Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Medienbericht: Knapp 600 Fälle von Corona-Impfschäden anerkannt“ (aus: „tagesschau“ vom 22.04.2025)
Die Bundesrepublik gehört zu den Ländern, welche sich besonders schwer tun mit der Anerkennung von Impfschäden, die während der Pandemie entstanden sind. Der Staat lässt einmal mehr Menschen im Regen stehen, die darauf vertraut hatten, mit dem Piks einen Beitrag dazu zu leisten, das Virus in Schach zu halten. Als Betroffener eines Post-Vac-Syndroms habe ich im Rahmen der ehrenamtlichen Selbsthilfe mittlerweile rund 20.000 Anfragen von Mitpatienten beantwortet. Und vielfach verbreitet sich der Eindruck, dass nicht nur die Corona-Maßnahmen in Form von Einschränkungen der Grundrechte fahrlässig, willkürlich und bisweilen als bewusster Ausdruck von Potenz und Macht, ohne Not und in der Absicht autoritären Diktats, verhängt wurden. Sie waren ein mit dem Tabubruch der Grenzöffnung unter Merkel vergleichbares Momentum der Entfesselung von Beliebigkeit und Unterdrückung.
Und letztlich steht auch die Frage im Raum, ob es die breitflächigen Immunisierungen überhaupt gebraucht hat. Denn nicht wenige Experten sind mittlerweile der Meinung, dass spätestens ab der Delta-Variante das Überwiegen von Nutzen gegenüber den Risiken der Spritze nicht mehr gegeben gewesen sei. Ähnlich ergeht es mit zahlreichen Entscheidungen zum Homeschooling, einer bis in den Exzess getriebenen Maskenpflicht, der Spaltung von Familien um des Separierens willen oder der Aufwiegelung einer gesamten Gesellschaft, die massive Verwundungen davon trägt, weil man sich von Herrschern polarisieren ließ. Anstacheln zum wechselseitigen Misstrauen oder die Ermutigung zum Aufbrechen ganzer Beziehungen waren Alltag. Und man durfte erstmals wieder erahnen, wie es zu Kanalisierung und Einebnung kommt, die man aus den Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts hinlänglich kannte.
Die unerträgliche Hetze gegenüber jenen, die bei all dieser Demagogie nicht mitgemacht haben, ist ein schwerer Sündenfall in unserer Geschichte. Denn er macht offenbar, wie leicht sich ein Miteinander nicht nur durch Politik und Medien dazu hinreißen lässt, Feindseligkeit zu empfinden und das Gegenüber zu Freiwild zu erklären. Und die Narben werden auch dann nicht verschwinden, raten uns Fachleute aus der Ethik, dass Vergeben und Verzeihen ein Gebot der Stunde wären. Solch ein Schritt erfordert zumindest Reue und Einsicht bei allen, die weiterhin der festen und hinlänglichen Überzeugung sind, sie hätten mit ihrem despotischen Verhalten alles richtig gemacht. Kinder sind um Jahre in ihrer Entwicklung und Schulbildung zurückgefallen, ihre Seelen wurden durch die Isolation nachhaltig geschröpft. Geschäfte hat man in den Ruin getrieben, Arbeitnehmer standen von heute auf morgen auf der Straße.
Nachbarn können sich auch aktuell noch immer nicht in die Augen schauen, weil sie einen Keil zwischen sich treiben ließen. Freundschaften sind an der Gemarkung zerbrochen, ob nun 2G oder 3G gelten soll. Und körperlich Unversehrte sind mittlerweile ein Pflegefall, haben sie doch auf die Zusicherung von Professor Lauterbach gesetzt, dass ein übereilt geprüftes Vakzin nebenwirkungsarm sein. Außer leeren Worthülsen sind insbesondere Entsetzen, Wut und Verärgerung darüber geblieben, mit welcher Leichtigkeit Denunziation, Pranger und Hass der Weg geebnet wurde. Und auch 2025 fühlen sich Prominente und Epidemiologen im Recht, stellen sich als Moralapostel mit erhobenem Zeigefinger dar, die auch deshalb mit einer Aufarbeitung hadern, weil sie genau wissen, wie schwer und kantig das Kreuz zu tragen ist, welches bei näherem Hinsehen und Reflektieren auf ihren Schultern lastet.
Wo soll der Kitt herkommen, welcher uns nach diesem Leid wieder zusammenführt? Ohne das ehrliche Eingeständnis, dass hier nicht nur sämtliche Prinzipien und Tugenden aus dem Ruder gelaufen sind, sondern sich auf fatale Weise die vermeintlich Guten mit ihrem angeblichen Besserwissen als Spreu vom Weizen der zum Querdenker oder Verschwörungstheoretiker abgestempelten Vernünftigen getrennt hat, bleiben sämtliche Aufforderungen zu Frieden und Versöhnung das schlichte Bekenntnis derjenigen, die tatsächlich eine Menge Verantwortung und Schuld auf sich geladen haben, um jetzt nicht mehr zu wissen, wohin mit all dieser Schmach. Doch ihr Gewissen soll noch eine Weile belastet bleiben, sofern sie über ein solches verfügen. Schließlich ist es nur allzu verständlich und nachvollziehbar, dass die Opfer des Regimes endlich Genugtuung erwarten, weil Pein und Qual keine Einbahnstraße sind.
Autor: Dennis Riehle