Kommentar von Dennis Riehle
Doppelmoral ist eine Tugend! – Was noch bis vor einigen Jahren als ein sittlich verwerfliches Vorgehen angesehen worden ist, scheint in der Wirklichkeit von 2024 zu einem hehren Ansinnen insbesondere des progressiven Spektrums in unserer Politik, die sich wiederholt mit Vielzüngigkeit in den Vordergrund rückt – und damit ihre ethische Verrohung und Abstumpfung demonstriert. Ein besonderes Paradebeispiel stellen hierbei die Grünen dar. Sie erlassen nächtliche Flugverbote, um diese während der Europameisterschaft selbst zu brechen. Sie hofieren Atomkraftwerke an Front als Zukunftstechnologie, um die sicheren Meiler bei uns dem Erdboden gleichmachen zu können. Sie wollen uns zu einer gesünderen Ernährung erziehen, bedienen sich aber bei eigenem Hunger stets des Pizzaservice. Sie sprechen beim Errichten von Windrädern von Ökologie, zerstören mit den Rotorblättern allerdings die Artenvielfalt in der Luft. Sie entdecken Patriotismus nur dann, wenn es die mediale Öffentlichkeit herausgefordert hat – und wünschen sich an anderer Stelle eine Veränderung der Republik in Richtung des Kalifats. Und wenn es darum geht, Angriffe auf Wahlkampfstände zu verurteilen, so geht ihnen dies nur bei Opfern aus ihrem Kartell über die Lippen – wohingegen sie Gewalt rechtfertigen, sobald sie sich gegen das personifizierte Böse in Form von Funktionären, Sympathisanten und Mitgliedern der Alternative für Deutschland richtet. Und so verwundert es aktuell nicht, dass es auch die Mandatsträger der AfD in Bayern sind, die nach neuesten Statistiken am häufigsten verbalen und tätlichen Angriffen ausgesetzt sind. Eine entsprechende Anfrage zu diesem Thema deckte auf, wie friedselig die angeblichen Vorzeigedemokraten tatsächlich sind.
Repression, Drangsal und Tyrannei werden in diesen Konstellationen stets als ein notwendiges Mittel zur Bekämpfung von Extremismus, Identitarismus und Konservativismus verteidigt. Volksherrschaft reicht aus deren Perspektive lediglich bis zur CDU. All jene, die ihr Recht auf freie Wahl in Anspruch nehmen – und ein Kreuz auf dem Stimmzettel bei den Blauen setzen, werden kurzerhand in ihrer Würde herabgestuft. Gleichzeitig wird denen auf die Schulter geklopft, die es im Zweifel nicht nur bei Beleidigungen, Anfeindungen und Denunziation belassen – sondern auf offener Straße handgreiflich werden. Aus vielen Kontakten mit Abgeordneten in der gesamten Republik weiß ich um die regelmäßige Terrorisierung mit Sachbeschädigungen an Büros alternativer Repräsentanten. Sie werden sogar zu Hause aufgesucht und mit Lärmbelästigung, Klingelattacken und Gegröle um den nächtlichen Schlaf gebracht. Man überhäuft sie mit E-Mails, die mit mehr oder weniger deutlichen Bedrohungen einhergehen. Sie werden bei Arbeitgebern, Freunden und Bekannten angeschwärzt. Man recherchiert über sie bis in die tiefe Vergangenheit hinein – und entwirft im Zweifel haltlose Falschbehauptungen, um deren Leumund und Ruf zu diskreditieren. Bei Veranstaltungen gibt es nicht nur Buhrufe, sondern es werden auch mit Händen, Füßen und Gegenständen Verachtung und Hass zum Ausdruck gebracht. Von alledem wird man in den Leitmedien nur selten etwas erfahren. Denn auch die Systempresse nimmt mittlerweile eine entsprechende Gewichtung vor – und berichtet im Zweifel lieber über Paraden unter dem Regenbogen als über die Messerangriffe einer bestimmten migrantischen Tätergruppe in unseren Fußgängerzonen. Dass die Spaltung und Polarisierung in der Gesellschaft auf einen neuen Höhepunkt zulaufen wird, das zeichnet sich insbesondere seit der Corona-Pandemie ab.
Die Unterteilung zwischen Geimpfte und Ungeimpfte war ein Anfang, um ein Miteinander zunehmend zu dividieren. Heute verläuft die Bruchlinie beispielsweise entlang von Befürwortern des Krieges in der Ukraine einerseits – und den Pazifisten mit ihrem Anliegen nach Diplomatie, Verhandlung und Kompromiss andererseits. Zwischen Anhängern einer queeren Lebensphilosophie und Unterstützern der Binarität. Zwischen Klimafanatikern und Erderhitzungszweiflern. Zwischen Veganern und Fleischliebhabern. Zwischen Bequemen und Leistungsträgern. Zwischen Boomern und Generation Z. Zwischen Propagandisten für Vielfalt, Respekt und Harmonie sowie dem Team Remigration, Abschiebung und Festung Europa. Es sind also im Zweifel völlig konträre Weltanschauungen, die aufeinanderprallen. Doch während man früher über diese Unterschiede noch ins Gespräch kommen konnte, so ist die Dialogfähigkeit zwischen den Lagern nicht zuletzt auch aufgrund von Totschlagargumenten kaum noch möglich. Und dass es dann im Zweifel zum Einsatz von Schimpfwörtern, Zeigefingern und Fäusten kommt, ist vor allem eine Bankrotterklärung gegenüber jeglicher Zivilisiertheit, die wir eigentlich im Zuge der Evolution schon einmal erreicht hatten. Es entstehen also Gräben dort, wo wir sie nie für denkbar hielten – weil es doch einen Mindestkonsens gab, das Andersdenkende zu akzeptieren. Und so kann es zu Versöhnung nur dann kommen, wenn wir in unserem Gegenüber nicht mehr den politischen Feind sehen – sondern in erster Linie ein ebenbürtiges Geschöpf, für dessen von unserer Haltung abweichende Meinung es zunächst einmal Interesse geben sollte. Denn wer seine Scheuklappen derart fixiert hat, dass er jeglicher konträren Überzeugung verschlossen bleibt, muss sich auch darüber bewusst sein, gegebenenfalls in seinem Dunstkreis zu vereinsamen.