Kommentar von Dennis Riehle
Blickt man in diesen Tagen auf jene, die den Knall in Sachen Migration noch immer nicht gehört haben, so spielen die Kirchen eine entscheidende Rolle, die geltende Rechtsstaatlichkeit durch das Gewähren von hauseigenem Asyl drastisch zu umgehen. Allerdings ist das keines der Wunder Jesu. Schließlich verbreitet man schon seit der Merkel’schen Offenbarung unserer Grenzen nicht mehr die Bergpredigt, sondern ein ziemlich krudes Verständnis des biblischen Gleichnisses vom barmherzigen Samariter. Statt das Kreuz trägt manch ein Geistlicher die Monstranz des Regenbogens quer durch den Garten Eden. Und wenn es darum geht, die frohe Kunde der Nächstenliebe zu interpretieren, sind selbige Pfarrer ganz vorne mit dabei, die zumindest auf der Kanzel predigen, bedarfsweise das letzte Hemd für den Fremden aus der Ferne zu geben, aber den hiesigen Rentner Flaschen sammeln zu lassen. Hier stimmt also etwas nicht mit dem Gleichgewicht, das die Heilige Schrift jedoch einfordert.
In diesem Duktus gebärden sich auch die beiden Hirten, welche vom Jüterboger Bürgermeister Arne Raue immer wieder mit harten Bandagen angegangen werden. Der erst jüngst der AfD beigetretene Politiker macht wiederkehrend darauf aufmerksam, dass die beiden christlichen Konfessionen ihr Mandat deutlich überspannen, wenn sie mit einer Willkommenskultur zusätzliche Sogeffekte schaffen, ohne sich aber gleichzeitig darüber bewusst zu sein, dass Fairness nur dann gelingen kann, wenn man sich vorerst um die tatsächlich Bedürftigen aus dem unmittelbaren Umfeld kümmert. Insbesondere aus meiner früheren Tätigkeit als Integrationsberater weiß ich, wie sukzessive sich das Blatt gewendet hat. Viele angeblich nach Schutz Suchende können mittlerweile keinen anerkannten Fluchtgrund mehr vorweisen. Sie sehnen sich stattdessen allein nach einem besseren sozialen und wirtschaftlichen Leben. Wer noch weitergehen möchte, findet auch Gründe, okkupierende Absichten zu unterstellen. Doch genau dafür wurde Artikel 16a Grundgesetz nicht geschaffen. Auch das Neue Testament verweist eindrücklich auf den Umstand, dass ausschließlich die Gnade Gottes unbegrenzt ist. In den irdischen Verhältnissen trifft ein offenes Herz allerdings auf beschränkte Ressourcen. Gerechtigkeit kann es nur geben, wenn man sich ehrlich macht und der Endlichkeit von Kapazitäten bewusst wird. In erster Linie soll die Zuwendung eines jeden Volkes den Ausgegrenzten aus den eigenen Reihen zuteilwerden. Erst dann, wenn diese hinreichend versorgt sind, kann und darf die Aufmerksamkeit auch denen gelten, die aus unserer europäischen Nachbarschaft und dem darüber hinausgehenden Radius aufgrund tatsächlicher und nachgewiesener Verfolgung, Bedrohung und Existenznot in ihren Herkunftsregionen auf Hilfe und Obdach angewiesen sind. Eine bunte Vielfalt im Geiste des Multikulturalismus ist dagegen im Zweifel Anarchie, aber gerade keine Theologie.