Kommentar von Dennis Riehle
Als ich vor kurzem mit einem Kollegen sprach, der mittlerweile in den USA lebt, hatten wir uns zunächst privat viel zu erzählen. Doch im weiteren Verlauf kamen wir wohl nicht umhin, uns auch der Politik zuzuwenden. Und er warf eine Frage auf, die sich im Augenblick wohl nicht nur viele Menschen im Ausland stellen: „Was ist eigentlich bei euch in Deutschland los, was ist aus dieser ehrenwerten Nation geworden?“. Ob nun mit Blick auf die ungezügelte Migration, die Einschränkung von Grundrechten, das Komplettversagen einer Regierung oder auch die Preisgabe der Identität: In der Bundesrepublik des Jahres 2024 ist nichts mehr so, wie man das noch aus den vorvergangenen Dekaden gewohnt war. Da erodiert nicht nur der gesellschaftliche Zusammenhalt. Sondern da werden Sitten und Werte offenbart, die man sich eigentlich als stabiles Kontinuum vorstellte. Doch heute scheint Schwarz-Rot-Gold tatsächlich zur Farbpalette geworden zu sein, mit der sich von der Regierung über Behörden bis zur Polizei niemand mehr identifizieren will und soll. Stattdessen hängt auch an öffentlichen Gebäuden nur noch der Regenbogen als Ausdruck eines ad absurdum getriebenen Verständnisses von Weltoffenheit, Toleranz und Respekt. Dass man sich hierbei mit einer Ideologie gemeinmacht, die nicht zuletzt auf den momentan in jeder kleineren Stadt stattfindenden Paraden in all ihrer Schönheit der Schweinsmasken, von Lack und Leder, in Handschellen, Windeln oder mit Rüschen präsentiert wird, scheint das tugendhafte Empfinden von einer großen Zahl an Bürgern auch deshalb nicht zu tangieren, weil sie ihren eigenen normativen Kompass schon längst der Moralisierung und dem Diktat einer Minderheit unterworfen haben.
Mit dem ständigen Totschlagargument der Diskriminierung werden gerade diejenigen auf Kurs gebracht, denen es selbst an Rückgrat und Courage für ein souveränes Einstehen fehlt. Und so lässt sich nicht nur das Individuum von einer Doktrin leiten, die auf größtmögliche Beliebigkeit und Willkür abzielt. Sondern es ist mittlerweile auch die Wirtschaft, welche sich auf den Weg des Zeitgeistes begibt, um möglicherweise neue Kundenstämme zu erschließen, denen das Prädikat „Made in Germany“ weniger wichtig ist als der Slogan „Made in Vielfalt“. Dass sich unter diesem Motto Betriebe zusammengetan haben, um einerseits als aufgeschlossene, weitsichtige und verständnisvolle Partner von Personen zu fungieren, die im Zweifel täglich nach ihrem Geschlecht suchen – und zwischen binär und vulgär kaum zu unterscheiden wissen, stellt bereits ein Höchstmaß an Peinlichkeit dar. Sehr viel verwerflicher macht die Kampagne allerdings das von den Betrieben ausgegebene Credo, sich kurzerhand in den politischen Wettbewerb einzumischen und Flagge gegen die AfD zu zeigen. In der jüngeren Vergangenheit haben sich bereits mehrere Firmenbosse mit einigermaßen übergriffigen Ratschlägen an ihrer Belegschaft und die Konsumenten gewandt, von einem Kreuz auf dem Stimmzettel bei der Alternative für Deutschland auch deshalb abzusehen, da nicht etwa die verkopfte Transformation von Robert Habeck den wirtschaftlichen Niedergang beschleunigt, sondern weil man den Blauen auf Grundlage von Mutmaßungen, Vorurteilen und Ressentiments ökonomische Unfähigkeit attestiert. Dass es aber nicht Alice Weidel war, die Insolvenzen keinesfalls als Pleitegeschäft betrachtete, sondern lediglich als den Stillstand der Produktion, haben vor allem diejenigen vergessen, die sich in ihrem paranoiden Narrativ über die rechtsextremistische Programmatik einer ungeliebten Partei verbissen haben.
