Ein Gegenentwurf zum Blickwinkel der Münchner Staatszeitung: Meine Wahrnehmung über den AfD-Abgeordneten Jörg Baumann!

Kommentar von Dennis Riehle

Wenn du denkst, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei das Höchstmaß an Anbiederung von Medien gegenüber den Herrschenden, so hast du dich getäuscht. Denn zumindest in Bayern gibt es noch eine deutliche Steigerung zu dem, was uns an Willfährigkeit der Presse mittlerweile nahezu täglich auf dem Frühstückstisch serviert wird. Und so ist es die schon allein aufgrund ihres Titels gewisse Skepsis an ihrer Objektivität hervorrufende Staatszeitung aus München, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, unter anderem auch Parlamentarier des Landtags entsprechend zu porträtieren – beziehungsweise, sie bei einer ungenehmen Gesinnung in ein denkbar anrüchiges Licht zu stellen. Dass hierbei Kandidaten der Alternative für Deutschland prinzipiell besonders schlecht wegkommen, das muss wohl nicht extra erwähnt werden. Daher hat es auch ein Artikel vom 15.11.2024 in Sachen Demagogie und Agitation in sich, welcher mit dem Titel überschrieben ist: „Der geschmeidige Provokateur“. Gemeint ist der Abgeordnete Jörg Baumann, den man zwar einerseits mit biografischen Fakten darstellt. Doch auch von Ressentiments und Vorurteilen behaftete Aussagen finden sich im Beitrag von Redakteur Jürgen Umlauft. Und weil ich den Vertreter der AfD nun seit geraumer Zeit kennen darf, scheint es mir eine nahezu journalistische Selbstverständlichkeit, zu der entsprechenden Darstellung einen Gegenentwurf zu zeichnen.

Denn der frühere Polizeibeamte gehört zu einer mittlerweile in der Minderheit stehenden Spezies an bürgernahen Volksvertretern, die tatsächlich noch immer mit der Basis in Kontakt sind, das Vorfeld pflegen und ernst nehmen oder darüber hinaus das Ohr direkt bei den Sorgen und Nöten des Allgäuer Bauers oder Mittelschichtigen vom Chiemsee haben. Wer ihm auf der Plattform X folgt, erlebt einen engagierten Repräsentanten mit viel Herzblut für seine Überzeugungen. Dass er im entsprechenden Beitrag als Fan von Björn Höcke bezeichnet wird, das dürfte für ihn keine Last, sondern eine Auszeichnung und Ehre sein. Und es ist ebenfalls kein Grund zur Rechtfertigung oder gar Scham, in einer Partei auf Solidarität mit den eigenen Leuten zu setzen – statt sich mit Vehemenz von jenen zu distanzieren, die in der öffentlichen Wahrnehmung wie Freiwild durch die Manege getrieben werden. Der 43-Jährige sympathisiert völlig legitim mit manchen Diffamierten wie dem einstigen Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah. Denn für den aus dem Wahlkreis Unterfranken stammenden Politiker ist es eine Normalität, zu seinen Standpunkten, Grundsätzen und Beweggründen zu stehen, die ihn zu einem Teil der blauen Familie gemacht haben. Ideell befindet er sich damit möglicherweise auf einem vom Verfassungsschutz als völkisch-nationalistisch degradierten Weg, den der Mensch mit gesundem Verstand und wachem Geist aber allenfalls als den Pfad von Patriotismus und Heimatliebe beschreiben würde.

