Kommentar von Dennis Riehle
Nun leide ich seit vielen Jahren an Parkinson. Doch trotz eines fortgeschrittenen Störungsbildes fühle ich mich um Längen nicht so krank, wie dieser Mann namens Deutschland. Man weiß überhaupt nicht mehr, wo man anfangen soll, um die zahlreichen Gebrechen zu beschreiben, die diese Republik mittlerweile wie einen lähmenden Ballast mit sich schleppt. Wir tragen schwer an einer völlig entglittenen Migration, die schon lange nicht mehr dem Prinzip entspricht, das in Artikel 16a GG festgelegt ist. Immer weniger der sogenannten Schutzsuchenden, die hier täglich ankommen, können eine tatsächlich anerkannte Fluchtursache im Sinne internationaler Konventionen vorweisen – oder verfügen über eine konsistente Bleibeperspektive. Stattdessen haben wir mit einer Mentalität der offenen Arme, die – dem Geist von Angela Merkel entsprechend – als Bringschuld gegenüber dem restlichen Globus anzusehen ist, Sogwirkungen und Anziehungseffekte geschaffen, welche auf jeden einladend wirken, der nach einem besseren Leben strebt.
Die Märchenerzählung von einem Import nachgewiesener Fachkräfte stimmt nur noch insofern, dass sich eine bedauerlicherweise auf bestimmte Kulturkreise beschränkende Gruppe in der Ausübung von Straftaten bestens auskennt. Auf diese Expertise könnten wir allerdings von jetzt auf gleich verzichten. Denn selbst wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk weiterhin von lediglichen Einzelfällen ausgeht, die sich bei objektiver Betrachtung sukzessive zu einer Regelmäßigkeit aneinanderreihen, sind die hiesigen Bürger nicht einmal mehr auf dem Dorf sicher. Auch dorthin gelangt manch ein fuchtelndes Messer – oder verirrt sich ein Gruppenvergewaltiger ohne Skrupel oder Dankbarkeit für das, was der Steuerzahler zur Alimentierung seines Daseins zu finanzieren genötigt wird. Nein, natürlich kann man nicht einfach pauschalisieren. Doch der immanente Eindruck verhaftet, dass Integrität und Souveränität einer Nation ins Rutschen geraten, deren Tradierung und Erbe aber auch durch andere Entwicklungen in Frage gestellt ist.
Ob es nun die Entfernung von biologischen Wahrheiten über zwei Geschlechter oder das Misstrauen gegenüber der Schöpfung hinsichtlich der seit Milliarden Jahren existierenden Selbstregulierung eines klimatischen Gefüges sei: Wir transformieren uns im Zweifel zu Tode, weil ein Wirtschaftsminister seinen Narzissmus pflegen möchte – und auf Teufel komm raus eine zum Scheitern verurteilte Energiewende übers Knie brechen will, die Woche für Woche belegt, dass sie bereits im Testlabor zum Rohrkrepierer geworden ist. Sie vernichtet Wohlstand, Wachstum und Prosperität – da ein auf dem Reißbrett entworfener Plan schon allein deshalb nicht aufgehen kann, weil jeder einzelne investierte Euro in die Reduzierung von CO2 wie in einem schwarzen Loch verschwindet. Denn das perspektivische Wetter lässt sich nicht so einfach beeinflussen, wie sich das Robert Habeck oder Luisa Neubauer vorstellen. Und ob das Methan des Rindviechs auf der Weide signifikant in unsere Atmosphäre eingreift, werden wir auch dann nicht erfahren, sollten wir im Supermarkt zwischen den veganen Fischstäbchen und dem biologisch angebauten Haferschleim abwägen müssen.
