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Die AfD und ihre Machtkämpfe: Zwischen Konservativlibertären und Remigrationisten braucht es Frieden, um Wahlen zu gewinnen!

Kommentar zum Artikel „Am Ende gewinnen in der AfD immer die Radikalsten – auch in NRW“ (aus: DER SPIEGEL vom 15.03.2025)

Keine Partei ist frei von Rivalitäten. Denn überall da, wo Menschen zusammenkommen, sind Gefühle, Emotionen, Bestrebungen und Interessen im Spiel. Nicht anders ist es in der AfD. Gerade, weil sie durch das Wegrutschen der Union aus der Mitte in Richtung links einen immer größeren Spielraum erhält, sich von einem gemäßigten Lager bis weit nach rechts ausdehnen zu können, umfasst das Spektrum ihrer Anhänger mittlerweile die unterschiedlichsten programmatischen Vorstellungen. Aber nicht zuletzt auch Unmengen an verschiedenen Charakteren mit Machtambitionen und Zielsetzungen, die teilweise diametral aufeinanderprallen. Zu beobachten ist dies im Landesverband Nordrhein-Westfalen, in dem verschiedene Strömungen und Flügel nicht nur miteinander streiten, sondern sich in brachialer Karrieregeilheit die Butter vom Brot nehmen wollen. Zerrieben werden dabei vor allem jene, denen es um inhaltliche Argumente und die Arbeit vor Ort geht.

Der als liberal geltende Vorsitzende hat mit Hilfe eines couragierten und übergriffigen Dunstkreises immer wieder versucht, den sich als stolz und national gebenden Matthias Helferich und andere Mandatsträger mit einer ähnlich patriotischen Gesinnung aus sämtlichen Ämtern und Funktionen zu drängen. Auch ich wurde als Unterstützer des Dortmunder Bundestagsabgeordneten wiederkehrend mit feindseligen und drohenden Zuschriften von Anhängern dieser mild konservativen Bewegung übersät, der es offenbar nicht schmeckt, wie erfolgreich und beliebt derjenige ist, welchem man bis heute in Böswilligkeit ein Zitat anhängt, das ohne jeden Kontext wie eine arglistige Verleumdung klingt. „Das freundliche Gesicht des Nationalsozialismus“ gibt sich in Wahrheit als nahbarer Volksvertreter, der insbesondere auch das Vorfeld wie die Jugend- und Nachwuchsorganisation stärkt. Für ihn gilt das Credo: Wer sich distanziert, verliert.

Sein vehementes Engagement für Remigration macht ihn insbesondere unter denjenigen zum ideologischen Gegner, die noch immer der Vision anhängen, die Alternative für Deutschland müsse sich als Abklatsch der CDU verstehen – ganz im Geiste der ehemaligen Repräsentanten Lucke und Meuthen. Doch all die Bemühungen des Diskreditierens scheinen sich dem Ende zuzuneigen. Sowohl mit dem Versuch, den Widersacher aus der Berliner Fraktion herauszuhalten, aber auch einen genehmen Generalsekretär in Düsseldorf zu installieren, ist das Vincentz-Milieu offenbar gescheitert. Trotzdem machen diese internen Querelen klar: Nur dort, wo man dazu bereit ist, persönliche Animositäten zurückzustellen und weltanschauliche Gräben zu überwinden, wird man als geeinte Kraft auch Erfolge erzielen. Wem es allein um Aufmerksamkeit und Rampenlicht für individuelle Aufstiegschancen und Mitsprache auf Pöstchen und in Gremien geht, der hat Politik nicht verstanden.

Autor: Dennis Riehle