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Linnemanns Veralberung der Deutschen: „Wir verstehen deine Sorgen, aber machen trotzdem weiter wie bisher!“

Kommentar von Dennis Riehle

Warum rafft sich der deutsche Bürger alle vier Jahre auf, um in der Wahlkabine ein Kreuz auf dem Stimmzettel zu setzen? Tatsächlich scheint es in einer Zeit, in der die Entfremdung zwischen Basis und Obrigkeit immer weiter zunimmt, nicht selten auch ein Ausdruck von Unzufriedenheit und Frustration, der uns möglicherweise nach Dekaden fester Verbundenheit mit einer bestimmten Partei plötzlich in ein anderes Lager wechseln lässt. Doch greift es nicht etwas zu kurz, Menschen allein das Motiv des Protests zu unterstellen, wenn sie sich trotz vieler Anfeindungen, Denunziation und Brandmarkung in der Öffentlichkeit zu einem Wechsel aus dem Kartell in Richtung der kritischen Opposition aufmachen? Carsten Linnemann ist immer wieder darum bemüht, die Seele der Deutschen zu erkunden und für ihre Verärgerung über die bestehenden Zustände Verständnis zu zeigen. Doch über ein bisweilen populistisches Ankündigen von einem Kurswechsel und der schlichten Benennung der momentanen Herausforderungen kommt er in der Regel nicht hinaus. Denn einerseits ist der Vorsitzende im Konrad-Adenauer-Haus nicht erst seit dieser Woche schockverliebt in die Grünen und findet Gefallen an der Wärmepumpe, der Transformation und dem Heizungsgesetz – welches man doch eigentlich abschaffen wollte, wenn man in politische Verantwortung kommt. Aber was interessiert das Geschwätz von gestern, wenn der Reiz der Macht jegliche Vernunft außer Kraft setzt. Zwar dürfte es innerhalb der Christdemokratie erheblichen Widerstand geben, sich beispielsweise auf eine Koalition mit Habeck einzulassen. Doch da man sich aufgrund des völlig widersinnigen Instruments der Brandmauer gegenüber der AfD bis auf das Äußerste von jenen abgegrenzt hat, die bei einer schlichten Betrachtung der Programmatik eigentlich der weltanschaulich am nächsten liegende Weggefährte wären, engt man sich selbst in der Auswahl von möglichen Bündnispartnern innerhalb des Kartells ein.

Und so mag sich der Generalsekretär noch so sehr in die Entwicklung eines typischen, subtilen und vereinfachten Psychogramms über die Sympathisanten der Alternative für Deutschland versteigen: Wer ihre Unterstützer kurzerhand zu einem Sammelsurium von Enttäuschten und Trotzigen erklärt, die ihr Votum nicht etwa aus einer unverhohlenen Zustimmung für die Forderungen, Konzepte und Lösungen der Blauen abgeben, sondern sich lediglich aus Verzweiflung von den etablierten Kräften abwenden, der degradiert sie zu bemitleidenswerten, infantilen und verlorengegangenen Schafen, die man wieder auf den Weg der Einebnung zurückholen möchte. Doch so simpel, wie man sich dieses Manöver vorstellt, ist es nun einmal nicht. Verfolgt man die Befragungen durch die Meinungsforschungsinstitute, so fällt die Entscheidung einer wachsenden Zahl an Anhängern des so ungeliebten Konkurrenten aus bewusster Überzeugung, Fürsprache und Rückhalt für die Herangehensweise, welche die Alternativen im Falle einer Partizipation an der Regierung zur Abstimmung stellen. Der Anteil der Stammwähler verfestigt sich nach und nach, was ein Abwerben in den kanalisierten Strom der naiven und verblendeten Mitläufer eines „Weiter so“ immer schwieriger werden lässt. Denn nicht zuletzt der Umstand, dass der Patriotismus in diesem Land trotz der Androhung einer repressiven und gängelnden Moralkeule durch den Verfassungsschutz und die gesellschaftliche Diffamierung von Freunden, Nachbarn oder Kollegen mit einer Affinität zur AfD eine Renaissance erlebt, bringt mittlerweile sogar diejenigen ins Grübeln, die aus dem Dornröschenschlaf der Harmonie, Toleranz und Vielfalt erwachen – und als bisherige Couch Potatoes nun doch auf die Idee kommen, dass die Wirklichkeit aus dem ÖRR offenbar nur noch wenig mit der tatsächlichen Realität zu tun hat.

Weil die Probleme nicht mehr diffus sind, sondern jeden Tag mit aller Deutlichkeit in den Alltag der Menschen hineinbrechen, verschmähen sie denjenigen, der mit einigen veränderten Stellschrauben am Kurs von Angela Merkel prinzipiell festhalten will. Denn wird sind in einem Stadium angelangt, in dem es um eine radikale Trendumkehr geht, die unter anderem eine konsequente Remigration, eine Abwendung von der ökologischen Transformation, einen Stopp der queeren Ideologie, eine Strategie von Diplomatie und Frieden gegenüber Russland sowie Maßnahmen gegen einen ausufernden Sozialstaat glaubwürdig und ernsthaft umfasst. Dass man sich damit nicht nur auf dem Boden unseres Grundgesetzes bewegt, das zeigt die Debatte über den Versuch, die AfD in Karlsruhe verbieten zu wollen. Niemand aus der Obrigkeit scheint derzeit gewillt, diesen Schritt auch tatsächlich zu gehen. Denn man möchte sich nicht nur eine weitere Klatsche ersparen. Sondern es fehlt am Ende an der Perspektive, was mit einer solchen Untersagung erreicht werden soll. Glaubt tatsächlich jemand, dass im Falle eines Dekrets die Wähler der Alternative für Deutschland kurzerhand zu den Grünen wechseln? Meinungen und Gesinnungen lassen sich in einem Totalitarismus zwar unterdrücken. Doch die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass der steigende Druck im Kessel im schlechtesten Fall zu einer Aufruhr in der Bevölkerung beitragen kann. Dieses Risikos ist man sich in Berlin zweifelsohne bewusst. Trotzdem agiert man weiter gegen die Souveränität, Integrität und Unversehrtheit von Volk, Kultur und Einheit. Solange die Homogenität der Alteingesessenen nicht davon absieht, jene ungeniert und schamlos als Rechtsextreme zu etikettieren, die nichts Anderes in sich hegen als eine Sorge über die Zukunft ihrer Heimat, werden all die Beteuerungen einer gelobenden Besserung aus den Reihen von Dunkelrot bis Schwarz nicht nur in der ostdeutschen Peripherie ungehört verhallen.