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Musiktage als Ort subtiler Belehrung: Wie die Kultur den Zeitgeist lehren soll!

Kommentar von Dennis Riehle

Hier im Süden der Republik ist augenscheinlich noch Vieles in Ordnung. Auch wenn uns manch eine Wirklichkeit schmerzhaft einholt, die in anderen Städten bereits alltagsprägend ist, so ticken abseits der großen Metropolen die Uhren doch noch ein wenig anders. Hier setzt man weiterhin auf Tradition, Brauchtum und Prägung. Und schien die Peripherie bislang verschont von allen zeitgeistigen Einflüssen. Aber selbstverständlich können wir uns nicht ewig lossagen von einer Großwetterlage, die aktuell über den Schwarzwald hinweg zu schwappen scheint. Da ist es diese niveauvolle Veranstaltung von besonderem Wert, die Liebhaber der Kunst nach Donaueschingen einlädt, um dort in den Geschmack von Musik zu kommen, die vor allem präsentieren soll, was es in der Branche an Neuem gibt. Und so strömten die Fans des auch über die Region hinaus bekannten Events erst kürzlich wieder in Scharen an den Ursprung eines der größten Ströme in Europas, um bisher unbekannten Klängen zu lauschen. Was sie zu hören bekamen, waren allerdings nicht nur aneinandergereihte Noten und Klänge. Stattdessen hatten es die Macher wohl gewollt und gezielt darauf angelegt, eine Botschaft ins Land zu schicken, die sich an der Auswahl der entsprechenden Werke und ihrer Darbietenden festmachte: Es sollte bunt, woke, queer und weltoffen zugehen.

Und so mutierte man kurzerhand zu einer politischen Zusammenkunft, die unter dem Deckmantel von Opus und Kreation unmissverständlich zum Ausdruck brachte: Man wünsche sich ein Miteinander der Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Toleranz, in der sich sämtliche Ethnien friedliebend um den Hals fallen – und in dem es zwischen den verschiedenen Gruppen und Verbünden keine phänotypischen Merkmale und individuelle Unterschiede, sondern nur noch Verbindendes gibt. Es ist also diese Vorstellung von Milch und Honig, die man als Cellist, Gitarrist oder Klarinettist selbstredend in Form des verklausulierten Œuvres unter die Menschen bringen kann. Denn Virtuosität ist nicht Realität. Und Hintertupfingen ist nicht Berlin Marzahn-Hellersdorf. Es offenbart sich an immer mehr Stellen, wie tief eine linksgrüne Mentalität mittlerweile in den Köpfen gutgläubiger Marionetten verankert ist, welche dazu einlädt, sich von der Wahrheit abzuschotten – und in eine Fantasiewelt einzutauchen, die mit Rationalität nichts mehr gemein hat. Denn dort vegetiert man – wie von Cannabis gedopt – in einem Idealismus, der zwar von jeglichen Zwängen befreit, welche mittlerweile dem einfachen Bürger wie Last und Bürde aufgebrummt sind. Aber der gleichsam die Gefahr in sich birgt, beim Aufwachen aus dem Dornröschenschlaf brachial auf dem Boden der Tatsachen aufzuschlagen.

Da muss man nicht einmal zum Extremen greifen und die Gefahr von Messerübergriffen mitten in der Fußgängerzone als eine zur Normalität gewordene Erscheinung im Jahr 2024 als Exempel für den Zustand der Republik statuieren. Es genügt vollkommen, wenn man auf den Nachbarn von nebenan blickt, dem über Nacht in den Sinn gekommen ist, dass er nach vier Dekaden Existenz als stabiles Maskulinum plötzlich seine feminine Seite entdeckt – und sich kurzerhand nicht nur einer geschlechtsangleichenden Operation unterzieht, sondern vom Selbstbestimmungsrecht der Ampel Gebrauch macht, um einmal im Jahr offiziell seine sexuelle Identität zu ändern. Oder man wundert sich, wenn der Freund von gegenüber seine Einkaufstasche öffnet und ausschließlich laktosefreie Veggie-Produkte aus biologischem Anbau zum Vorschein kommen, in der Garage aber weiterhin ein SUV steht, der sich nicht mit aus Wind gewonnenem Strom antreiben lässt. Da ist es der Untermieter, der in der Freizeit gerne mit dem Lastenrad unterwegs ist, aber mehrmals im Jahr mit dem Flugzeug um die halbe Welt jettet. Da verteufelt der frühere Schulkollege die Atomkraft als gefährlichste Technologie aller Zeiten, um seine Energie weiterhin aus der Kohleverbrennung zu beziehen.

Die eigene Verwandtschaft unterschreibt eine Petition für „Refugees Welcome“, geht allerdings auf die Barrikaden, sobald neben ihrem Garten ein Flüchtlingsheim aus dem Boden gestampft werden soll. Der Einsatz von Macheten bleibt für sie ein Einzelfall, Pöbelei und Attacke auf die AfD allerdings die legitime Regel. Für sie gehen unsere Sozialsysteme zugrunde, weil der Milliardär zu viel Geld angehäuft hat. Sie finden CO2 nur dann nützlich, wenn es unter die Erde verfrachtet wird. Sie tragen auch dann noch die Maske gegen Corona, wenn zur Mitte der Epoche irgendwann einmal die Wärmepumpe abgezahlt ist. Für sie bleibt das Asylrecht eine einseitige Angelegenheit, weil es die verdammt kollektivschuldige Aufgabe eines jeden noch so weit entfernten Nachfahren seit Ende des Dritten Reiches ist, im Büßerhemd den Mittleren Osten und Nordafrika bei uns aufzunehmen und zu alimentieren. Ein Schutzstatus stellt für sie die Garantie dar, selbst bei Kriminalität, Gewaltbereitschaft und Fanatisierung nach drei Jahren einen hiesigen Pass zu erhalten. Integration verstehen sie als die Assimilierung der autochthonen Mehrheit an die muslimische Minderheit.

Und so ist die Doppelzüngigkeit, mit der sich die hehren Moralisten und politisch Korrekten brüsten, zu einer Tugend geworden, die man auf den unterschiedlichsten Wegen an Mann, Frau und Ens bringen möchte. Dafür bedient man sich der niederschwelligen Instrumente und ebenerdigen Kanäle, um im Zweifel auch denjenigen erreichen zu können, welcher bei aller Naivität noch einen gewissen Restverstand aufweist – aber empfänglich bleibt für Belehrung, Bevormundung und Bekehrung. Trotz Zweifeln, ob eine Anschauung grenzenloser Harmonie praktikabel ist, werden sie weich, wenn ein nicht-weißer, sich fleischlos ernährender und die queere Flagge hissender Dirigent die Ode an die Freude orchestriert. Es ist das subtile Bemühen der Utopisten, mit Vehemenz die Courage und Standhaftigkeit jener zu untergraben, die sich Konservativismus und Radikalismus im besten Sinne verschrieben haben. Denn letztgenannte setzen auf Wurzeln, Ursprung und Kontinuität, statt eine Gesellschaft brachial umkrempeln zu wollen. Wir stecken insofern inmitten des oftmals als Verschwörungstheorie abgestempelten Kulturkampfes. Und sein Streitwert ist unübersehbar: Wollen wir ein Morgen im pluralistischen Chaos – oder ein Land von Souveränität und Integrität, das maßvolle Veränderung zulässt, ohne seinen Charakter und Unversehrtheit preiszugeben?