch lieb Gewonnenem auch dann zu trennen, wenn es nicht nur schmerzhaft ist, sondern gar die weltanschauliche Verwurzelung beschädigt. Seinem unterbewussten Ruf nach Wahrheit, Echtheit und Klarheit zu folgen, das gelingt in einem Zeitalter der ständigen Versuchung kaum noch. Umso angesehener sind Menschen, die sich manch eines Trugbildes gewahr werden, dem sie selbst durch eine Sozialisation, Prägung und Tradierung allzu lange und überfällig anhingen.

Denn sobald ein Korsett zu nichts mehr taugt als einer bloßen Hülle, ist es nicht nur mit Blick auf Stabilität, sondern auch der Entfaltung und Verwirklichung obsolet geworden. Zur persönlichen Souveränität und Gesamtheit zu stehen, mit inhärenten Strömungen zu ringen und die Wahrnehmung über das eigene Ich zu reflektieren, hierzu gehören Mut, Courage und Durchhaltevermögen. Daher ist jeder Charakter ein Schatz, der einen solchen Prozess in aller Akribie und schonungsloser Kritik durchläuft. Und man findet derart integre Persönlichkeiten vor allem in einer Atmosphäre der angeblich Unfehlbaren nur noch selten. Daher ist es für mich bis heute eine dankbare Fügung, dass ich ein solches Vorbild im Jahr 2010 kennenlernen durfte. Schon immer an Glaube und Religion interessiert, stieß ich damals auf Dr. David Berger. Der in Würzburg geborene Theologe, der damals mit seinem Buch „Der heilige Schein“ Aufmerksamkeit und Rampenlicht auf sich zog, weil er als Kenner der katholischen Kirche – bis hinein in den Vatikan – die ohnehin längst vermutete Doppelmoral dieser Institution auffliegen ließ. Hinsichtlich ihres Umgangs mit Homosexuellen beschrieb er in drastischen Worten, welche Widersinnigkeit in Lehre und Dogmatik steckt, wenn man unter seinesgleichen das Schwulsein zumindest toleriert, aber nach außen hin weiter als Sünde brandmarkt.

Seine individuelle Präferenz hat er in der bewussten Inkaufnahme von massiven beruflichen Konsequenzen und einer möglichen Ächtung durch den Klerus öffentlich gemacht – und sich mit Vehemenz für jene Transparenz eingesetzt, die der anfängliche Vers aus dem Evangelium als Zugang zu Gott betrachtet. Anfeindungen kamen zeitweise aus allen Ecken. Die einen warfen ihm Verrat vor, die anderen wiederum sahen nicht genug Distanz zu den konservativen Würdenträgern. Nicht nur die Lehrerlaubnis wurde ihm entzogen. Auch der Status als Korrespondierender Professor an der Päpstlichen Akademie des Heiligen Thomas von Aquin. Den Austritt aus der Körperschaft des öffentlichen Rechts revidierte er 2024 mit einer Generalbeichte am Institut St. Philipp Neri auch deshalb, weil trotz vieler Skepsis und Zweifel die Bindung zum Herrn nie beendet war. Die irdischen Brüche in seiner Biografie waren nicht dazu geeignet, die himmlische Beziehung infrage zu stellen. Stattdessen war es das Bekenntnis, um die Annahme seiner Gesamtheit durch den Schöpfer zu bitten. Aber auch zu sich zu stehen, samt Ecken, Kanten und Kurven. Als Journalist war er unter anderem für die Wochenzeitung „Die Zeit“ und den „Cicero“ aktiv, aber auch Chefredakteur des Magazins „Männer“.

Im Richtungswechsel des politischen Windes nach links hielt er mit einer bürgerlich-mittigen Auffassung stand. Er ging vor allem auch mit der zunehmend ideologisierten LGBTI-Bewegung hart ins Gericht, was ihm nicht zuletzt den Vorwurf von Radikalität und Diskriminierung einbrachte. Dabei verteidigt er die Rechte von gleichgeschlechtlich Liebenden aktiv, stemmt sich aber mit aller Kraft gegen eine Vereinnahmung für Zwecke grenzenloser Vielfalt und unendlicher Profilsuche. Mittlerweile fungiert er als Publizist mit seinem Portal „Philosophia Perennis“, auf dem er auch nicht davor zurückschreckt, seine Nähe und Mitgliedschaft zur AfD zu bekunden, sich im Krieg zwischen der Ukraine und Russland für Frieden zu engagieren, mit der grünwoken Mentalität abzurechnen, den Regenbogen durch Schwarz-Rot-Gold zu ersetzen, Heimat als Inbegriff des Erhalts von Kultur, Identität und Orientierung zu verstehen, sich mit den massiven Einschränkungen der Freiheitsrechte spätestens seit Corona aufarbeitend zu befassen, dem flüchtigen Mainstream mit einem substanziellen Fundament zu begegnen, für Remigration zu votieren, Brauchtümer, Sitten, Werte und Normen als Tugenden hochzuhalten oder den Niedergang der Republik mit Scharfsinniger, pointierter und gnadenloser Kommentierung zu begleiten.

Ihm wird bisweilen ein harscher Umgang mit gedanklichen Widersachern vorgeworfen – den ich aus meiner Perspektive allerdings nicht bestätigen kann. Mir offenbart sich ein zutiefst geradliniges Gegenüber, mit dem ich so viele Lebenslinien, Umbrüche und Kehrtwenden teile, aber auch die blaue Gesinnung und meine Verankerung im Christsein. Ich erfahre ihn als einen solidarischen und loyalen Kollegen, mit dem sich Zusammenarbeit so wunderbar unkompliziert gestalten lässt. Ihm fehlt nichts an Empathie. Und es mangelt ihm auch nicht am Respekt divergierender Meinung. Stattdessen gibt er sich bemerkenswert geduldig und in sich ruhend, wenn wieder einmal eine Zeitung darum bemüht ist, ihn gar als Extremisten zu denunzieren – oder ihn als einen tadeligen Vertreter der mehreren Gesichter zu verleumden. Ohne Medienschaffende wie den 56-Jährigen wäre die Landschaft an alternativen Informationsquellen deutlich dürftiger. Denn vorgekauten Einheitsbrei gibt es heute an jeder Ecke. Originalität, Zuverlässigkeit und Unverfälschtheit liegen dagegen nicht einfach auf der Straße. Und so kann es nur der Schulterschluss mit denen sein, die die Gegenwart aus einer unabhängigen Perspektive in Augenschein nehmen, welche angesichts von wachsender Spaltung und Polarisierung immer wieder neu Richtung, Halt und Hoffnung spendet.