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Publizistik im Geist der Opposition: Mein journalistisches Verständnis erregt das woke Gemüt!

Kommentar von Dennis Riehle

Unser Hiersein ist kein Ponyhof. Stattdessen hält es bei jedem von uns Prüfungen bereit, die es mehr oder weniger souverän zu bewältigen gilt. Auch in meiner Biografie tummeln sich Tiefpunkte und Kehrwertwenden.  Und da geht es nicht nur um das Gesundheitliche. Vor allem beruflich war ich gezwungen, aufgrund äußerer Umstände und unerwarteter Schicksalsschläge einen Plan B aus dem Hut zu zaubern. Dass ich sodann im Journalismus landete, scheint eine glückliche Fügung. Denn dieses Metier war anfangs keinesfalls der von mir bevorzugte Traumjob. Doch er ist zu meiner großen Leidenschaft geworden, weil es für mich keine passendere Ausdrucksform für politischen Affront gibt als die Macht des gedruckten Wortes. Zunächst verhaftet in einem links orientierten Spektrum, bin ich in der angepassten Welt der farblosen Muckraker also schlichter Standard gewesen. Schließlich ist die Medienwelt nicht erst seit gestern von Progressivismus und Ökologismus durchzogen, lässt Objektivität oder Unvoreingenommenheit vermissen und gebärdet sich als Oberlehrer der Nation.

In der Schulzeit galt meine Präferenz noch der FDP, weil unter der Jugend – im Gegensatz zu manchen Sprösslingen von heute – noch das mehrheitliche Credo der Leistung galt. Aus dem Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit und verhältnismäßigem Umweltschutz fand ich mich im späteren Verlauf allerdings kurzerhand bei Grünen und SPD wieder. Wohlgefühlt habe ich mich dort allerdings nie. Es fehlte mir viel eher am notwendigen Rückgrat, den schon immer in mir verhafteten Patriotismus auch tatsächlich aus der Mottenkiste zu holen – und ihn nicht nur stolz in meinem privaten Umfeld zu präsentieren, sondern auch in meinen Texten, Beiträgen und Kommentaren. Über einen nicht unerheblichen Zeitraum habe ich auch deshalb Schuld auf mich geladen, weil ich konservative, bürgerliche und heimatliebende Kollegen unfair behandelte. Und diesen Vorwurf mache ich mir bis jetzt. Verändern kann ich meine Verirrung in das aktuell wohl als „woke“ zu bezeichnende Lager bedauerlicherweise nicht mehr. Aber ich kann mittlerweile jene Haltung zeigen, die gerade nichts mit dem Gemeinmachen zwischen vierter Gewalt und den Herrschenden zu tun hat, welches von ARD bis „Süddeutscher Zeitung“, von ZDF bis „Focus“ als vor Liebkosung und Unterwürfigkeit triefende Charmeoffensive praktiziert wird.

Es bedürfte nicht einmal einer Umfrage, um zu der banalen Erkenntnis zu gelangen, dass in den Redaktionen dieser Republik im Jahr 2024 die Publizistischen Grundsätze als Ethos und Eid durch interne Leitlinien ersetzt wurden, denen längst kein Geist von unabhängiger Information, ergebnisoffener Aufklärung oder distanzierter Skepsis gegenüber der Berliner Regentschaft mehr innewohnt. Im Zweifel klingelt ein Abgeordnetenbüro in den Führungsetagen der Sender und Blätter durch, um sich eine andere Reihenfolge der Schlagzeilen zu wünschen – oder eine allzu kritische Meldung abzumildern. Es gilt in unserer Branche als verpönt, sich mit Schwarz-Rot-Gold zu verbünden. Allianzen werden hingegen mit dem Regenbogen geschlossen. Wertneutrale Äußerungen mit Blick auf die AfD stuft man als Pakt mit dem Teufel ein. Ein Kratzen an der Fassade von Robert Habeck wird bei Bedarf mit Ausgrenzung geahndet. Und so wäre ich in einer Bredouille, stünde ich momentan noch immer im aktiven Erwerb. In den allermeisten Schreibstuben bekäme ich nicht nur Schnappatmung, sondern bräuchte ein Dauerrezept für Blutdrucktabletten. Wie gut, dass ich selbstständig und losgelöst bin von finanziellen Verwobenheiten.

Ich hätte mich spätestens jetzt als Freischaffender etablieren müssen. Immerhin ist es nicht mit meinem Gewissen vereinbar, zum Erzieher zu mutieren, um Zuschauern oder Lesern in moralisierender und betreuender Absicht zur Seite zu stehen, wenn es um die Abwägung geht, wo sie bei der kommenden Wahl ihr Kreuz auf dem Stimmzettel setzen sollen. Die Übergriffigkeit in das mündige Abwägen des Einzelnen stellt für mich einen entscheidenden Verstoß hinsichtlich jener Tugenden dar, auf die zumindest ich geschworen habe. Mein Verständnis ist die Frontalopposition zu allen, die an den Schalthebeln dieses Staates sitzen. Gleichzeitig gebietet es diese Mentalität ausdrücklich, mit Anstand und Respekt dem zum ideologischen Feind degradierten Wettbewerber zu begegnen, über dessen Legitimität nicht etwa der Verfassungsschutz entscheidet, sondern der kleine Mann am 23. Februar 2025. Und so sehe ich meine Rolle heute nicht nur als Widersacher des Einheitskartells, sondern auch als Gegenentwurf zu den eigenen Leuten. Ich habe meinen Platz gefunden – auch wenn es zugegebenermaßen lange gedauert hat. In meinen Artikeln wird man im Zweifel sein blaues Wunder erleben. Und für diesen Ausdruck von Individualität schäme ich mich nicht.