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Von intersexuellen Boxerinnen maskuliner Erscheinung und der Wiederkehr von Sodom und Gomorra

Kommentar von Dennis Riehle

Kontrastreicher könnte die Wirklichkeit nicht sein. Da ringt eine für den außenstehenden Laien als Transperson auftretende Intersexuelle in Paris ihr weibliches Gegenüber mit wenigen Schlägen beim Boxen nieder, weil bei einem ehrlichen Blick ein von der Natur offenbar als männlich angelegter Körper dem einer Frau gegenübersteht. Und trotz aller Erfahrungen mit der Skurrilität und Obszönität der Eröffnungsfeier lässt das zuständige und seit dem ersten Tag der Spiele in Verruf und Verachtung geratene Komitee einen Kampf zu, der tatsächlich weder gerecht noch dem Olympischen Geist entsprechend ist. Denn wo sich allein aufgrund der subjektiven Empfindung des Einzelnen plötzlich zwei nicht miteinander vergleichbare Physiognomien begegnen, werden Fairness und Chancengleichheit kurzerhand über den Haufen geworfen. Sich aus Emotionalität vom biologisch meist recht eindeutig definierten und erkennbaren Geschlecht zu lösen, um unter dem Deckmantel der Toleranz und der Selbstbestimmung nahezu stündlich die sexuelle Identität wechseln zu können, ist nicht nur ein Ausdruck von fehlender Festigkeit, Kongruenz und Echtheit. Stattdessen eröffnet diese Ideologie der Beliebigkeit, Unstetigkeit und Willkür Tür und Tor für Missbrauch und Betrug. Im Versuch, die menschlichen Grenzen zu überschreiten und der Schöpfung ein Schnippchen zu schlagen, äußert sich eine Manier der böswilligen Irritation gegenüber einer Gesellschaft, die für einen funktionierenden Alltag und ein problemloses Miteinander auf gewisse Regeln angewiesen bleibt. Und da ist die Evolution ein unverrückbares, unumstößliches und unabänderliches Gerüst, das als allgemeingültiger Orientierungspunkt weder dem Zufall noch der Befindlichkeit überlassen werden kann.

Diese Auffassung vertritt wohl auch das Verfassungsgericht in Italien, das unlängst in diesen Tagen den Kontrapunkt zu den pervertierten Wettbewerben in Frankreich gesetzt hat. Nach der Auffassung der dortigen Judikative bleibt es beim Konzept der Binarität, innerhalb dessen es zwar Schattierungen geben mag. Doch sie alle bewegen sich zwischen den Polen zwischen Maskulinum und Femininum – und sind auch nur in einem äußerst geringen Umfang diskutabel. Schließlich ist dieses tief in der DNA unserer Spezies verankerte Prinzip nicht dazu geeignet, zum Spielball einer Weltsicht der Subjektivität und Individualität zu werden, die sich unter der Androhung der Diskriminierung über alle Konventionen eines Kollektivs stellen. Wer auf dem Ozean des Pluralismus über das gesamte Leben hinweg auf Sinnsuche verharrt, ohne dabei auch nur einen einzigen Gedanken zu verschwenden, irgendwann in einen Hafen einzulaufen und dort vor Anker zu gehen, der erweist sich entweder nicht willens oder in der Lage, Normen und Werte einer Gemeinschaft anzuerkennen und zu praktizieren. Das Festlegen auf eine Wesenseinheit aus innerer Wahrnehmung und externer Bewertung scheint denjenigen unmöglich, die in ihrer Erziehung nicht etwa sozialisiert, sondern in einer Denkart bestätigt wurden, wonach die Eingliederung in einen Verbund dann verweigert werden kann, wenn man sich mit diesem Schritt in seiner persönlichen Sensibilität und charakterlichen Schwachheit unwohl fühlen sollte. Doch Gemütsregungen können kein Maßstab für eine Gruppe sein, die sich selbst bei größtmöglicher Liberalität auf einen Minimalkonsens an Wirksamkeit, Endgültigkeit und Gesetzeskraft verständigen muss.

Und so ist das Signal aus Rom durchaus von erheblicher Relevanz auch für die anderen Länder, wonach selbst in der progressiven Hemisphäre des Westens einer Einigkeit darüber herrschen sollte, dass es an der Originalität und Ursprünglichkeit nichts zu rütteln gibt. Je schneller sich die politische und zivilisatorische Spirale der Korrektheit, Infantilität und Trotzigkeit dreht, desto stärker wird die Entfremdung der Menschen. Übrig bleibt am Ende eine Anordnung aus profillosen Eigenbrötlern, die in ihrer jeweiligen Parallelwelt von der Wiege bis zur Bahre an Authentizität und Erscheinung basteln. Diesem Spuk der Distanz und Segregation sollte auch deshalb Einhalt geboten werden, weil eine Aufkündigung der Konformität mit Spaltung, Zwietracht und Missgunst verbunden ist. Es gibt bei uns schon heute mehr als genug Diversität durch eine zügellose Migration und eine Vermischung der Kulturen, die sich letztlich als ebenso trügerisch erweist wie das Spektakel der Schande an der Seine. Zwar reitet das Unbekannte und Fremde auf der Welle von Respekt und Akzeptanz, die wir aus mangelndem Selbstbewusstsein und Stolz auf unsere Nationalität, Souveränität und Integrität bis ins Absurde zu treiben vermögen. Doch bereits Popper sagte voraus, dass sich diejenigen von größter Unnachgiebigkeit zeigen werden, die unsere von Zeitgeist, Wokeness und Sittenlosigkeit gespeiste Desillusionierung für ihre Zwecke ausnutzen. Denn man kann sich kaum vorstellen, dass in einem sarazenischen Kalifat auch nur annähernd jene Buntheit, Bockigkeit und Bräsigkeit hingenommen wird, welche sich das queere und subtile Ens in seiner Harmoniesucht in den Kopf gesetzt hat.