Und tatsächlich wäre es wohl diese Kraft, welche endlich wieder den hiesigen Standort attraktiv machen würde, statt mit einer verblendeten Energiewende die Preise für Investoren derart in die Höhe zu treiben, dass sie im Augenblick massenweise von einer Ansiedlung in unseren Sphären absehen. Da werden wieder einmal Studien in Auftrag gegeben, um unter dem Deckmantel einer willfährigen Wissenschaft am Ende attestiert zu bekommen, dass die Industrie große Furcht vor einer Machtübernahme durch die kritische Opposition habe. Wenn man sich aber wiederum die Stimmen einzelner Unternehmer anhört, die trotz der Zuwanderung von so vielen Fachkräften aus der Fremde noch immer händeringend nach Personal suchen, dann relativiert sich die Angst vor einem in den Umfragewerten für Furore sorgenden Konkurrenten des Kartells von CDU bis Grünen. Denn wer tatsächlich noch immer der Mär anhängt, Fluchtmigration bringe reihenweise qualifizierte Experten in unser Land, die darüber hinaus vor Leistungswilligkeit strotzen und an Wachstum und Wohlstand mitwirken möchten, der muss sich entweder selbst auf den Arm nehmen – oder von der Erzählung der multikulturellen Bereicherung dermaßen vereinnahmt sein, dass nicht einmal mehr auffällt, wie unser Sozialstaat aus den Fugen gerät. Blickt man auf die Statistiken, so sind die Empfänger von Bürgergeld mittlerweile derart überproportional einer ausländischen Herkunft zuzuordnen, dass man nur schwer daran glauben kann, wie nützlich doch diejenigen für unseren Arbeitsmarkt sind, die ihre Ursprungsdestination nicht aus Not und Verfolgung, sondern auf der Suche nach einer besseren Zukunft verlassen haben.
Es ist unbestritten, dass wir mittlerweile viele engagierte Staatsbürger mit Wurzeln in der Ferne bei uns haben, die zu Recht den deutschen Pass besitzen. Sie sind allerdings stets durch eine vorbildliche Bereitschaft zur Integration und die selbstverständliche Eingliederung in unsere Regeln und Prinzipien aufgefallen, dass man solch eine Beispielhaftigkeit heutzutage nicht mehr als Maßstab für die hier Ankommenden anlegen kann. Es sind vor allem jene, die den offenkundigen Mentalitätswechsel der vermeintlich Schutzsuchenden nicht mitbekommen haben, welche auch weiterhin auf der Überzeugung beharren, dass die über tausende Kilometer aus ihrer Heimat ausgerechnet bei uns in Mitteleuropa Obdach und Versorgung begehrenden Asylbewerber nichts Anderes im Sinn haben, als dem von der Ampel an die Wand gefahrenen Exportweltmeister wieder auf die Beine zu helfen. Auch wenn es manch einen Traum des Pluralismus und die Utopie der heilen Welt zerstören mag, so kommt man nicht umhin, mittlerweile das Attest eines massiven Missbrauchs unserer Strukturen auszustellen, wenn man auf die Motivation blickt, weshalb die nach individuellem Nutzen und persönlichem Mehrwert strebenden Ansiedler in den spanischen oder italienischen Häfen eine gefährliche Fahrt über das Mittelmeer in Kauf genommen haben. Ihnen geht es nicht vorrangig darum, ein prosperierendes Miteinander zu fördern. Und deshalb braucht es ein Ende dieser Lebenslüge, welche sich momentan in der Anti-AfD-Aktion bahnbricht. Lassen wir doch im Geiste der Volksherrschaft diejenigen entscheiden, welche stets das letzte Wort haben. Sie werden an der Wahlurne zur richtigen Abwägung gelangen, wer fortan die Zügel in den Händen halten soll. Und dabei brauchen sie keine Unterstützung durch sich für besonders hehr erachtende Konzernbosse, sondern können ganz ausschließlich auf ihren Menschenverstand vertrauen.