Und so krebst der einstige Exportweltmeister nunmehr als rote Laterne am Ende der Liste sich entwickelnder Kleinstaaten herum, während jene an uns vorbeiziehen, die weiterhin auf die zuverlässige und sichere Quelle der Atomkraft setzen. Dort gilt es auch heute noch als normal, dass man seine sexuelle Orientierung nicht nackt auf Paraden präsentiert, sondern Sitten, Norme und Werte vor allem deshalb verteidigt, weil Sodom und Gomorrha eine biblische Geschichte bleiben sollen. In den Köpfen unserer Toleranten betet der Queerist weiterhin mit dem Salafist gen Mekka. Und wer sie dabei stört, wird von der grünen Netzpolizei am frühen Morgen besucht, um das Haus nach etwaigen Beweismitteln für eine Beleidigung von Annalena Baerbock zu durchforsten. Dabei steht man ohne Bademantel mindestens genauso schlecht da wie ohne Wärmepumpe und E-Auto. Denn nicht nur Verbrenner und Ölheizung dürften schon bald abgewrackt werden. Auch die Meinungsfreiheit fliegt in hohem Bogen auf den Komposthaufen der Geschichte.
Und wer Nancy Faeser einen Gefallen tun möchte, der überlässt ihr gleich den Wohnungsschlüssel, damit sie beim nächsten Geheimtreffen über Deportation und Desinformation nicht durchs Guckloch schauen muss. Schließlich haben wir mittlerweile alle verinnerlicht, dass die Gefahr für die Demokratie von rechts ausgeht – beziehungsweise direkt von Moskau gesteuert wird. Ohne Gewissen unterschlagen wir dabei geflissentlich, wonach es einerseits unsere oberste Diplomatin in Stöckelschuhen war, die Russland nebenbei den Krieg erklärte. Und andererseits Friedrich Merz schon lange vor seiner Kanzlerschaft durchblicken lässt, Selenskyj die erbetenen Taurus-Raketen unmittelbar an der Front zu übergeben, sobald er in die Berliner Waschmaschine eingezogen ist. Denn die Ukraine muss um jeden Preis gewinnen, unterstreicht der Sauerländer ohne Wissen über den Eid, welchen er erst noch zu leisten verpflichtet sein dürfte. Dass bei einer militärischen Eskalation die gesamte Zivilisation auf dem Spiel stehen könnte, ängstigt den CDU-Vorsitzenden genauso wenig wie Katrin Göring-Eckardt die in vollem Gang befindliche Veränderung, welche aus Weißen Schwarze macht – und aus Schwarz-Rot-Gold den Regenbogen.
Die Zeitenwende ist also schneller da, als sich Olaf Scholz an sein letztes Fischbrötchen erinnern kann. Und nicht nur Mario Voigt mag sich anlässlich einer erstarkenden AfD die Frage stellen, ob man die Stulle nun mit Mett oder Gehacktem garniert. Eine kritische Opposition wird gegängelt – und Millionen Wählerstimmen in die Tonne getreten. Hatten die Väter unserer Verfassung doch aus fehlender Phantasie für den nächsten Despotismus glatt vergessen, Notbremse und Schleudersitz einzubauen, die vom Volk spätestens dann bedient werden können, sollten die Monarchen im Elfenbeinturm mit Verboten und Dekreten den Andersdenkenden tyrannisieren und drangsalieren. Was hatte man darauf gehofft, dass die zweite Diktatur der jüngeren Geschichte mahnenden Eindruck hinterlässt. Doch es scheinen Lethargie und Phlegmatismus, die eine nicht unerhebliche Zahl an Schäfchen weiterhin auf dem Sofa das ZDF gucken lassen – um in den dort verkündeten Nachrichten in Erfahrung zu bringen, dass Milch und Honig nicht mehr weit entfernt sind. Und so sollte ich mich am Ende dieses Textes kneifen, wüsste ich nicht um meine Verankerung in der Realität – und die Tatsache, dass zwischen Ironie und Wahrheit oft nur Nuancen liegen. Denn wer hätte vor einer Dekade erahnt, wie schnell wir an einem Punkt stehen würden, den man doch eigentlich als „Nie wieder“ ausgeschlossen hatte?
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