Quelle: Clipdealer.de, B57321333, Erworbene Standardlizenz.

AfD und Manier, statt Grüne und queer!

Kommentar von Dennis Riehle

Es gibt für manche Journalisten offensichtliche Widersprüche, die sich für den außenstehenden Betrachter allerdings nicht ersehen lassen. Denn obwohl es eigentlich umgekehrt sein sollte, ist das Publikum heutzutage objektiver als einige Medienschaffende selbst. Da ist die Unterscheidung zwischen einer noch ansatzweise die Publizistischen Grundsätze respektierenden Presse und einem propagandistischen Sprachrohr zugunsten der Regierenden nur noch ein schmaler Grat. In einer Demokratie sollte die vierte Gewalt prinzipiell nicht in die Manier verfallen, ideologische Gegner zu brandmarken, zu meiden und zu denunzieren – die weder verboten, anrüchig noch verwerflich sind. Es ist gar der Auftrag an unsere Zunft, sich noch eher mit der kritischen Opposition gemeinzumachen statt nur im Geringsten eine Sympathie für die Obrigkeit zu zeigen. Es braucht keine weltanschauliche Neutralität, aber zumindest eine Schwingungsfähigkeit, die die Betrachtung der gegenwärtigen Geschehnisse aus unterschiedlichen Perspektiven zulässt – und damit dem Ideal der Meinungsfreiheit gerecht wird. Vorgefertigte Schubladen, Etiketten und Stempel sind ein stupides und profanes Mittel derjenigen, welche sich einer inhaltlichen Auseinandersetzung verweigern. Und so passt es in den Köpfen von äußerst linken Muckrakern auch nicht zusammen, wenn einer aus ihrer Sichtweise rechtsextremistischen Partei eine Frau vorsteht, die sich öffentlich zu ihrer Homosexualität bekennt. Denn die AfD gilt als rückwärtsgewandt, altbacken und wertkonservativ. Und schon allein deshalb müsse ihr eine latente Feindlichkeit gegenüber Schwulen und Lesben innewohnen. Nachdem es vor nicht allzu langer Zeit eine Erhebung unter diesem Personenkreis gab, bei der sich eine deutliche Überzahl an Personen trotz und gerade wegen ihrer Orientierung für die Alternative für Deutschland ausgesprochen hat, müssen im Zweifel diejenigen negieren, welche die enorme Divergenz zwischen einer seit Jahrzehnten anerkannten Schattierung der Schöpfung und einer Doktrin der LGBTIQ-Community nicht zu erkennen gewillt und in der Lage sind.

Weder Alice Weidel noch ich möchten mit denjenigen über einen Kamm geschoren werden, die in einer planlosen und von sämtlichen Normen entfernten Sinnsuche sind – weil sie sich in einer mentalen Abspaltung von ihrem persönlichen Versagen und Scheitern zu keiner dauerhaften, tragfähigen und authentischen Wesenseinheit bekennen wollen. Die Co-Chefin der Blauen stellt ein Musterbeispiel dafür dar, wie man mit einer Veranlagung überaus verantwortungsvoll umgeht. Sie trägt sie nicht wie eine Monstranz vor sich her oder beruft sich bei ihrer Selbstdefinition darauf. Stattdessen sieht sie sich zunächst als ein Bürger dieses Landes, der über die prinzipiellen Menschen- und Grundrechte hinausgehende Ansprüche schon allein deshalb kaum zu stellen gedenkt, weil er sich in der Moderne nicht sofort vom Rest der Welt diskriminiert und ausgegrenzt fühlt. Denn erstaunlicherweise beklagen immer nur diejenigen Repression, die mit ihrer Intimität konfrontativ nach außen drängen. Wäre es nicht zur unsäglichen Okkupation einer anfangs von großer Sachlichkeit und Angemessenheit geprägten Bewegung durch ein Sammelsurium an Individuen gekommen, die sich im Zweifel nicht als männlich oder weiblich ansehen – sondern zwischen einer Identität als Schnurlostelefon, Kaffeetasse oder Schildkröte hin und her wechseln -, wären wir in der Erringung von Fortschritten bezüglich der völligen Normalisierung des Uranismus nicht wieder in die Steinzeit zurückgefallen. Heute sind viele Vorurteile und Ressentiments auch deshalb wieder präsent, weil es skurril, obszön und abstoßend ist, was auf sogenannten Paraden als Schaulaufen der Bunten und Nackten inszeniert wird. Genau das hat nichts mit einem souveränen Umgang einer von der Natur aus gegebenen Präferenz zu tun. Stattdessen hat sich die Eigenbestimmung auf die Ebene von Gefühlen und Empfindungen verlagert. Es kommt zu einer grenzenlosen Ausuferungen an Subjektivität und Willkür – weil der obsessive Drang zum Anderssein nicht nur als ein seelischer Hilfeschrei der völligen Unstetigkeit zu verstehen ist. Sich nicht festlegen zu wollen und prinzipiell zu provozieren und abzugrenzen, das entspringt einer Mentalität der maximalen Distanzierung von der Wirklichkeit.

Auch ich habe mich nie in die Szene zurückgezogen, sondern begriff mich seit Anfang an als ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft. Letztlich hege ich keine Ambitionen in mir, Schwarz-Rot-Gold durch den Regenbogen zu ersetzen. Auch käme ich nicht auf die Idee, meine Egomanie durch das Aufkündigen des Gerüsts der Binarität in den Vordergrund zu stellen – und eine Losgelöstheit von Philosophie, Ethik und Sittlichkeit als verbindlich darzustellen. Ich spüre keinen Hauch von Inbrunst in mir, meine Privatsphäre nach außen zu tragen und diese meinem Nachbarn auf die Nase zu binden. Sie gehört für mich auch weiterhin allein in das Schlafzimmer – und taugt darüber hinaus nicht als ein prägendes Persönlichkeitsmerkmal, auf dem ich meine gesamte Existenz aufbaue. Dies wäre nur dann der Fall, wenn es mir an einer Kongruenz und einem Fundament mangeln würde, die mich zu einer deckungsgleichen und echten Figur inmitten der vernunftorientierten und regelbasierten Ordnung machen. Kurzum fühle ich mich im Umgang mit meiner Zuneigung als einigermaßen pragmatisch. Und so dürfte es den meisten Mitmenschen mit einer ähnlichen Biografie gehen, die in Ruhe gelassen werden wollen von einer aufgepressten Schablone, die zur Spaltung und Polarisierung geeignet ist. Meine maskuline Priorisierung steht ziemlich am Ende meiner charakterlichen Eigenschaften, die auch beim Setzen des Kreuzes auf dem Stimmzettel so gut wie keine Bedeutung hat. Und weil es mir um Rationalität und Weitsicht geht, ist meine Fürsprache gegenüber der AfD als ein Widersacher des fundamentalen Queerismus, exzessiven Genderismus und überstrapazierten Feminismus eine logische Konsequenz. Die „taz“ wird es nie nachvollziehen können, dass ein frisch gebügeltes Hemd attraktiver ist als Rüschen. Dass ein zufriedenes Gesicht mehr wiegt als eine Schweinsmaske. Und dass das Tragen von Windeln ohne gesundheitliche Probleme und in der demonstrativen Anwesenheit von Kindern weder Kultur noch Lifestyle entspricht, sondern gegebenenfalls einer Abklärung durch einen Experten bedarf.