Quelle: Clipdealer.de, A38671383. Erworbene Standardlizenz.

Journalistische Sorgfalt passé: Wie die Recherche um einen linksextremistischen Kunstpreis den Falschen verdankt wurde!

Kommentar zu „Prozess gegen Hanna S.: Angeklagte erhält Bundeskunstpreis“ (aus: BR24 vom 16.04.2025)

Vermeintlich tritt man als Journalist seinen Beruf mit der Leidenschaft und der Erwartung an sich selbst an, Wahrheit, Vollständigkeit und Sorgfalt als ethische Pflichten eines integren Arbeitens und Publizierens zu verinnerlichen. Dass gerade diese Tugenden und Fähigkeiten unter den Presseschaffenden von heute aber nur noch schwach bis gar nicht ausgeprägt scheinen, kann man einerseits Versäumnissen in der Ausbildung zuschreiben. Vor allem ist es aber auch ein allgemeiner Trend, Meldungen und Schlagzeilen zu imitieren und gegebenenfalls die „Kopieren“-Taste zu drücken, wenn man vorgeschriebene Zeilen an anderer Stelle einfügen möchte. Es stellt die Missachtung von Urheberrechten und der Leistung des anderen dar, schmückt man sich bei Bedarf mit fremden Federn – oder recherchiert man das nicht aus, was vermeintliche Leitorgane in ihren verkürzten Darstellungen an oberflächlichen Aussagen über die Herkunft von Informationen hergeben. Ein unzweifelhaft schäbiges Verhalten, was hier Schule macht. Schließlich verkennt es die Mühen und den Einsatz von oftmaligen Einzelkämpfern, die mit ihrem Dienst von Gemeinnutz sind.

In einer Epoche, deren Gewohnheit es ist, mit Blick auf die Verdienste künstlicher Intelligenz die Schaffenskraft des Menschlichen abzuwerten und zu degradieren, vermag es nahezu selbstverständlich zu sein, sich der investigativen Recherche Dritter zu bedienen, um sie ungefragt und mit mangelhafter Kennzeichnung über die eigenen Kanäle zu verbreiten. Vor allem Kollegen, die ohnehin aufgrund ihrer kritischen Einstellung zum Zeitgeist und der Widerrede gegenüber politischen Verhältnissen unter ständigem Beschuss der Haltungsmedien stehen, werden bisweilen von jenen geschröpft, welche es mit Genauigkeit und Präzision in ihrem Werk nicht ganz so ernst nehmen. Diese leidvolle Erfahrung macht regelmäßig auch Alexander Wallasch. Es war seinem vehementen Engagement zu verdanken, dass aktuell eine Affäre von immenser Tragweite aufgedeckt wurde. Er förderte die skandalöse Verleihung eines Kunstpreises an die Linksextremistin Hanna S. zu Tage, die jüngst vom Generalbundesanwalt wegen Mordversuchs angeklagt wurde, aber sich trotzdem einer teuren Huldigung durch den Staat und die Gesellschaft gewiss sein konnte.

Sie gehört zu den Rädelsführerinnen der sogenannten „Hammerbande“, kam jedoch in den Genuss von insgesamt 48.000 Euro für ein Stipendium und eine Ausstellung im vergangenen November – unter anderem bereitgestellt vom Ministerium für Bildung und Forschung, das allein 30.000 Euro an Steuergeld zuschoss. Bis solche Missstände so weit mit Tatsachen untermauert sind, dass sie jeglicher Kritik im Anschluss der Veröffentlichung standhalten und in ihrer Plausibilität und Konsistenz tragfähig erscheinen, braucht es viele Stunden an Erkundung, Aufdeckung und Durchforstung. Wenn sich beispielsweise die „Bild“-Zeitung nunmehr in ihrem Artikel dazu hinreißen lässt, diesen Verdienst beim oben genannten Sachverhalt „Tichys Einblick“ anzuheften, indem sie fälschlicherweise verkündet, jenes Portal habe zuerst getitelt, dann missachtet sie den ursprünglichen Schöpfer der Geschichte. Dabei hätte es nicht viel Aufwand bedurft, zum schlichten Ergebnis zu gelangen, dass es sich bei der erwähnten Quelle lediglich um einen, wenngleich zulässigen wie erlaubten, Nachdrucker handelt. Und schon im Deutschunterricht war es verpönt, den Aufsatz des Sitznachbarn in völliger Teilnahmslosigkeit abzukupfern.

Es ist ein Schlag in die Magengrube jedes freischaffenden Kolumnisten, der es in einer Welt der übermächtigen Verlagshäuser ohnehin nicht leicht hat, mit seinem Tun in die Öffentlichkeit vorzudringen, wenn er sich auch noch damit herumschlagen muss, auf das Copyright einer mühselig lokalisierten und ausgeloteten Erzählung und Analyse zu verweisen. Da heimsen sich jene die Lorbeeren ein, die zu bequemlich sind, auf die Spurensuche von Verfassern und Produzenten zu gehen – und ihnen für den Paukenschlag zu gratulieren, der nunmehr auch im hauptstädtischen Berlin für Aufsehen sorgt. Schließlich wäre es ein beispielloser Vorgang, eine mit langen Freiheitsstrafen bedrohte Terroristin aus der antifaschistischen Szene in die Gunst von Unsummen zu stellen, der vorgeworfen wird, 2023 in Budapest mehrere Menschen unter anderem mit Schlagstöcken angegriffen zu haben. Dass solche Unglaublichkeiten den Weg in die breite Aufmerksamkeit finden, ist nicht etwa den oftmals gelobten Faktencheckern zuzuschreiben, sondern insbesondere jenen Enthüllern, die ihr Handwerk noch von der Pike auf erlernt haben.

Autor: Dennis Riehle