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Von der Leyens neuer Migrationskommissar und das Märchen von der flüchtlingskompensierten Demografie

Die Meinung von Dennis Riehle

Was habe ich sie als Kind geliebt. Märchen sind so eine wunderbare Erfindung, für einen kurzen Augenblick heile Welt spielen zu lassen. Von all den Krisen und Sorgen weg, hin zu einem Paralleluniversum, in dem die Landschaften tatsächlich noch blühen – und in denen der Garten Eden nur ein Vorgeschmack ist auf das Paradies aus Milch und Honig. Was für die Jüngsten unter uns zur Anregung von Phantasie und Entwicklung hilfreich und sinnvoll ist, das hat sich spätestens dann überdauert, wenn wir in ein Alter kommen, in dem wir nur noch dann vor der Wirklichkeit fliehen können, wenn wir Bundeswirtschaftsminister sind – oder einer stringent woken Gesinnung anhängen, mithilfe derer wir uns in einer naiven und unverantwortlichen Doppelmoral auf der einen Seite täglich messerscharfe Realitäten vor Augen führen lassen, aber gleichzeitig in Verklärung und Ablenkung weiterhin mit dem Narrativ kokettieren, es wird sich schon alles zum Guten wenden.

Da kann die Idee des Multikulturalismus noch so krachend gescheitert sein. Wer in seiner Ideologie festsitzt und mit Scheuklappen davon abgehalten wird, aus kriminellen Einzelfällen eine tyrannische Regel zu erkennen, dem wird es nicht schwer fallen, Tatsachen im 21. Jahrhundert zu beschönigen und klein zu reden – die mittlerweile offen auf unseren Straßen, in den Fußgängerzonen, Schwimmbädern oder Parks zu einer nicht hinnehmbaren Routine werden. Man kann es als Kollateralschaden einer sich schon vor Dekaden überdauerten Philosophie betrachten, die von der Naivität ausgeht, dass sich unterschiedliche Völker mit den verschiedensten Sprachen, Religionen, Brauchtümern, Traditionen, Sitten, Normen, Werten, Ursprüngen, Idealen und Zielvorstellungen nicht auf einem geografisch begrenzten Raum zu einem Miteinander in Friede, Freude und Eierkuchen verdonnern lassen.

Wo etwas passend gemacht wird, was partout nicht kompatibel ist, entstehen auf Dauer gesellschaftliche Spannungen. Zumal dann, wenn sie obendrein von dem immanenten Bestreben motiviert sind, aus dem Abendland einen sarazenische Ableger zu schaffen, welcher in seinem Exzess auf der Allgemeingültigkeit von Scharia und Kalifat fußt. Solange es eine in der internationalen Wahrnehmung dominierende Strömung des Islam gibt, die weder etwas von Säkularisierung noch von Sozialisation wissen möchte, wird der nüchterne Bürger dem früheren Bundespräsidenten nicht zustimmen können, dass diese muslimische Glaubensrichtung mit unserer Demokratie in Einklang zu bringen und Teil von uns ist. Natürlich wissen wir um die vielen anständigen, zurückhaltenden und eingegliederten Mitmenschen, die den Koran nicht buchstabengetreu lesen – und Macheten keinesfalls als völlig normales Werkzeug an die Wände ihres Wohnzimmers hängen.

Es gibt wahrscheinlich sogar eine übergroße Mehrheit, die es in erster Linie darauf abgesehen hat, ohne Argwohn, Missgunst oder Neid respektvoll und anerkennend ein Gefüge aus Hausherr und Gästen zu bilden, in dem sie an Wachstum, Wohlstand und Prosperität aktiv mitwirkt. Und die darüber hinaus nicht danach frönt, allzu schnelle Bekanntschaft mit 72 Jungfrauen zu machen – und sich eklatant vom Wahn distanziert, als Märtyrer von Allah in Hass und Gewalt gegenüber dem Andersdenkenden zu versinken. Doch solange die Gemäßigten und Liberalen nicht das Wort ergreifen und zu einer vernehmbaren Stimme werden, die gegen die Extremen in ihren Reihen lautstark protestieren, verhaftet die Wahrnehmung, dass die mohammedanische Weltanschauung nicht auf Konformität ausgerichtet ist. Es sind nun einmal das Bunte herausfordernde Wahrheiten, die wir nicht verdrängen können, weil sie Zweifel an der Integrität vieler Migranten aufkommen lassen.

So war es etwa im Jahr 2017 und 2018, als die Stimmung unter denjenigen kippte, die plötzlich auf hoher See im Mittelmeer ihre Pässe demonstrativ zerrissen – und keine Skepsis mehr daran aufkommen ließen, dass ihre hehre Absicht nach Obdach und Versorgung längst verklungen war. Da fand man nichts mehr von Dankbarkeit gegenüber Mutti, die einen der größten Tabubrüche der Gegenwart ermöglichte. Denn wenn teils aggressiv auf Schlauchbooten in die europäischen Hoheitsgewässer vordringende Gruppen fremder Herkunft unverhohlen zugeben, dass sie sich über tausende Kilometer Entfernung auf den Weg direkt in die Bundesrepublik begeben haben, um dort nicht etwa vor Verfolgung Schutz zu suchen, sondern die Großzügigkeit unserer Sozialsysteme für ein besseres Dasein zu missbrauchen, dann muss das als ein bewusster Angriff auf die Souveränität der EU und eine moderne Variante der Invasion in Richtung des hiesigen Kontinents begriffen werden.

Jeder, der diesen Einmarsch durch neue Pull-Faktoren fördert und immer weitere Scharen anzieht, macht sich mitschuldig am Chaos, an der Überforderung und einer wachsenden Zerrüttung unserer Tradierung und Prägung. Und da helfen auch keine Ausreden, wie sie der jetzt ins Amt kommende Kommissar für Migration unter der Präsidentschaft von Ursula von der Leyen äußert. Nein, wir benötigen keine Kompensation für den demografischen Wandel, der auf der uferlosen Durchmischung der Ethnien basiert, welche die Schöpfung nicht ohne Grund mit ihren divergierenden phänotypischen Merkmalen zunächst einmal separiert voneinander angeordnet hat. Wir retten uns nicht vor dem Untergang, indem wir die Löcher am Rumpf mit fragilem Kleber hastig zu schließen versuchen. Denn sie werden nicht stabil genug sein, um den Druck der immer neuen Wellen an Flüchtlingen auf aller Herren Länder standzuhalten – und sie bei Bedarf kategorisch zurückzuweisen.

Stattdessen sollten wir aus unserer Mitte heraus dafür sorgen, die Außenwände wieder zu verstärken – beispielsweise durch eine strikte Grenzsicherung, den Ausbau einer Festung und eine familienfreundliche Politik, die Kinder wiederum zum einzigartigen und größten Geschenk für unsere Zivilisation statt als Ballast und Hemmnis für die eigene Karriere begreift. Unsere Identität lässt sich nicht dadurch wahren, sie beständig zu verwässern. Sondern es braucht endlich wieder Profil und Selbstbewusstsein, aus Überzeugung und Stolz für eine Nation einzutreten, die nicht unter der Verheißung des „Wir haben uns alle lieb“-Regenbogens ihre Sicherheit und Zukunft finden wird. Sondern in der profanen Banalität, dass wir nur aus eigenen Stücken, in der Verinnerlichung von Schwarz-Rot-Gold und dem Überlebenswillen in Einheit statt Vielfalt, auf ein belastbares Morgen blicken können. Erst dann, wenn diese Perspektive reift, ist Hoffnung angebracht.