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Maria und Josef als migrantische Tränendrüse: Wir sind keinesfalls zu endloser Barmherzigkeit verdammt!

Kommentar von Dennis Riehle

Alle Jahre wieder trudeln auch 2024 zur gleichen Zeit wie in den Vorjahren Spendenbriefe und Bittstellungen der unterschiedlichsten Organisationen in unseren Briefkästen ein. Bisweilen sind darunter Projekte und Aktionen mit einer tatsächlich hehren Ausrichtung. Doch nicht selten wird auf die Tränendrüse gedrückt, um für nicht ganz so humanitäre Zwecke Geld einzusammeln. Auch Vereinigungen, die sich vermeintlich dem Schutz und den Rechten von Flüchtlingen verschrieben haben, hoffen in diesen Tagen auf neue finanzielle Zuflüsse, um beispielsweise im Mittelmeer weiterhin in Seenot geratene Schlauchboote voller Gruppen an sogenannten Schutzsuchenden aufzuspüren – und die Hilfsbedürftigen ohne Pass und Orientierung zu retten. Sogar von den Kirchen gibt es für dieses Gebaren nicht nur durch die Ankündigung, im Zweifel sogar denjenigen Obdach und Asyl zu gewähren, die nach der irdischen Rechtslage und den weltlichen Gesetzen hierauf keinen Anspruch haben, ein immer grüner werdendes Licht. Was wird uns inflationär der Begriff der Nächstenliebe um die Ohren gehauen, weil wir nicht nur aus Sicht von Angela Merkel eine Bringschuld gegenüber dem halben Globus haben.

Sondern es sei gar unsere moralische Pflicht, jeden Schicksalsgeplagten aus der Bredouille eines kargen wirtschaftlichen und sozialen Lebens zu befreien, hört man da in den klerikalen Predigten von der sittlich geschwollenen Kanzel herab. Doch während die Agape von Gott nahezu unendlich scheint, kommt die Barmherzigkeit in der Realität schon deshalb an ihre Grenzen, weil Ressourcen und Kapazitäten beschränkt sind – und es zu keinem Zeitpunkt im Sinne des Erfinders war, ganze Völker nach Europa umzusiedeln. Mit einer ins Absurde getriebenen Toleranz unterwerfen wir uns denjenigen, die im Zweifel mit dem Totschlagargument von Nationalsozialismus und Kolonialismus drohen, um eine nie dagewesene Kollektivhaftung in Erinnerung zu rufen. Schon in der Bibel wird am Gleichnis eines Samariters deutlich, dass in der diesseitigen Wirklichkeit ein Vorrangigkeitsgebot anzuwenden ist. Dieses besagt, die Aufmerksamkeit zunächst jenem zugutekommen zu lassen, der in unserer eigenen Gemeinschaft ausgegrenzt und an den Rand gedrängt wurde. Unsere Spendierhosen mögen weit sein, Rationalität und Vernunft sollten hingegen ein Limit kennen.

Erst danach sollen Solidarität und Fürsorge auch jenen zuteilwerden, die aus der unmittelbaren Nachbarschaft fliehen müssen, weil sie dort einer konkreten Verfolgung ausgesetzt sind. Es war schon im Geist der Gründungsväter dieser Republik, Aufnahme vornehmlich jenen zu gewähren, die aus verschiedenen Gründen den hiesigen Gefilden den Rücken zugekehrt hatten, aber aus einer Not in der Fremde heraus wieder in die Heimat zurückkehren wollten. Eine ähnliche Konstellation ergibt sich auch bei der aktuell so oft bemühten Weihnachtsgeschichte. Maria und Josef waren keinesfalls Migranten im klassischen Sinn, wie uns das manch linksprogressiver Engel der Vielfalt und des Multikulti suggerieren will. Sie machten sich in ihre ursprüngliche Destination auf, um dort gezählt zu werden. Da findet sich nichts von jener Motivation, die heutzutage ganze Karawanen an afrikanisch oder orientalisch stämmigen Sehnsüchtigen nach einer besseren Zukunft über tausende Kilometer um den Erdball treibt. Sie können im Zweifel keine Belege dafür vorbringen, um nach internationalen Konventionen eine Bleibeperspektive zu erhalten. Anerkannte Gründe für das Gewähren von Sicherheit und Versorgung in der Ferne bleiben immer häufiger aus.

Stattdessen erlauben wir auch jenen Einlass, die mit uns nichts Gutes im Sinn haben. Da schleusen sich Extremisten und Fundamentalisten unter manch armseligen Knecht, die den Niedergang der abendländischen Tradierung beabsichtigen – und die Kirchenglocke durch den Muezzin ersetzen möchten. Es geht um eine sarazenische Vormachtstellung, die durch immer neue Demonstrationen und Zeugnisse der Provokation und Konfrontation unverhohlen zum Ausdruck gebracht wird. Da schlendern syrische Gottesanbeter über unsere Adventsmärkte, während wir diese händeringend in ein „Winterwunderland“ umbenennen, um die religiösen Gefühle von Muslimen nicht zu verletzen. Wie weit ist die Preisgabe unserer Identität und des Wesens einer liberalen und aufgeklärten Gesellschaft bereits fortgeschritten, wenn die tugendhafte Offenheit gegenüber dem Andersgläubigen synonym zur Feststellung gebraucht werden kann, dass bei uns augenscheinlich nicht mehr alles ganz dicht ist? Jedenfalls sind wir nicht nur wegen unserer Duldsamkeit und Nachsicht zum Objekt der Lächerlichkeit geworden. Sondern vor allem auch deshalb, weil keine andere Nation Indulgenz und Hochmut derart falsch versteht, wie der zu ewiger Selbstqual verdammte Regenbogen-Mohikaner.