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„Der Spiegel“ spiegelt seinen Wahn: Ob Höcke, Le Pen oder Trump – Hauptsache, Faschismus!

Kommentar von Dennis Riehle

Eigentlich kennt man das Phänomen aus der Psychiatrie. Da sehen Menschen plötzlich Dinge, die dem Anderen verborgen bleiben. Das bekannteste Beispiel der weißen Mäuse als optische Halluzination – beispielsweise in einem Zustand von Suchtmittelmissbrauch oder im Rahmen einer Demenz des Alters – ist ein pathologisches Geschehen mit einer oft organischen Ursache. Doch eine Paranoia scheint mittlerweile jeden von uns treffen zu können. Zumindest verhaftet sich dieser Eindruck, wenn man beispielsweise eines der neuesten Cover der Zeitschrift „Der Spiegel“ betrachtet. Trump, Le Pen und Höcke als Titelfiguren, die mit der Überschrift versehen werden: „Wie Faschismus beginnt“. Von welch tiefsitzender Schizophrenie muss eine Redaktion geplagt sein, die auf die Idee solch einer geschichtlichen Relativierung kommt. Selbst wenn auch ich als Publizist mittlerweile viel von denjenigen gewohnt bin, die zwar meiner Zunft angehören, von deren offenkundig meinen Idealen diametral zuwiderlaufendem Verständnis über Berichterstattung, Kommentierung und Recherche ich mich allerdings auf das Schärfste abgrenzen muss, bleibt mir als nüchternem Betrachter lediglich das Attest eines kaum vorstellbaren Ausmaßes an böswilliger Dreistigkeit, ideologischer Perfidität und klammer Intellektualität. Denn nicht nur der Umstand, dass die verantwortlichen Autoren ihre wortgewaltigen Kraftausdrücke wohl nicht einmal definieren und den Ursprung erklären könnten.

Auch die vehemente Verharmlosung der dunkelsten Kapitel unserer Historie muss einem pragmatischen Leser bitter aufstoßen. Weder ist die Erinnerung an ein „Nie wieder“ in der momentanen Situation gerechtfertigt, angemessen oder verhältnismäßig. Noch hat es damals so angefangen wie jetzt. Es fehlt schon allein an der eklatanten rassistischen und antisemitischen Verachtung ganzer Bevölkerungsteile durch die Mehrheit, welche sich auf der Basis eines subtilen Narrativs des Sündenbocks, der wirtschaftlichen und sozialen Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges und des Wunsches nach einem Wiedererstarken von Deutschland im schrecklichsten Massenmord der Vergangenheit Bahn bricht. Wer auch nur annähernd bereit dazu ist, entsprechende Parallelen in die Gegenwart zu ziehen, der schlägt nicht nur den Opfern des Holocaust ins Gesicht. Auch sind die Trugbilder von „überall Nazis“ ein Beleg dafür, dass gerade die Kollektivschuld predigende Gemeinde der Linken, Progressiven und Korrekten einer Verklärung, Vergessenheit und Verzerrung nicht nur der politischen Gegebenheiten vor 1933 anhängt. Zweifelsohne erleben wir in diesen Tagen totalitäre Tendenzen. Diese gehen aber nicht etwa von den als Rechtsextremisten gebrandmarkten Patrioten, Identitären oder Konservativen aus. Stattdessen fühlt sich manch ein Zeitzeuge aus der DDR an Stasi-Methoden erinnert, wenn die Bundesinnenministerin nicht nur die Pressefreiheit beschneiden will, sondern auch unsere Wohnungen heimlich durchsuchen und die Denunziation von Freunden, Kollegen und Angehörigen bei den aus dem Boden sprießenden Meldestellen fördern möchte.

Wer sich das TV-Duell vor den anstehenden Landtagswahlen in Thüringen angetan hat, der erlebte einen Spitzenkandidaten der AfD, welcher nicht nur konsequent von den Moderatoren durch ein ständiges Unterbrechen gegängelt und benachteiligt wurde. Sondern der es in einer eindrucksvollen Ruhe schaffte, trotz des Ungleichgewichts zwischen den Gästen seine Thesen und Standpunkte unaufgeregt über den Äther in die heimischen Wohnzimmer zu schicken. Bei einer distanzierten und skeptischen Bewertung des Abends fiel keine anrüchige Aussage auf, die auch nur ansatzweise dazu geeignet wäre, eine mit unserem Grundgesetz nicht zu vereinbarende Gesinnung zu entlarven. Stattdessen waren es rationale und weitsichtige Perspektiven, die vor allem auf die wunden Punkte eingingen, an deren Bewältigung das herrschende Kartell nicht nur aus Inkompetenz scheitert, sondern wegen der kontinuierlichen Preisgabe von Werten wie Fairness, Frieden und Freiheit. Wer das Einstehen für Diplomatie im Ukraine-Krieg, das Einhalten von Paragrafen und Gerechtigkeit gegenüber den tatsächlich Bedürftigen in der Frage von Asyl und Schutz oder ein Ende der Überwachung von unliebsamen Meinungen jenseits der Überzeugungen der Grünen durch den Verfassungsschutz als Credo ausgibt, der steht nicht nur fest auf den Fundamenten der Volksherrschaft.

Sondern er ist meilenweit entfernt von jeder Tendenz, Prinzipien wie die Würde, die Gleichheit und die Integrität des Einzelnen zu tangieren. Und da helfen auch willfährige Urteile nichts, welche man wegen der Verwendung von halben Parolen ausspricht – während im Zweifel ein Messerattentäter wieder auf freien Fuß gelassen wird, weil er zu jung für Haft ist und zunächst seine traumatische Fluchterfahrung aufarbeiten muss. Da werden Journalisten noch so sehr verbal aufrüsten können, um sich wieder einmal in Beeinflussung anstehender Urnengänge zu üben. Mit jeder neuen Eskalation, Provokation und Konfrontation von Millionen Wahlberechtigten, die ihr Recht auf unbehelligtes Votum in der Stimmkabine in Anspruch nehmen, wandert ein weiteres Prozent zu den Blauen. Das Verschanzen unserer Regierung und der sich ihr anbiedernden Leitmedien im Berliner Elfenbeinturm verkommt zu einem hilflosen Akt des Umsichschlagens, weil man sich durchaus gewahr wird, dass das Wasser der Vernunft schon mindestens bis zum Hals gestiegen ist. So bleiben nach der Empörung über die Entgleisung meiner Haltungskollegen mit ihrer Collage der Gefahr, des Teufels und des Bösen schlichtweg ein müdes Lächeln, Schadenfreude und Mitleid übrig. Denn im Gegensatz zu einer Psychose eines tatsächlich kranken Individuums ist ein weltanschaulicher Verfolgungswahn allein aus Gründen von Brandmauern nur allzu schwer heilbar.