So ist es auch kein Ding der Unmöglichkeit, dass sich der Aschaffenburger interessiert zeigt an den Thesen des österreichischen Aktivisten Martin Sellner. Dieser wird von den deutschen Behörden zwar mindestens genauso verfolgt wie jeder Kritiker der Grünen dieser Tage. Doch sein Konzept der Remigration findet nicht nur bei gesottenen Rechtsextremisten Zuspruch. Viel eher ist die Rückführung von vermeintlichen Flüchtlingen ohne Bleibeperspektive ein gesetzliches Gebot der Stunde. Dass sich Jörg Baumann mit Stringenz hierfür ausspricht, macht ihn zu einem Bollwerk für die christliche Tradierung, kulturelle Identität und abendländische Unversehrtheit. Denn ihm ist sehr wohl bewusst, was der von Angela Merkel verursachte Tabubruch an massiven Kollateralschäden hinsichtlich der gesellschaftlichen Resilienz angerichtet hat. Mit einer pauschalen Feindseligkeit gegenüber dem Fremden haben seine Positionen ebenso wenig zu tun wie der schlichten Auffassung, dass es zur Souveränität einer jeden Gruppe gehören sollte, Grenzen im Zweifel zu schließen, Abschiebungen voranzutreiben und den Kontinent zu einer Festung zu machen, auf die letztlich nur noch derjenige vordringen darf, dem es an konkret nachweisbaren und individuell belegten Argumenten für Schutz und Obdach in der Ferne nicht fehlt. Das Stigmata von generellem Ausländerhass taugt bei dem Familienvater schon allein deshalb nicht, weil er auch in seiner beruflichen Vergangenheit ein stets integres Handeln im Geiste der geltenden Paragrafen an den Tag legte.

Es ist letztlich nur die Konfrontation mit der Wahrheit, wenn er in Videos oder Wortbeiträgen auf die statistische Unverrückbarkeit hinweist, dass die Eingliederung einer breitflächigen Mehrheit der bei uns ansässigen Gäste in die Arbeitswelt misslungen sei. Und man muss nicht um den heißen Brei herum schwurbeln, wenn die Lösung für entscheidende Probleme der Gegenwart in der Ausweisung derjenigen so nahe liegt, die keine Aufenthaltsberechtigung mehr besitzen, durch radikales oder kriminelles Verhalten auffällig wurden, Mitwirkung an Wachstum und Wohlstand verweigern, Sitten und Werte nicht anerkennen oder sich der liberalen Demokratie entgegenstellen. Baumann dürfte ebenfalls im Einklang mit nicht wenigen Bewohnern des Voralpenlandes stehen, wenn er eine Aufarbeitung der Grundrechtsverstöße während Corona zur Bedingung macht – oder die weitere Lieferung von Waffen an die Ukraine kritisch sieht. Ihm liegt stattdessen an einer längst überfälligen diplomatischen Initiative, die das Leiden und Sterben durch ein Einfrieren des Krieges mit Russland vorerst beendet. Mit dieser Ambition macht er sich nicht etwa zum Handlanger von Putin, sondern unterbreitet eine zur westlichen Sichtweise abweichende und dem Expansionsbestreben von NATO Paroli bietende Haltung, die schon allein deshalb Respekt verdient hat, weil er mit dem Ruf nach Frieden die Schuld Moskaus nicht relativiert. Stattdessen ist es ein Beitrag zu Klugheit und Pragmatismus, Menschenleben über geostrategische Bedürfnisse zu stellen.

Dass der Mandatsträger zudem mit dem Gedanken spielt, einen Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union nicht völlig in das Reich der Illusion zu verbannen, mag für manch einen Steigbügelhalter Ursula von der Leyens anstößig wirken. Er steht damit im Einklang mit jener Programmatik, die nun auch Alice Weidel zur Kanzlerschaft verhelfen soll. Es geht nicht um eine übereilte Abkehr vom Staatenbund. Stattdessen soll über ein Votum des Souveräns geklärt werden, ob die Vorteile einer Mitgliedschaft in einer zum bürokratischen Monster verkommenen Zweckehe noch immer überwiegen, die sich unter anderem mit dem Krümmungsverhalten von Obst und Gemüse und der Untrennbarkeit einer Flasche von ihrem Deckel befasst. Mit all diesen Erwägungen steht der seit 2023 der alternativen Fraktion im Maximilianeum angehörende Vorsitzende des Ortsverbandes Haibach keinesfalls allein auf weiter Flur. Seine Gesinnung dürfte viel eher bei einer wachsenden Zahl an Unterstützern der einzig noch ihren Namen verdienenden Opposition verfangen. Immerhin haben die neuesten Umfragen unmissverständliche Präferenzen des einfachen Mannes zwischen Nürnberg und Rosenheim offenbart. Auf dieser Welle darf Baumann nicht nur reiten, sondern er ist maßgeblich daran beteiligt, sie bis zur Ankunft im Hafen zu einem gewaltigen Widerspruch mit Blick auf Markus Söders wankelmütigen Kurs eines etablierten Fähnchens im Wind heranwachsen zu lassen.