Kommentar zum Artikel „Merz macht’s wie Merkel: Wer Kanzler werden will, muss Glaubenssätze über Bord werfen“ (aus: „Tagesspiegel“ vom 16.04.2025)
Wem kann ich noch vertrauen? Nicht nur die Wähler der CDU fragen sich aktuell mit Blick auf ihre angestammte Partei, wie es so weit kommen konnte, dass sie mittlerweile vor einem Scherbenhaufen stehen. Denn da ist nicht mehr viel übrig von der konservativen Denke, die noch Kiesinger, Erhard oder Kohl vertraten. In Friedrich Schillers Lied von der Glocke werden wir ermutigt: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet. Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang“. Am heutigen Gründonnerstag steht die Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern im Mittelpunkt des christlichen Glaubens. Auch er musste die Erkenntnis erlangen, dass Loyalität nicht von beständiger Dauer sein muss. Der Verrat bahnte sich unmittelbar an, der Heiland wurde in der Folge gar ans Kreuz gemartert. Etwas weniger bestialisch, aber doch von entscheidender Bedeutung, ist auch die Gewissheit, wonach sich die deutsche Bevölkerung betrogen fühlen muss. Angesichts der Perspektive eines Angola-Bündnisses waren viele Stimmen am 23. Februar wertlos, entspricht der Ausblick auf das Morgen doch allenfalls einem „Weiter so“.
Der Koalitionsvertrag trägt die Handschrift der SPD und mutet den Menschen hierzulande ungeahnte Belastungen zu. Von einem Schuldenberg bis hin zu fortwährender Migration, steigenden Kosten für Öl und Gas, einer unsicheren Rente, explodierenden Sozialversicherungsbeiträgen, der vielfältigen Bereicherung unserer kulturellen Identität durch vermeintlich Schutzsuchende aus allen Erdteilen, einer Verrohung von Sitten und Werten dank der Ideologie hunderter Geschlechter oder dem Leugnen der hiesigen Sprache, Unsicherheit auf unseren Straßen, Windrädern in der Landschaft, Gendersternchen inmitten von Wörtern, der entkernten Meinungsfreiheit und dem Verbot von Lügen. Wärmepumpen in den Kellern, Flaschenpfand für die Senioren, Luxusunterkünfte den Flüchtlingen, Kriegsgeschrei vor der Haustür. Man kann sich also durchaus als ausgeliefert betrachten, wird man Opfer vom Egotrip eines Friedrich Merz, der seine Vorstellung einer Zukunft in Aufrüstung, Islamisierung und Depression mit korrumpierend anmutendem Verhalten eines schlichten Kuhhandels und des sich plumpen nötigen Lassens ohne Rücksicht auf den Leumund durchsetzt.
Carsten Linnemann wollte das nicht über sich ergehen lassen. Er hat die Reißleine gezogen, sicherlich aber nicht ganz uneigennützig. Sein Ablehnen eines Ministerpostens im kommenden Kabinett kann auch als eine Missbilligung dessen interpretiert werden, was der Vorsitzende im Konrad-Adenauer-Haus an Prinzipien und Programmatik wie auf einem Basar über den Ladentisch gehen ließ. Die Seele der Union ist bereits seit Angela Merkel offenbart, ihre Wurzeln sind langfristig aus der Erde gerissen. Und während das Resultat der Preisgabe Christi sein Sühnetod auf Golgatha war, ist das Ergebnis des Ausverkaufs der Bundesrepublik eine Gesellschaft in Polarisierung und Spaltung, in Armut und Existenznot, in Umbruch und Verdrängung. Allein die Kenntnis, dass der Karfreitag nicht das Ende ist, kann Hoffnung machen, dass die schwarz-rote Zweckehe nur eine Etappe darstellt, ehe alternative Kräfte den Stein wegrollen – und etwas Neues beginnt. Wird der Geist von Vernunft und Konsequenz entsprechend auferstehen? Ja, ich bin überzeugt: Die Osterparabel spannt sich bis zum Sonntag. Und auch Schwarz-Rot-Gold wird seinen Leidensweg überdauern!
Autor: Dennis Riehle