Kommentar von Dennis Riehle
Das 21. Jahrhundert ist nicht zuletzt eine Epoche der Tyrannei der Minderheiten. Dies erleben wir nicht zuletzt mit Blick auf die sogenannte LGBTIQ-Bewegung, die mit ihrer Mentalität des Regenbogens mittlerweile nicht nur an den Fahnenstangen vieler öffentlicher Gebäude Einzug gehalten hat. Stattdessen diktieren uns die Queeren immer neue Wünsche nach mehr Rechten – weil sie des geschickten Ausspielens der Moralkeule fähig sind. Da werden Meldestellen aus dem Boden gestampft, damit sich diejenigen beschweren können, die angesichts von Lack und Leder auf Ablehnung in der Bevölkerung stoßen. Man schafft in einer Gesellschaft größte Unverbindlichkeit und Willkür, indem man Toiletten, Schwimmbäder und Saunen nicht mehr nur für männliche und weibliche Personen unterscheidet – sondern auch sogenannten Transpersonen Zugang in jene Bereiche erlaubt, die eigentlich nur den Cis-Menschen vorbehalten waren. Die Repräsentanten einer Ideologie der ad absurdum geführten Vielfalt und Toleranz erpressen die Politik zur Erschaffung eines völlig irrwitzigen Selbstbestimmungsgesetzes, das nicht nur den jährlichen Wechsel der Identität im standesamtlichen Eintrag erlaubt. Stattdessen öffnet es sämtliche Türen für Missbrauch und Spaltung. Immerhin gibt es keinen Orientierungspunkt mehr, als was man sein Gegenüber im Zweifel ansehen, anerkennen und ansprechen soll. Da wird bereits mit Bußgeldern gedroht, wenn sich der Deutsche nicht dazu durchringen kann, eine neue Sprache zu erlernen – und damit weigert Pronomen verweigert, die mit ein wenig Abstand wie das Geplapper von Außerirdischen klingen. Aber weil wir uns nicht zum ersten Mal an die Kandare nehmen lassen, haben Skurrilität und Absurdität freien Lauf, wenn man dem Homo sapiens kurzerhand zugesteht, sich nach täglich wechselnden Gefühlen zu definieren.
Und so gehen diejenigen auf eine Reise der unbegrenzten Möglichkeiten, die sich hinterher entweder als Mischung zwischen Hamster oder Blumenkohl verstehen – oder als Kreuzung aus Kaffeetasse und Kühlschrank enden. Jeder nach seinem Gusto, das mag wohl die Lehre derjenigen sein, die nicht nur die Binarität auflösen und dem lieben Gott ein Schnippchen schlagen wollen. Sondern sie sind unter der ständigen Androhung der Diskriminierung derart dreist, dass sie einer gesamten Gruppe ihre widernatürlichen Überzeugungen, Prinzipien und Regeln diktieren möchten. Wie klein dabei die Zahl jener ist, welche sich außerhalb des Gerüsts der Zweigliedrigkeit bewegen, das haben die neusten Erhebungen über die Zusammensetzung der Bevölkerung in unserem Land ergeben. Nicht einmal 1000 Bürger gelten demnach als divers. Der Rest, der sich auf Paraden halbnackt mit Maske und Rüschen zeigt, ist also offenbar zumindest in Teilzeit noch maskulin oder feminin unterwegs – und bedient sich seiner Verwandlungskünste nur streckenweise. Wenn man als Schwuler – wie auch ich es bin – heutzutage auf einen CSD gehen würde, dann fände man dort keinen Einsatz für politische Ansinnen der Gleichberechtigung und Akzeptanz mehr. Stattdessen wird man zum Zuschauer einer eindrücklichen Modenschau mit viel Haut und wenig Anstand, auf der Perversion und Obszönität einer beispiellosen Extrovertiertheit denjenigen auf die Nase gebunden werden, die in ihrer heteronormativen Zuneigung noch nie auf die Idee gekommen waren, ihr Privatleben aus dem Schlafzimmer kurzerhand als Monstranz vor sich herzutragen. Da verbannen wir Schwarz-Rot-Gold nicht nur während der Europameisterschaft – um es 0,001 Prozent an Mitbürgern recht zu machen, die auf ihrer unendlichen Suche nach dem Ich die Orientierung im Ozean der unendlichen Wägbarkeiten verloren haben.
Sie sind im Zweifel Gestrandete, die es nicht in einen Hafen geschafft haben – in welchem man Heimat und Kongruenz findet, vor Anker gehen kann und mit der eigenen Psyche Frieden schließt. Das Prinzip der Demokratie wird auf den Kopf gestellt, wenn eine Minorität den Kurs vorgibt. Es gilt nicht mehr der Vorrang für die Mehrheit, sondern deren Unterjochung durch eine marginale und vernachlässigbare Kohorte an verirrten Seelen. Es ist wieder einmal typisch für die deutsche Lethargie, das Bewusstsein und die Schlagzeilen durch Nischenthemen von bunten Lobbyisten dominieren zu lassen – ohne diesem Gebaren einer wohlgepamperten, trotzigen und infantilen Truppe an Rampenlichtfanatikern ein Ende zu setzen. Wie sehr muss man uns von außen belächeln, wenn wir biologische Grundannahmen und medizinische Eindeutigkeit über den Haufen werfen, weil wir es in unserer Devotheit nicht übers Herz bringen, die Lust und Laune von Einzelnen als das zu benennen, was uns noch vor ein paar Dekaden angesichts dieser Abnormitäten ohne Probleme über die Lippen gekommen wäre. Statt diese Postpubertierenden noch zu hofieren, sollten wir ihnen einen der wenigen Psychotherapie-Plätze in unserer Republik anbieten – um auf der Couch mit Freud oder Jung wieder einmal zur Vernunft zu kommen. Die Sorge vor Totschlagargumenten darf uns nicht davon abhalten, auf dem Minimalkonsens der Unverrückbarkeit eines mit der Geburt in aller Regel ohne jede Skepsis zuzuordnendes Geschlecht zu beharren. Denn Beliebigkeit kann kein Kriterium in einem Kollektiv sein, das zumindest den Anspruch auf Verlässlichkeit in der Frage von Sexus und Genus erheben sollte. Den übergeben wir die Deutungshoheit der Realität erst einmal dem Profilneurotiker, können wir uns sämtliche Konventionalität unseres Miteinanders sparen.