Kommentar von Dennis Riehle
Der Parteitag der AfD ist frustrierend verlaufen. Zumindest muss dies aus Sicht der Haltungsjournaille so sein. Denn die Turbulenzen spielten sich nicht etwa innerhalb der Veranstaltungshalle ab, sondern auf den Straßen von Essen. Während also vor der Tür Linksextremisten teils brutal gegen die Polizei vorgingen und sich gemeinsam mit dem Parteienkartell von CDU bis Grüne in der antidemokratischen Auffassung verstiegen, den ureigensten Termin in einer Volksherrschaft torpedieren zu wollen – nämlich die rechtlich vorgesehene und für die Meinungsbildung überaus fruchtbare Zusammenkunft von Mitgliedern und Delegierten einer politischen Kraft -, verlief der Termin für die Alternative für Deutschland so harmonisch und diszipliniert wie selten zuvor. Dass es also wieder neue Konstruktionen brauchte, um ihr etwas unterstellen und anhängen zu wollen, beweisen verschiedene Muckraker der Systemmedien, welche sich scheinbar deutlich mehr Rivalitäten auf offener Bühne erhofft hatten. Doch dieses Geschenk wurde ihnen nicht gemacht. Stattdessen spielten sich Grabenkämpfe zwischen den verschiedenen Lagern nur indirekt bei den Wahlen zur Besetzung des Bundesvorstandes und anderer Ämter ab. Und auch in der Debatte verhielt man sich überaus gesittet und bot keine Angriffsfläche. Diese Tatsache war ernüchternd für diejenigen Beobachter, die darauf gesetzt hatten, dass sich die unliebsame kritische Opposition im Fokus der Kameras selbst zerfleischen würde. Und so bedurfte es wiederum einer Schlagzeile wie jene der „Tagesschau“, die kurzerhand eine verpasste Chance erkannt haben will. Denn die Blauen hatten sich doch tatsächlich erdreistet, unvermindert auf ihrem patriotischen, stolzen und rechten Pfad weiterzugehen – und sich angesichts der Diffamierung, Denunziation und Gängelung durch die informationsmonopolistische Presse nicht zu ergeben. Solch eine Couragiertheit ist in einer Epoche der emanzipatorischen Umschmeichelung ungern gesehen.
Nichts ist aus dem insgeheimen Wunschdenken der Progressiven geworden, dass die Machtkämpfe um Maximilian Krah, Matthias Helferich oder Petr Bystron zu einer Zerrüttung und Spaltung führen. Wenigstens nach außen hat man Geschlossenheit gezeigt. Und das kann denjenigen nicht schmecken, die diesen Mitbewerber am Boden liegen sehen wollen. Deshalb attestiert man ihm begangene Fehler, sich nicht von angeblichen extremistischen Positionen abgegrenzt und die Abzweigung in Richtung des eingeebneten Establishments verstrichen ließ. Es wäre also das Ideal der vierten Gewalt, würde sich ein Einheitsbrei aus allen Konkurrenten bilden, wie wir es in den klassischen Diktaturen kennen. Dass die AfD dieser Versuchung nicht erlegen scheint und sich weiterhin als einzig nennenswertes Gegenwicht zum kanalisierten Bremsblock der Alteingesessenen versteht, ist ein Hoffnungsschimmer in Tagen, die mit Blick auf die nächste Bundestagswahl ein „Weiter so“ befürchten lassen. Es ist weder anstößig, verwerflich noch illegitim, sich auch künftig mit Vehemenz für Forderungen wie die konsequente Remigration, den Ausstieg aus einem verkopften und ideologischen Transformationsprozess oder eine Umkehr auf dem Irrweg der grenzenlosen Selbstbestimmung und Vielfalt zu engagieren. Die Alternative bedarf keiner Anbiederung oder Anpassung an jene Normen und Prinzipien, die Bundesinnenministerin Faeser und ihr Behördenchef Haldenwang abseits der Gesetzgebung völlig eigenständig und willkürlich festlegen. Stattdessen zeigt derjenige Rückgrat, der sich nicht nur auf den gesunden Menschenverstand beruft, sondern auf die unverkennbare Mehrheitsstimmung in der Bevölkerung – welche aktuell ihren Kompass neu ausrichtet. Immerhin scheint es sukzessive wieder ehrwürdig und opportun, ein Bekenntnis zur Heimat, den Wurzeln und der Ursprünglichkeit abzugeben – und dies ohne die Last von Kollektivschuld und Kontaktscham.
Der von vielen Schreiberlingen erhoffte Knall ist ausgeblieben, weil man sich zumindest für ein Wochenende der staatstragenden Verantwortung bewusst war, persönliche Animositäten hinter das gedeihliche Wachstum der Partei anzustellen – und sich im Miteinander bewusst zu werden, welch große Erwartungen von vielen Bürgern an die AfD gesetzt werden. Man hat wahrlich nichts falsch gemacht, wenn man dem Reiz der Adaption an das gleichstrittige Konsortium widerstehen konnte. Man ist viel eher auf dem richtigen Kurs, im Zweifel auch dann für die inhärente Programmatik einzustehen, wenn es moralische Erpressungsversuche von den einstigen Partnern wie Marine Le Pen gibt. Souveränität, Integrität und Glaubwürdigkeit gewinnt man nämlich nur dann, wenn man sich als Fels in der Brandung versteht – der den zeitgeistigen Stürmen von Toleranztrunkenheit, Harmoniesucht und Friedseligkeit trotzt. Dass die Alternative keine Buntrepublik möchte, sondern den Fortbestand unserer Spezies, die Kontinuität unserer kulturellen Identität und die Unversehrtheit der Deutschen mit Blick auf die täglichen Messerangriffe, Machetenattentate und Vergewaltigungen garantiert, ist eine klare Absage an sämtliche Bemühungen, das Syndikat der Globalisten durch das Einverleiben eines weichgewaschenen Gegners zu vervollständigen. Abseits mancher Unzufriedenheit mit den Führungskräften, welche sich aus Perspektive einiger Hardliner am Ende doch der Nötigung aus Paris oder Rom hingegeben haben, gab es von den Anwesenden viel Rückenwind für diejenigen, die auch weiterhin das oberste Ziel propagierten, sich nicht von immer mehr Repression beeindrucken zu lassen – sondern auch dann noch zu resoluten Überzeugungen zu stehen, wenn der ÖRR erneut in seine Nazi-Paranoia verfällt. Denn es ist wahrlich nicht das Problem von Weidel oder Chrupalla, wenn die Ideologie der Pluralisten in sich zusammenfällt.