Kommentar von Dennis Riehle
Ob nun SPD, Grüne, CDU, FDP, Linke oder BSW: Das Einheitskartell ist aktuell dabei, ein Gemälde für die Geschichte aufzuhängen. Darauf zu sehen die Impression des Künstlers Willy Stöwer aus dem Jahr 1912, das den schlichten Titel trägt: „Der Untergang der Titanic“. Es steht sinnbildlich für das, was ein parteiliches Kollektiv in den vergangenen zwei Dekaden aus Deutschland gemacht hat. Allerdings ist es nicht nur ein einzelner Eisberg gewesen, den die Bundesrepublik seitdem gerammt hat – sondern eine ganze Kolonie. Man erinnere sich an die Euro-Krise, den überhasteten Ausstieg aus der Atomenergie, die Unterstützung der westlichen Ausrichtung Kiews, der Tabubruch des „Wir schaffen das!“, die Corona-Pandemie, das Heizungsgesetz, die Zensur von „Compact“, das Zuschauen bei Messermorden und Machetenangriffen, der kulturelle Umbruch unserer christlich-abendländischen Prägung.
Oder man reflektiert das Zensieren von Meinungen, das Schnüffeln in unserem Privatleben, das Herunterwirtschaften eines einstigen Exportweltmeisters, das Bärsten unseres Sozialstaates oder das Einkassieren von wesentlichen Freiheitsrechten. In stillem Gedenken an diese Verdienste soll etwas in unsere Annalen gemeißelt werden, was tatsächlich historische Ausmaße erreicht. Doch nicht nur der Rahmen dieses Eindrucks hängt schief. Auch der Nagel, an dem er prangt, sitzt noch nicht richtig. Und so schlägt man mit dem Hammer überheblicher und arroganter Moral wieder und wieder auf ihn ein – und bemerkt dabei nicht, wie konsequent man daneben haut. Auf Teufel komm raus soll ein politischer Widersacher verboten werden, auf den man auch deshalb so sehr eindrischt, weil die Wahrheit in einer Demokratur so schrecklich verpönt ist.
So ist es das Ablenkungsmanöver vom Scheitern und Versagen, mit dem man nicht nur das Rampenlicht von der fachlichen Inkompetenz der Regierenden wegwenden will, welches aktuell vor allem im Diffamieren der AfD seine Böswilligkeit, Feigheit und Demokratieverachtung entfaltet. Man ist zur Preisgabe des individuellen Profils bereit – und verständigt sich fast ein Jahr vor den Wahlen insgeheim auf Präferenzen, die schon heute ein „Weiter so“ erahnen lassen. So dürfte sich an der Massenmigration nur wenig ändern, falls Friedrich Merz der nächste Kanzler wird. Aber auch mit Blick auf die Transformation ist eine Kontinuität gewährleistet, seitdem selbst die Union ihre Liebe zur Wärmepumpe entdeckt hat. Bei der inneren Sicherheit stellt man auch künftig darauf ab, den Islamisten anzuflehen, seine Klingen nur außerhalb der Fußgängerzone mit sich zu führen.
Wasserbassins bleiben geschlossen, weil zu viel Vielfalt den Badespaß trübt. Die Wirtschaft wird auch dann unter planvoller Reglementierung und einseitiger Subventionierung ächzen, weil offenbar nur Sigmar Gabriel der Fossilität nachtrauert. Die Ukraine kann auf Langstreckenraketen hoffen, wenn Boris Pistorius oder sein Nachfolger aus den Fesseln des übriggebliebenen Scholz-Pazifismus gelöst sind. Und nicht nur Radwege in Peru vermögen es auch nach dem September 2025, wohl fortwährend mit Krediten aus unseren Breiten zu rechnen, weil man im Zweifel noch ein paar Millionen aus der Pflegeversicherung klauen kann. Schließlich dürfte unser Sozialsystem nicht insolvent gehen, sondern lediglich seinen Leistungsverpflichtungen nicht mehr gerecht werden können.
Angesichts dieses Befundes ist es niemandem zu verdenken, recht pessimistisch in die Zukunft zu schauen. Insbesondere im Wissen um eine gewisse Lethargie in unserer Gesellschaft, die auch in der Vergangenheit erst dann gegen Missstände aufbegehrt hat, als der Totalitarismus bereits weit fortgeschritten war, bleiben Zweifel an einer radikalen Trendumkehr. Parallelen in das Früher sind zwar immer heikel. Allerdings erinnern die momentanen Zustände durchaus an die Ausbildung von zwei Blöcken, von denen sich einer zur Definition des Richtigen aufschwingt – und der andere als Prügelknabe herhalten muss. Wie lange werden es sich gerade Wähler der Alternative für Deutschland noch gefallen lassen, dass Koalitionen in den Ländern um den Abstimmungsgewinner herum gezimmert werden? Wie weit müssen wir noch in die Rezession abrutschen, dass der Aufstand der Vernunft manch einen Minister vom Thron stößt?
Wie viele Flaschen dürften Rentner noch sammeln, ehe feministischen Vorzeigeprojekten in der Ferne der Geldhahn zugedreht wird? Wie oft müssen sich Einzelfälle noch wiederholen, dass die Scheunentore geschlossen werden? Wie laut soll das Wehklagen derjenigen noch aufschrillen, die von den Lasten der Alimentierung des halben Globus erdrückt werden? Man kann als Journalist lediglich wieder und wieder appellieren, dass der Ausblick vom angewärmten Fernsehsessel auf die abendliche Tagesschau durchaus etwas Harmonisches haben mag. Doch die erkämpften Werte, Wachstum und Wohlstand sind einfach zu schade, um sie einer Mentalität von Friede, Freude, Eierkuchen zu opfern. Wer nicht mehr mit ansehen will, wie eine einst prosperierende Nation zum Schlusslicht wird, der sollte die Kontaktscham einen guten Mann sein lassen. Es ist Zeit für Bekenntnisse – und für weitere blaue Wunder.
[…] Die Gefahr des „Weiter so“ ist auch 2025 real: Wann kehrst du um, liebes Deutschland? […]