Kommentar von Dennis Riehle
Wie wichtig sind in diesen Tagen diese Oasenmomente des alljährlich wiederkehrenden Advents, in denen wir Luft holen können und Zeit dafür haben, den Blick vom großen Ganzen auf unsere kleine Welt zu lenken, die uns auch dann trägt und hält, wenn auf dem Globus Kriege toben – und unser Land von einer Krise in die nächste rutscht. Ob es nun die Familie oder Freunde sind, manche Rituale oder Gepflogenheiten und eventuell auch der Glaube: Keinesfalls grundlos wird uns eine mehrwöchige Phase der Entschleunigung verordnet, damit wir nicht ungebremst auf das Weihnachtsfest prallen – sondern mindestens einen Gang herunterschalten.
Warten ist nicht jedermanns Sache. Und sie ist tatsächlich oftmals überflüssig, weil wir sie durchaus sinnvoller nutzen könnten. Gleichsam fordert sie unsere Ungeduld heraus, die nicht nur die Kinder umtreibt, wenn sie am Heiligabend quengelig auf die Bescherung schielen. Die Phase des Fokussierens, Zentrierens und Manifestierens einer Stimmung der Freude, Dankbarkeit und Sehnsucht nach dem, was da in Bethlehem geschehen soll, scheint gerade in einer Dekade wichtiger denn je, in der es vielen von uns schwerfällt, nicht zu verzagen. Gerade hier in den sozialen Medien werden wir mit Tatsachen und Wahrheiten konfrontiert, die wir eigentlich nie für möglich gehalten hätten.
Mir kommt da ein Kirchenlied des Autors Friedrich Spee in den Kopf. „O Heiland, reiß die Himmel auf“, so heißt es im Evangelischen Gesangbuch unter Nummer 7. Man könnte es in diesen Tagen möglicherweise auch umdichten: „O Herr, schmeiß Hirn vom Firmament“. Denn in welch naiver und schlafwandelnder Manier ein Großteil der Deutschen wohl noch immer ohne Gegenrede und Widerstand hinsichtlich der massiven Einschränkung von Grundrechten, der verordneten Transformation, der völlig entglitten Migration und des Offenbarens von Sicherheit, Identität und Kultur auf dem heimischen Sofa sitzt und den ÖRR konsumiert, ist schon ziemlich beeindruckend und bezeichnend gleichermaßen.
Dabei spüren wir doch bei einer gewissen Ehrlichkeit mit uns selbst, dass da etwas aus den Fugen geraten ist. Wir können nicht mehr so unbelastet in die Zukunft blicken, wenn wir uns mit den tatsächlichen Nachrichten und authentischen Schlagzeilen beschäftigen, die uns von Haltungsjournalisten ganz gezielt verschwiegen werden. Und da rückt wieder der Text der oben genannten Dichtung ins Bewusstsein. In Strophe 4 heißt es: „Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal“. Sie passt wohl wie die Faust aufs Auge in die jetzige Situation. Und sie schenkt Aussicht darauf, dass nicht alles verloren ist.
Sprechen wir uns immer wieder neu Mut zu. Denn ihn werden wir brauchen, genauso wie Vernetzung und Zusammenhalt. Schließlich weiß keiner von uns, ob nicht morgen Früh der althergebrachte Bademantel den größten Auftritt seines Lebens haben wird. Und wir um eine Festplatte oder das Handy ärmer sind. Wie wohltuend ist da eine Verschnaufpause. Denn Gelegenheit für Sorge, Angst und Not werden wir leider noch zur Genüge haben. Deshalb sollten wir die Chance zum Auftanken der Akkus wahrnehmen, aber uns gleichsam wechselseitig des Rückhalts und der Verbundenheit versichern. Denn das Sprichwort bewährt sich auch hierbei: „Geteilte Hausdurchsuchung ist halbe Hausdurchsuchung“.